Tod von Eishockey-Profi Adam Johnson:Schock und Trauer in der Eishockeywelt

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Wurde nur 29 Jahre alt: Adam Johnson. Vor den Spielen in der DEL am Sonntag wurde eine Schweigeminute durchgeführt in Gedenken an den am Wochenende bei einem Spiel verstorbenen Adam Johnson; er stand vergangene Saison noch für Augsburg auf dem Eis. (Foto: Heike Feiner/Eibner/Imago)

Ein Unfall mit den messerscharfen Kufen ist im Eishockey selten, aber gefährlich - nun ist der ehemalige DEL-Profi Adam Johnson gestorben, nachdem er am Hals getroffen wurde. Dabei gibt es Möglichkeiten, die Spieler zu schützen.

Von Christian Bernhard

Ein furchtbarer Unfall bewegt die Eishockeywelt. Der US-amerikanische Profi Adam Johnson ist am Samstag im Spiel seiner Nottingham Panthers von der Kufe eines Schlittschuhs am Hals getroffen worden und erlag trotz einer Wiederbelebung auf dem Eis seinen schweren Verletzungen. Johnson hatte in der vergangenen Saison für die Augsburger Panther in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) gespielt. "Wir sind in Gedanken bei Adams Freundin, seiner Familie und Teamkollegen sowie allen Eishockeyfans und Offiziellen, die das schreckliche Unglück mit ansehen mussten", teilten die Augsburger Panther mit.

"Schock und Trauer", empfindet auch Stefan Ustorf, der Sportdirektor der Nürnberg Ice Tigers. "Und natürlich auch immer ein bisschen Angst, weil es einfach etwas ist, worüber man immer mal nachdenkt." Ustorf hat Situationen dieser Art selbst erlebt, als Spieler und als Teamkollege. Der heute 49-Jährige hatte in seiner aktiven Zeit selbst einen Schlittschuh an den Hals bekommen, "zwei kleine Striche von der Kufe" konnte man auf seinem Hals sehen, erzählte er am Sonntag vor der Münchner Olympia-Eishalle. In der Situation selbst habe er sich keine großen Gedanken gemacht, als er am nächsten Tag im Spiegel die zwei kleinen Striche sah, wurde ihm klar, was hätte passieren können.

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Der Tod von Adam Johnson weckte bei Ustorf auch Erinnerungen an den Februar 2008. Damals wurde Richard Zednik, Spieler der Florida Panthers, von der Kufe eines gestürzten Teamkollegen lebensgefährlich am Hals verletzt, eine Notoperation rettete ihm das Leben. Ustorf war damals einer von Zedniks Teamkollegen. 1989 war der NHL-Torhüter Clint Malarchuk so unglücklich von einem Schlittschuh getroffen worden, dass ihm dabei der Hals aufgeschlitzt wurde, er verlor eineinhalb Liter Blut. Der Athletiktrainer der Buffalo Sabres, ein Vietnam-Veteran, handelte sofort, drückte in die Vene des Torwarts und rettete ihm das Leben.

Auch in der jüngeren Vergangenheit gab es in Nordamerika gefährliche Vorfälle mit Kufen. Im April 2023 landete NHL-Profi Morgan Barron mit dem Gesicht auf einer Kufe des gegnerischen Torhüters. Er musste mit 75 Stichen genäht werden, kehrte aber noch während der Partie aufs Eis zurück. Im März 2020 erwischte ein gegnerischer Spieler Johnny Boychuk mit der messerscharfen Kufe am linken Auge. Er musste mit 90 Stichen genäht werden, sein Auge wurde aber nicht verletzt, sondern "nur" das Augenlid.

"Es kommt immer mal wieder vor", sagt Ustorf, "aber halt noch nie mit so einem tragischen Ende." Der schreckliche Fall von Johnson sei der erste, "den ich kenne, der so geendet ist". Ustorf war zwischen 1989 und 2012 23 Jahre lang Profi, hat in der NHL gespielt und 128 Länderspiele für Deutschland bestritten. Seit seinem Karriereende 2013 ist er in unterschiedlichen Positionen im Eishockey tätig. Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas Schlimmes passiere, sei "absolut minimal", sagt Ustorf, wenn man bedenke, wie viel Eishockey auf der Welt gespielt werde im Männer-, Frauen- und Nachwuchsbereich. Trotzdem gebe "dir das keine Ruhe". Tragische Unfälle könne man auch im Eishockey nicht ausschließen: "Die Gefahr besteht, wenn du 40 Mann mit Schlittschuhen auf dem Eis hast. Leider."

Rollkragen aus speziellem Material könnten die Spieler schützen

Gleichzeitig fordert er, dass man sich "jetzt klar Gedanken machen" müsse. Eine Option könnte sein, "eine Art Rollkragen oder ein schützendes Hemd" zur Pflicht zu machen. In großen Teilen des europäischen Nachwuchsbereichs, auch in Deutschland, ist ein Halsschutz bis zum Alter von 20 Jahren schon jetzt vorgeschrieben. Mittlerweile gebe es schnittfeste Materialien, die im Knöchelbereich, an Händen und Füßen eingesetzt werden, dort gebe es laut Ustorf "relativ viele" Schnittverletzungen. In der DEL ist ein Halsschutz noch nicht vorgeschrieben, beim nächsten Treffen der Sportlichen Leiter solle die Thematik aber besprochen werden.

Am Sonntag wurde vor allen DEL-Partien eine Schweigeminute für Adam Johnson abgehalten. In München blickte Nürnbergs Angreifer Charlie Gerard dabei kurz nach oben auf den Videowürfel, wo ein Bild von Johnson gezeigt wurde - und dann starr nach unten. Gerard war vor zwei Jahren Teamkollege von Johnson in Nordamerika gewesen.

Ein weiteres Thema in diesem Zusammenhang ist für Ustorf die Ausbildung der medizinischen Fachkräfte, die rund um Eishockeyspiele und während des Trainings vor Ort sind, in solchen Situationen "geht es um Sekunden". Zach Redmond, der bis zur vergangenen Saison noch für RB München gespielt hat, weiß das nur all zu gut. 2013 konnte ein Teamkollege nach einem Trainingssturz Redmonds nicht mehr ausweichen, fuhr über ihn und durchtrennte mit der Kufe Redmonds Oberschenkelarterie. Mitspieler, Betreuer und ein Teamkollege legten zusammen mit Betreuern sofort eine Aderpresse und konnten den Blutfluss stoppen. Das schnelle Eingreifen rettete Redmond wohl das Leben. Er verlor mehr als einen Liter Blut, bei der Operation wurde er mit mehr als 200 Stichen genäht. Dass Redmond schon sechs Wochen später im Training wieder auf dem Eis stand, wertete sein Mannschaftsarzt als ein "Wunder".

Ein solches blieb im Fall von Adam Johnson aus. Er wurde 29 Jahre alt.

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