Eishockey:Rückkehr mit Ausrufezeichen

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Von der Couch ins Getümmel: Ben Street (hier im Tiefflug) erzielte unmittelbar nach Beginn der Verlängerung den Münchner Siegtreffer in Berlin. Trevor Parkes (dahinter) traf am Sonntag gegen Krefeld doppelt. (Foto: Andreas Gora/imago)

Nach seiner zweiten Teamquarantäne bezwingt der EHC Red Bull München auswärts Meister Berlin und legt gegen Krefeld gleich nach.

Von Christian Bernhard

Elf Tage ohne Spielpraxis sind inmitten der Eishockeysaison eine lange Zeit. Da kann es schon mal passieren, dass man sich in solch einem ungewöhnlichen Fall bei der Rückkehr in den Spielbetrieb etwas "eingerostet" fühlt. So beschrieb Ben Street, Stürmer des EHC Red Bull München, das Gefühl, das ihn und seine Teamkollegen am Wochenende beschlich. Elf Tage lang hatten die Münchner in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) nicht spielen können, da Anfang Januar über sie aufgrund mehrerer Omikronfälle eine Corona-Teamquarantäne verhängt worden war - bereits zum zweiten Mal in dieser Saison.

Am Wochenende durften sie wieder ran - und ließen dabei wenig Rost erkennen. Auf den 3:2-Sieg nach Verlängerung am Freitag beim Tabellenführer und aktuellen Meister Eisbären Berlin ließ der EHC am Sonntag einen 5:1-Heimerfolg gegen die Krefeld Pinguine folgen. Die "unheimliche Freude", endlich wieder spielen zu dürfen, "wenn man so lange zu Hause sitzt ", die EHC-Manager Christian Winkler bei seinen Spielern ausgemacht hatte, münzten sie gleich in fünf von sechs möglichen Punkte um.

In Berlin hatte Münchens neuer Torhüter Henrik Haukeland ein gelungenes Debüt gegeben

Münchens Trainer Don Jackson musste auch gegen Krefeld auf jene fünf Spieler (Zach Redmond, Maximilian Daubner, Andrew MacWilliam, Maksymilian Szuber und Maximilian Kastner) verzichten, die schon in Berlin gefehlt hatten. Das Tor hütete Danny aus den Birken, und Philip Gogulla, der gegen die Eisbären als Verteidiger ausgeholfen hatte, kehrte wieder unter die Stürmer zurück. Als solcher stand er mit seinen Münchner Offensivkollegen schnell im Fokus, denn das Geschehen spielte sich im Startdrittel sehr oft sehr nahe am Krefelder Kasten ab. Pinguine-Torhüter Sergei Belov wurde bereits nach wenigen Sekunden von Yasin Ehliz geprüft und stahl den Münchnern auch fortan die Show, besonders mit einer Schoner-Parade gegen den direkt vor ihm freistehenden Jonathon Blum (10.). Gegen einen Nachschuss aus kurzer Distanz von Ben Smith war aber auch Belov machtlos (14.). Smith hatte auch schon in Berlin getroffen. Vor dem Münchner Tor wurde es in den ersten 20 Minuten nur einmal gefährlich, da aber so richtig, da Niclas Lucenius gleich zweimal frei abschließen konnte (17.). Aus den Birken war aber auf dem Posten.

"Gut, dass wir führen, aber ich glaube, da geht noch mehr", sagte Bastian Eckl nach dem Startdrittel bei Magentasport. Es gehe darum, "vor dem Tor nochmal präsenter und gefährlicher" zu sein, "dann könnte es auch schon 2:0, 3:0 oder 4:0 stehen", sagte der Angreifer. 2:0 stand es dann auch, weil Frederik Tiffels in seinem 150. DEL-Spiel Trevor Parkes schön in Szene setzte und dieser Belov mit einer Direktabnahme keine Chance ließ (23.). Die Krefelder waren aber auch davon nicht kleinzukriegen, Robert Sabolic markierte in Überzahl das 1:2 (26.), dann bewahrte aus den Birken den EHC mehrmals vor dem Ausgleich.

In Berlin hatte Münchens neuer Torhüter Henrik Haukeland sein Debüt gefeiert und mit seinen 40 abgewehrten Torschüssen gleich mächtig zu tun. "Er hätte sicher gerne seine Qualitäten im Penaltyschießen gezeigt, aber das können wir auch im Training erledigen", sagte Street grinsend. Der Angreifer hatte mit seinem Treffer nach nur 17 Sekunden der Verlängerung zügig dafür gesorgt, dass es nicht zu einem Penaltyschießen kommen würde. Der Extrapunkt tat den Münchnern besonders gut, da es im elften Versuch erst der zweite der gesamten Saison war. Am Sonntag war es aus den Birken, der im Schlussdrittel einen Alleingang von Leon Niederberger (46.) stoppte, ehe kurz darauf Parkes ebenfalls per Alleingang das 3:1 erzielte (49.). Justin Schütz (53.) und Gogulla (59.) trafen auch noch.

Wie die EHC-Spieler die zweite Teamquarantäne der Saison erlebt hatten, ließ Parkes durchblicken. Als die EHC-Spieler am Tag des Halbfinal-Hinspiels in der Champions Hockey League erfuhren, dass sie nicht spielen können und wieder in Quarantäne müssen, sei das ein "Schock" gewesen, sagte er. Die Spieler hielten sich zu Hause mit Spinning, Yoga und Stretching so gut es ging fit, Konrad Abeltshauser sprach von einem "ständigen Auf und Ab". Auf und ab wird es für den EHC auch demnächst gehen - aber das auf dem Eis, mit vier Spielen in neun Tagen (das nächste schon am Dienstag, daheim gegen die Augsburger Panther). Und nicht mehr auf der Couch.

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