Die Szenen, die auf dem Videowürfel der Ingolstädter Eisarena gezeigt wurden, gefielen den Fans des ERC Ingolstadt. Sie zeigten das ganze Repertoire von Verteidiger Alex Breton – ein Repertoire, das weit über den defensiven Aspekt hinausgeht. Doch so richtig laut wurde es in der Halle erst, als die Nachricht dazu eingeblendet wurde. Breton, so war auf dem Videowürfel zu lesen, habe seinen Vertrag mit dem ERC bis 2027 verlängert. Die Folge: Ein kollektiver Jubelschrei, als ob die Ingolstädter ein Tor erzielt hätten.
Die Reaktion auf die Nachricht war am vergangenen Donnerstag mehr als gerechtfertigt, denn der 27-jährige Kanadier, der im Sommer aus der Slowakei nach Ingolstadt gewechselt war, ist wenige Monate später bereits einer der herausragenden Spieler in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Breton ist ein versierter Schlittschuhläufer, hat einen starken ersten Pass und ein gutes Auge. Und dazu kommt eine – für einen Verteidiger – herausragende Qualität: Er trifft in Stürmer-Manier. Zwölf Tore hat er zur Hälfte der Hauptrunde bereits erzielt, damit gehört er zu den besten Torschützen der Liga. „Und wie das überraschend ist“, erzählt er grinsend. „Niemand hat erwartet, dass ich hierherkomme und zu diesem Zeitpunkt der Saison zwölfmal getroffen habe.“
Zum Vergleich: Die zweiterfolgreichsten DEL-Verteidiger haben fünf Tore erzielt. Was ihm durch den Kopf gehe, wenn er seine Statistiken sehe, die ihn mit 25 Punkten als den besten Scorer des Tabellenführers ausweisen? Breton lacht erst einmal, und sagt dann, er wisse es nicht, „vielleicht auch ein bisschen Glück“. Zusammen mit guten Spielern auf dem Eis zu stehen, helfe eben.
Trainer French lobt Bretons Schuss und hebt eine „besondere Qualität“ seines Landmannes hervor: sein Timing.
Dass es mehr als nur Glück ist, weiß sein Trainer. Mark French lobt Bretons Schuss und hebt eine „besondere Qualität“ seines Landmannes hervor: sein Timing. Er wisse genau, wann er sich in den Angriff einzuschalten habe, nicht nur in Umschaltsituationen. „Unsere anderen Jungs fühlen sich sehr wohl, wenn er mitkommt. Sie suchen ihn.“ Und sie finden ihn regelmäßig. Auch deshalb steht der ERC an der Tabellenspitze der DEL. French hebt nicht nur Bretons Qualitäten, sondern auch die von Ingolstadts Sportdirektor Tim Regan hervor, der sehr gute Arbeit geleistet habe, als er Breton als ideale Verstärkung für den ERC identifizierte.
Regan war es auch, der im Rahmen der Vertragsverlängerung frohlockte, mit Breton habe man „eine Schlüsselposition für die kommenden Jahre hochkarätig besetzen“ können. Der Kanadier, so Regans Fazit, verkörpere den „Prototyp eines modernen Offensiv-Verteidigers“. Und solche sind selbsterklärend sehr gefragt. Groß sei die Konkurrenz bei den Vertragsgesprächen gewesen, sagte Regan, und sie sei geografisch „auch nicht so weit von uns entfernt“ gewesen. Nach SZ-Information hatte der EHC Red Bull München sein Angebot für Breton noch kurz vor der Einigung mit Ingolstadt nachgebessert, doch da hatte sich Breton bereits für den ERC entschieden. „Wenn es mir wo gefällt, gibt es keinen Grund etwas zu verändern“, sagte der Umworbene zu seiner Vertragsverlängerung. „Und wenn man dann noch in einem erfolgreichen Team sowie einem Klub mit stabilem Umfeld ist, macht es umso mehr Spaß.“
Mit einer der besten Plus-Minus-Statistiken der kompletten Liga (+16) beweist Breton, dass er auch defensiv verlässlich ist. Dabei spielt sein Abwehrpartner Morgan Ellis eine wichtige Rolle. „Ich kann mich auf die Offensive fokussieren, da ich mit Morgan spiele“, erklärt Breton – und würdigt seinen erfahrenen und robusten Nebenmann als den „perfekten Partner für mich“. Ellis sei „ziemlich genau das“, was er neben sich auf dem Eis benötige.
Bezahlt gemacht hat sich auch der Schlägerwechsel, den Breton in der vergangenen Saison vorgenommen hat. Er spielt jetzt nicht nur mit einer anderen Marke, sondern auch mit einem etwas steiferen und schwereren Arbeitsgerät. Zum Einsatz kommt es wieder am Mittwoch, wenn der ERC bei den Grizzlys Wolfsburg zu Gast ist (19.30 Uhr). Die Niedersachsen werden ihn dann besonders im Auge haben, denn Mitte Oktober hatte Breton gegen die Grizzlys seinen ersten Galaauftritt in der DEL hingelegt: Neben zwei Toren steuerte er auch noch zwei Assists zum 7:5-Sieg bei.