Eishockey:Blick zu den Vorreitern

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Das österreichische Eishockey ist bereits in die Saison gestartet. Hier absolviert noch der EC Red Bull Salzburg ein Testspiel gegen den EHC Red Bull München.

(Foto: GEPA pictures/ Jasmin Walter via www.imago-images.de/Jasmin Walter/GEPA pictures/imago images)

Während das deutsche Eishockey noch überlegt, wie es in die Saison starten soll, legen die ersten Ligen in Österreich und der Schweiz los. Es bleibt die bange Frage, ob sie nun zum guten oder schlechten Vorbild werden.

Von Johannes Kirchmeier

Es ist schon eine verzwickte Situation für die deutschen Eishockey-Klubs. Sie trainieren alle bereits seit langem und wollen nun spielen, aber unter diesen Umständen können sie das eben nicht tun. Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) hat in der vergangenen Woche sehr deutlich gemacht, dass sie ohne finanzielle Hilfen nicht in die Saison starten kann.

60 Millionen Euro sollen fehlen, wenn die Stadien in der kommenden Saison nur mit 20 Prozent der sonst üblichen Stadionkapazität gefüllt werden dürfen, wie es derzeit auch beim Fußball und anderen Sportarten der Fall ist. Die Auslastung ist darüber hinaus aber auch abhängig vom Infektionsgeschehen an den jeweiligen Orten. Im schlimmsten Fall darf auch niemand zuschauen - in dem von Zuschauereinnahmen so abhängigen Sport, der deutlich weniger TV-Gelder als etwa der Fußball akquiriert, eine bedrohliche Nachricht. "Wir müssen mit der Politik darüber sprechen, welche Hilfen kommen", sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke: "Die avisierten Sachen müssen irgendwann mal festgezurrt werden."

Und andernfalls? Muss der Start in die Saison wohl ein zweites Mal verschoben werden. Eigentlich hätte sie ja schon vor einer Woche am 18. September beginnen sollen. Bis zum 2. Oktober gibt sich die DEL Zeit, um neue Gelder zu erschließen. Mit "Hilfen" meint Tripcke übrigens vor allem die Mittel aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung, das jedem der 14 Vereine theoretisch 800 000 Euro verspricht. Es ist nach Vereinsaussagen aber im Grunde auch nur ein Bruchteil dessen, was sie mit der verringerten Zuschauerzahl verlieren.

Bei kleineren Klubs wie den Straubing Tigers dürften gerade einmal etwas mehr als 1000 Zuschauer in die Eishalle - mit schon 2500 verkauften Dauerkarten müsste also wohl gelost werden. Am liebsten wäre den Vereinen daher eine Erhöhung der Zuschauerkapazität, doch die lässt sich bei derzeit steigenden Infektionszahlen in Deutschland schwer vermitteln, auch wenn die DEL erklärt, bereits entsprechende Hygienekonzepte ausgearbeitet zu haben.

Leon Draisaitl, in der Nacht zu Dienstag als bester Spieler der Hauptrunde in der nordamerikanischen NHL ausgezeichnet, appelliert an die Politiker: "Ich glaube, das deutsche Eishockey braucht einfach enorme Hilfe. Das haben sie sich verdient", sagte er. Seine Ausbildung genoss der gebürtige Kölner in Jugendteams in Köln und Mannheim.

Die Schweizer Liga könnte noch als Vorbild herhalten - als gutes oder schlechtes

Ganz anders sieht es in der "Ice Hockey League" aus. Die Liga mit Teams aus Österreich, Italien, Ungarn und der Slowakei startete am Freitag. Viele Zuschauer waren allerdings auch dort nicht zugelassen: Jeweils um die 1000 Fans sahen die ersten vier Partien, die vielen notwendigen Grenzüberschreitungen könnten den Wettbewerb allerdings noch ausbremsen in den nächsten Monaten.

Wie es mit einer größeren Stadionauslastung geht, wollen die Schweizer mit ihrer Nationalliga zeigen. Wenngleich nicht allen im Land ganz wohl damit ist. Die Saison startet dort am 1. Oktober, zwei Drittel der Sitzplätze dürfen dann besetzt werden. So werden pro Spieltag rund 25 000 Zuschauer in den Stadien sein, mit verschiedenen Hygienekonzepten: Beim SC Bern wird Fieber gemessen, in Zürich nicht. Es herrscht Maskenpflicht, nur beim Essen dürfen die Zuschauer die Maske abnehmen. Machen sie es auch in anderen Situationen, gibt's zwei Jahre Stadionverbot. Es bleibt die bange Frage, ob die Liga zum guten oder schlechten Vorbild für die restlichen Eishockeyligen in Europa wird.

Keine Masken müssen in der Halle übrigens die Spieler und die Trainer tragen, die aber dennoch sensibilisiert sind. "Wir haben das Motto: Seid smart!", sagte etwa der Davoser Stürmer Perttu Lindgren der Zürcher SonntagsZeitung. "Teamintern haben wir besprochen, dass wir Clubs und Bars meiden wollen", sagt Lausannes Verteidiger Robin Grossmann. "Aus Rücksicht auf die Kollegen generell, aber auch auf jene, die gerade schwangere Partnerinnen haben."

In der Kabine soll zudem ausreichend Abstand gewährleistet sein und die Maskenpflicht herrschen. Es ist ein schmaler Grat, das schon, aber sollte es irgendwie klappen mit dem Eishockey in der Schweiz und Österreich, könnte sich vielleicht auch die Verhandlungsposition der DEL für mehr Zuschauerkapazität stärken.

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