Kurz vor dem Start der Playoffs in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) trat Christian Winkler in den Katakomben des SAP Garden vor eine beachtliche Menge von Journalisten. Dann riss der Manager des EHC Red Bull München zahlreiche Themen an, und sprach dabei auch über den Umzug in die neue Halle, der ein „großer Faktor“ gewesen sei. „Wenn die Leute meinen, wir sind hier eingezogen, haben auf den Lichtschalter gedrückt und die Musik hat angefangen zu spielen“, dann sei dem nicht so gewesen, sagte er.
Am vergangenen Freitagabend wurden im SAP Garden die EHC-Lichter für diese Saison ausgeknipst. Mit 1:2 mussten sich die Münchner den Mannheimer Adlern geschlagen geben, die dritte Niederlage nacheinander in der Viertelfinalserie war für die Mannschaft von Trainer Don Jackson gleichbedeutend mit dem Saisonende. 2:4 verlor der EHC die Best-of-seven-Serie. Damit steht fest, dass es auch in der zweiten Saison im SAP Garden keine Champions Hockey League geben wird – und dass der ERC Ingolstadt der einzig verbliebene bayerische Klub in den Playoffs ist. Nach dem 4:2-Serienerfolg über die Nürnberg Ice Tigers startet der Hauptrundensieger am Mittwoch ins Halbfinale gegen die Kölner Haie.
EHC-Kapitän Patrick Hager tat sich nicht schwer, die Hauptgründe für das frühe Saisonaus zu benennen. Es sei augenscheinlich, „dass wir mit der Chancenverwertung zu schlampig umgegangen sind“, sagte er in Badelatschen vor jener Sponsorenwand, vor der auch Winkler rund zwei Wochen zuvor gesprochen hatte. In den abschließenden zwei Playoff-Partien im SAP Garden gelang den Münchnern nur ein Tor, Adler-Torhüter Arno Tiefensee war einer der entscheidenden Faktoren in der Serie.
Hagers „roter Faden“ in dieser Saison: „Dass wir immer Momente gefunden haben, uns selbst ins Knie zu schießen.“
So endet für den EHC bereits im März eine Saison, die für seine Verhältnisse maximal turbulent verlaufen war. Zur neuen Arena kamen in Toni Söderholm, Max Kaltenhauser und Don Jackson drei unterschiedliche Trainer, die die Mannschaft leiteten, es gab mehr Abs als Aufs. Die „Achterbahnfahrt“, wie Winkler die Saison bezeichnete, endete, noch bevor es im Vergnügungspark DEL erst so richtig losgeht, nämlich auf der Fahrt in Richtung Titel. Hager sprach von „vielen Turbulenzen“ und machte einen „roten Faden“ aus, der sich durch die EHC-Spielzeit gezogen habe: „Dass wir immer Momente gefunden haben, uns selbst ins Knie zu schießen.“
Auch DEL-Rekordtrainer Don Jackson, der Ende Januar aus dem Ruhestand geholt wurde, konnte das frühe Playoff-Aus nicht verhindern. Jackson hatte die Mannschaft auf Platz fünf übernommen, als sie aus den direkten Playoff-Plätzen zu rutschen drohte. Mit sieben Siegen in Serie entstand nach seiner Rückkehr neue Energie, sogar Hauptrunden-Platz drei war wieder greifbar nah. Doch fünf Niederlagen in den abschließenden sieben Hauptrundenpartien sorgten dafür, dass es bei Platz fünf blieb – und es im Viertelfinale gegen Mannheim ging. Jacksons Magie reichte also auch nicht aus, um die EHC-Saison zu verlängern.

Winkler schloss direkt nach dem Scheitern nicht aus, dass es mit Jackson auch in der neuen Saison weitergehen könnte. Er habe, so Winkler, „der Mannschaft wieder die Identität gegeben, die wir haben wollen“. Der 68-jährige Jackson verwies nach der letzten Pressekonferenz der Saison lächelnd darauf, dass er sich diesbezüglich auch mit seiner Frau zusammensetzen werde.
Das große EHC-Bild, das sich jetzt seit der gewonnenen Meisterschaft 2023, mit der Jackson seine Trainerkarriere eigentlich beendet hatte, zeichnen lässt, ist keines, das den Klubverantwortlichen gefallen kann. Zu Buche stehen seitdem zwei fünfte Plätze in der Hauptrunde, ein deutliches Playoff-Halbfinal-Aus im Vorjahr gegen die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven und jetzt das Ende im Viertelfinale. Ergebnisse also, die den Ansprüchen von Red Bull nicht genügen, die stets den Titel als Ziel ausgerufen hatten. An den Ansprüchen müsse sich jeder messen lassen, sagte Kapitän Hager, das mache in erfolgreichen Zeiten sehr viel Spaß „und macht es sehr anstrengend, wenn der Erfolg nicht da ist“. Das „große Gesetz des Profisports“ sei nun mal der Erfolg, „und wenn der ausbleibt, werden Entscheidungen auch unangenehm sein“.
Die spannende Frage lautet also: Welche Lehren zieht der Klub daraus? Wie möchte er im September wieder angreifen? Einige Änderungen im Kader stehen bereits fest. Nach SZ-Informationen sind die Verpflichtungen von Nürnbergs Top-Torjäger Jeremy McKenna (28 Saisontore, fünf davon in den Playoffs), Wolfsburgs Angreifer Luis Schinko und Ingolstadts Verteidiger Fabio Wagner bereits fix, Schinko, 24, und McKenna, 25, werden den Altersschnitt im Kader senken. Der Umbruch nach dieser Saison werde größer ausfallen als in den vergangenen Jahren, sagte Winkler noch: „Wir werden ein etwas anderes Gesicht bekommen.“