Eishockey:Aus auf Platz fünf

Peter Draisaitl

„Nein, kommen sehen habe ich’s nicht“: Peter Draisaitl über seine Entlassung bei den Kölner Haien.

(Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Kölner Haie entlassen Trainer Draisaitl, der Kanadier Dan Lacroix übernimmt, der allerdings auch nur bis zum Saisonende bleiben soll.

Von Ulrich Hartmann, Köln

Dieser Tage ist gut zu sehen, wie die Stimmung in der Kölner Arena im positiven Sinne explodieren kann - bei der Handball-WM! Mittwochnacht aber, wenn das letzte Hauptrundenspiel vorbei ist, beginnt ein fiebriger Umbau. Am Donnerstagabend, 21 Stunden nach dem letzten Handballwurf, liegt dann schon wieder Eis in der Halle, weil die Kölner Haie gegen Bremerhaven antreten. Köln absolviert diese Partie jedoch nicht mehr mit Trainer Peter Draisaitl, weil Stimmung und Ergebnisse zuletzt nicht mehr passten. Am Montag wurde Draisaitl, 53, nach 14 Monaten als Haie-Trainer beurlaubt. In die restlichen elf DEL-Spiele sowie die anschließenden Playoffs gehen die Kölner mit dem Kanadier Daniel Lacroix, 49, der bis April 2018 in Montréal tätig war.

Das Duell mit den punktgleichen Bremerhavenern ist wegweisend, weil es dabei um Platz vier geht, der im Playoff-Viertelfinale einen Heimvorteil bedeutet. Als Tabellenfünfter den Trainer zu entlassen, klingt jedenfalls gewagt - eine wirklich missratene Saison schaut anders aus, das wissen die Kölner aus den Jahren 2009 und 2015, als sie die Playoffs als 15. respektive Elfter verpasst hatten. Es war diesmal also keine klassische Notbremse, sondern eher eine Entscheidung mit gewissem Weitblick, wie Sportdirektor Mark Mahon erklärte: "Ein Trainerwechsel war im Hinblick auf den Hauptrunden-Endspurt und die anstehenden Playoffs notwendig, um das Team trotz der ordentlichen Tabellensituation sportlich weiterzuentwickeln."

Nicht nur für die Fans, auch für Draisaitl selbst kam das Aus trotz der 2:3-Niederlage am Sonntag in Ingolstadt vom Zeitpunkt her überraschend: "Nein, kommen sehen habe ich's nicht", sagte der Vater des NHL-Stars Leon Draisaitl gegenüber Kölner Medien, "aber so läuft es eben manchmal." Wichtig erschien ihm zum Abschied zu betonen, dass er eine funktionierende Mannschaft hinterlasse: "Die Truppe hat Charakter, ich wünsche ihr alles Gute."

Durchschlagenden Erfolg hatte Draisaitl in Köln nicht. Die Hauptrunde der vergangenen Saison beendete man als Sechster, im Viertelfinale schieden die Haie gegen Nürnberg aus. Auch jetzt lassen sie jene Dominanz vermissen, die sich der achtmalige deutsche Meister wünscht. Der bisher letzte Titel für den Zweiten der Ewigen DEL-Tabelle ist schon 17 Jahre her, seither haben - inklusive Draisaitl - zwölf Trainer vergeblich versucht, Köln wieder auf den Thron des deutschen Eishockeys zu hieven. Das höchste der Gefühle waren in dieser Zeit vier verlorene Endspiele.

Die Nummer 13 heißt jetzt also "Dan" Lacroix. Der frühere NHL-Profi und Assistenztrainer bei etlichen Klubs in Nordamerika weiß aus eigener Erfahrung allerdings auch nur, wie sich verlorene Finalserien anfühlen. Als Spieler 1997 mit Philadelphia und als Co-Trainer 2014 mit den New York Rangers unterlag er im Stanley-Cup-Finale. Seit er nicht mehr hinter der Bande bei den Montréal Canadiens stand, schrieb er eine Kolumne für die National Hockey League - und seit Oktober fungiert er als Nachfolger des Deutschen Bernd Haake zudem als Nationaltrainer von Litauen.

Lacroix soll die Haie nur bis Saisonende coachen. Für die langfristige Ausrichtung habe man ein Anforderungsprofil für den Trainerstab erarbeitet, teilte der Klub mit. Mahon, dessen Vertrag bis 2021 verlängert werden soll, sagt: "Wir wollen attraktives, aggressives und strukturiertes Eishockey zeigen - mit einem Team, das eine Kölner Identität mitbringt." Anders gesagt: Eine Handball-Stimmung in ihrer Arena fänden auch die Haie gut.

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