Eishockey:Best-of-Sturm

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Letzter Fingerzeig: Bundestrainer Marco Sturm beim Deutschland Cup in Krefeld. Kommende Woche steht er in der NHL an der Bande.

(Foto: imago/ActionPictures)

Der scheidende Bundestrainer hinterlässt beim deutschen Verband Strukturen und Personal für eine vielversprechende Zukunft.

Von Ulrich Hartmann, Krefeld

Drei Jahre lang hat die deutsche Eishockey-Mannschaft unter dem Trainer-Novizen Marco Sturm sehr ansprechende Leistungen gezeigt - aber jetzt, da der 40-jährige Dingolfinger als angehender Assistenztrainer der Los Angeles Kings firmiert, war zum Auftakt des Deutschland-Cups vielleicht manch erwartungsfreudiger Fan enttäuscht von einer 3:4-Niederlage in der Overtime gegen Olympiasieger Russland. Der scheidende Trainer wird bei den Kings ab kommendem Dienstag für Angriff und Powerplay zuständig sein - amüsant, dass die deutsche Mannschaft das erste Gegentor gegen die Russen in Überzahl bekam.

Aber das war natürlich nebensächlich. Beim Turnier in Krefeld sagt Sturm Lebewohl, und da ist es fast schon egal, wie die anderen beiden Spiele am Samstag gegen die Schweiz und am Sonntag gegen die Slowakei ausgehen. Das Turnier steht im Zeichen des Abschieds vom einzigen deutschen Eishockey-Nationaltrainer, der Deutschland zu olympischem Silber geführt hat - übrigens im Februar mit einer 3:4-Niederlage gegen Russland in der Overtime. Die Mannschaft spielt in Krefeld offenbar ein Best-of-Medley. "Dieser Abschied tut weh", sagt der Mannheimer Nationalspieler David Wolf. "Wir sind ein bisschen wehmütig", gesteht auch Kapitän Marcus Kink. Schönere Abschiedsworte kann sich ein Trainer nicht wünschen.

"Wir sind ein bisschen wehmütig", gesteht Teamkapitän Marcus Kink

Beim Deutschland-Cup 2015 hat Sturm sein Debüt als Nationaltrainer gegeben. Drei Jahre später übergibt er nun einen Olympia-Zweiten und Weltranglisten-Achten, was die Suche nach einem neuen Bundestrainer erleichtern müsste. Mit Trainerstellen in der nordamerikanischen Hockey-League (NHL) kann so ein Bundestrainer-Job zwar weder vom Honorar noch von der Reputation her mithalten, aber angenehm arbeiten lässt es sich im Deutschen Eishockey-Bund gewiss. Der zugleich als Trainer und General Manager beschäftigte Sturm hinterlässt zudem Strukturen und Personal, mit dem man in den kommenden Jahren etwas anzufangen wissen müsste. "Er hat ein Gerüst gebaut, das bleibt, wenn er geht", sagt Nationalspieler Kink schön metaphorisch.

Beim Russland-Spiel hat der Eishockey-Präsident Franz Reindl auf der Tribüne neben Christian Ehrhoff gesessen, dem vormaligen NHL-Starverteidiger und deutschen Fahnenträger nach dem olympischen Triumph. Der 36-Jährige galt als Nachfolgekandidat für Sturm, weil er eine vergleichbare Karriere hinter sich sowie ähnlich gute Kontakte in der Branche hat, jedoch besitzt Ehrhoff weder einen Trainerschein noch momentane Lust auf den Job. Er hat gerade erst seine Karriere beendet und möchte mal ein Jahr durchatmen.

So lange kann der Verband aber nicht warten. "Die Herausforderung ist, einen Bundestrainer zu finden, der die Nationalmannschaft weiterbringt, aber auch die Entwicklungen im Verband im Auge hat - nach diesem Anforderungsprofil werden wir in Absprache mit der Deutschen Eishockey-Liga einen Nachfolger suchen", sagt Sportdirektor Stefan Schaidnagel. Der Dialog mit der Liga könnte noch besonders relevant werden, denn die in Mannheim und Düsseldorf beschäftigten Trainer Pavel Gross und Harold Kreis gehören zum Kandidatenkreis. "Die Hauptsache ist, dass das deutsche Eishockey weitermarschiert", findet Kapitän Kink. "Und von Vorteil wäre, wenn auch der neue Trainer Deutsch spricht", ergänzt Wolf. "Wir haben keinen Zeitdruck", betont Präsident Reindl, "die nächsten Lehrgänge sind erst im Februar."

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