Eishockey:"Das war einfach dumm"

Eishockey: Niedergeschlagen trotz seines Doppelpacks: Yannic Seidenberg ist mit dem Spiel der Münchner nicht zufrieden.

Niedergeschlagen trotz seines Doppelpacks: Yannic Seidenberg ist mit dem Spiel der Münchner nicht zufrieden.

(Foto: Ulrich Gamel/kolbert-press/Imago)

Der EHC Red Bull München gibt das Eishockey-Spitzenspiel bei den Grizzlys Wolfsburg nach einer 3:1-Führung im letzten Drittel noch aus der Hand - und fällt wieder hinter den Konkurrenten zurück.

Von Christian Bernhard

Yannic Seidenberg musste lange auf diesen Moment warten. 25 Spiele lang hatte der Offensivverteidiger des EHC Red Bull München nicht mehr getroffen, für einen Abwehrspieler mit seinem Offensivpotenzial eine sehr lange Zeit. Doch nun, im Spitzenspiel der Deutschen Eishockey Liga (DEL) bei den Grizzlys Wolfsburg, beendete er diese Serie - und das gleich mit einem Doppelpack. So richtig darüber freuen konnte sich der 38-Jährige nach der Partie aber nicht, denn die 3:1-Führung, an der Seidenberg mit seinen zwei Toren großen Anteil hatte, reichte dem EHC nicht. Nach drei Wolfsburger Treffern im Schlussdrittel verlor er mit 3:4, was das Ende seiner sechs Spiele andauernden Siegesserie bedeutete. Noch ärgerlicher für die Münchner war, dass sie dadurch auch den soeben eroberten zweiten Tabellenrang wieder an die Wolfsburger verloren. "Das war einfach dumm", schimpfte EHC-Verteidiger Konrad Abeltshauser nach Spielende bei Magentasport. "So leichtfertig ein Spiel zu verschenken, tut einfach weh." Der EHC hat nun alle vier Saisonpartien gegen die Wolfsburger verloren.

Platz zwei gesichert hatten sich die Münchner am Freitag, da sie mit 5:2 in Köln gewannen und die vor ihnen platzierten Wolfsburger bei Tabellenführer Eisbären Berlin mit 1:3 verloren. In Köln geriet der EHC früh in Rückstand, führte nach etwas mehr als der Hälfte der Partie aber bereits 4:1 - auch weil Philip Gogulla gegen seine ehemalige Mannschaft zweimal traf. "Wir haben in letzter Zeit viel an unserem Defensivverhalten gearbeitet", sagte Gogulla hinterher, "wie man sieht, sehr erfolgreich." Gogullas Wunsch nach dem Köln-Spiel lautete: "Hoffentlich werden wir in Wolfsburg genauso spielen wie heute."

Eigentlich läuft alles nach Plan für die Münchner - zu Beginn des Schlussdrittels haben sie auch noch sieben Überzahlminuten

Der Wunsch ging im Startdrittel nicht in Erfüllung. Die Wolfsburger machten schon in der Startphase gehörig Druck auf das Münchner Tor. Stellvertretend dafür stand EHC-Torhüter Henrik Haukeland, der bereits nach wenigen Minuten zur Bank musste, um seine Maske zu justieren, nachdem diese einen Schlagschuss abbekommen hatte. Der EHC tat sich ohne die verletzten Yasin Ehliz, Daryl Boyle und Danny aus den Birken gegen das druckvolle Grizzlys-Spiel schwer, offensiv Akzente zu setzen. Erst kurz vor Ende des Startdrittels gelang es ihm, nahe an das von Dustin Strahlmeier gehütete Tor zu kommen, doch Ben Street setzte die Scheibe nach einem schönen Querpass von Zach Redmond aus aussichtsreicher Position neben den Kasten (19.). Zu diesem Zeitpunkt lagen die Münchner bereits in Rückstand, weil Chris DeSousa im ersten Wolfsburger Überzahlspiel abgezogen hatte und die Scheibe von Haukeland auf den Schlittschuh von Maksymilian Szuber abgewehrt wurde, von wo aus sie über die Torlinie sprang (10.).

In Köln war es das Mitteldrittel gewesen, in dem die Münchner mit drei Toren die Vorentscheidung herbeiführten. Daran war am Sonntag erst einmal nicht zu denken, da sich die Gäste zu Beginn des Mitteldrittels drei weitere Strafzeiten leisteten und eineinhalb Minuten sogar mit zwei Spielern weniger auf dem Eis überstehen mussten - und das auch taten. Deshalb dauerte es bis Mitte des Spiels, bis auch die Münchner Offensive in der Partie ankam. Dann aber richtig: Erst verwertete Seidenberg einen intelligenten Querpass von Austin Ortega per Direktabnahme zum 1:1 (32.), dann erzielte Trevor Parkes mit seinem 21. Saisontor nach schöner Vorarbeit von Street das 2:1 (38.). Kurz vor der Drittelsirene hämmerte Seidenberg die Scheibe von der Blauen Linie zum 3:1 ins Netz, was sogar den meist ruhig hinter der Bande stehenden EHC-Trainer Don Jackson zu Applaus und einem Lachen verleitete. "Wir haben es im Startdrittel ein bisschen zu kompliziert gemacht", fand Seidenberg: "Das wollten wir im zweiten Drittel besser machen, und das hat gut funktioniert."

Alles lief nach Plan der Münchner, denn zu Beginn des Schlussdrittels kamen sie auch noch in den Genuss von sieben Überzahlminuten. Diese ließen sie aber ungenutzt - und plötzlich stand es 3:3, da Tyler Gaudet (49.) und Anthony Rech (50.) innerhalb von 35 Sekunden trafen. Knapp fünf Minuten vor Spielende komplettierte Gaudet die Wolfsburger Aufholjagd, indem er Haukeland clever durch die Beine zum 4:3-Siegtreffer überwand. Für Konrad Abeltshauser hatte die Partie bereits Playoff-Charakter, "aber unser Playoff-Eishockey ist hoffentlich besser als das, was wir heute im dritten Drittel gezeigt haben."

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