Einzelkritik: Stuttgart:Der Herr der Doppelpässe und Lehmann, das Kleinkind

Gebhart verzichtet auf unnötige Dribblings, Träsch gibt den Terrier und Pogrebnjak versucht sich als menschlicher Turm. Der VfB in der Einzelkritik.

Bernd Dörries, Stuttgart

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Jens Lehmann

Hat in ein paar Wochen mal wieder eine Jekyll-and-Hyde-mäßige Verwandlung hingelegt: Vom seltsamen Menschen, der nach einer roten Karte einem Fan die Brille wegnimmt, zum Vierzigjährigem, der sich wie ein kleines Kind auf seine letzten Champions-League-Spiele freut, die nach seiner Meinung keineswegs die letzten sein müssen. Begann das Spiel eher seltsam, ließ sich theatralisch über die Bande und auf einen Fotografen fallen. Dann schnelle Wandlung zu einem großartigen Keeper, der den Schuss von Lionel Messi an den Pfosten lenkte. Kleiner Rückfall in der 70. Minute, als er mit Kahn-Gedächtnis-Kung-Fu-Schere auf Puyol zusprang. Reagierte beim Gegentor gut und wurde erst im Nachschuss bezwungen.

Foto: ddp

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Stefano Celozzi

Spielte in geduckter Haltung, wobei der vorgelagerte Körperschwerpunkt keine Demut vor den Überspaniern signalisieren soll, sondern großen Willen und Schnelligkeit. Spielte vor kurzem noch in Karlsruhe und jetzt gegen Iniesta & Co. und zeigte, dass das kein Missverständnis ist.

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Mathieu Delpierre

War lange verletzt und brachte in den ersten Ligaspielen nach seiner Genesung die eigene Abwehr durcheinander. Schreit als Kapitän noch weniger als Thomas Hitzlsperger, war aber gegen Barça doch der Chef der Abwehr.

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Serdar Tasci

Spielt meistens dann am besten, wenn man nicht viel über ihn sagen kann, wenn er einfach schön im Raum steht, so günstig, dass sich die lästigen, direkten Zweikämpfe fast völlig vermeiden ließen. Viel mehr kann man über ihn in der ersten Halbzeit nicht sagen. Ließ sich in der 52. Minute von Piqué wegschubsen, was letztlich den Ausgleich einleitete. Beginnt die meisten Sätze mit 'Ja, Ja, kla' und stellte nach dem Spiel auch seine unglückliche Beteiligung am Gegentreffer nicht in Abrede.

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Christian Molinaro

Es muss einiges im Argen liegen bei Juventus Turin, wenn man so einen Spieler einfach abgibt. Hatte es mit Messi zu tun, der sich sicher an diesen verbiesterten Verteidiger Molinaro erinnern wird, der ihm gar nichts gönnte. Nach vorne war der eiserne Verteidiger fast schon ein Schöngeist, der sich mit Hleb so viele gute, alte Doppelpässe zuspielte, dass sie sogar in der Mongolei (einem der 93 übertragenden TV-Länder) noch lange darüber reden werden. Nahm einmal den Schulter-/Armbereich zu Hilfe, dessen Grenzverlauf weltweit umstritten ist, um eine Großchance von Ibrahimovic abzuwehren.

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Timo Gebhart

Mensch von ausgeprägtem Selbstbewusstsein. Sieht sich fummelmäßig eigentlich auf einer Ebene mit den Leuten aus Barcelona. Wollte dies so dermaßen unter Beweis stellen, dass er einmal sogar versuchte, Mitspieler Pogrebnjak zu umkurven. Stärkste Szene, als er nicht fummelte, sondern auf Cacau flankte, der das 1:0 köpfte. Stellte sich in der entscheidenden Phase ganz in den Dienst der Mannschaft, wie kurz vor der Pause, als er großzügig auf Fummeln verzichtete und den Ball einfach auf die Tribüne drosch, was in der Drangperiode der Spanier wichtige Sekunden brachte.

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Christian Träsch

Ziemlich wuseliger Zeitgenosse. In der ersten Halbzeit mit fast übermenschlicher Quote gewonnener Zweikämpfe. Verdrängte als bissiger Terrier sogar Mitspieler Kuzmanovic, der mit Trainer Gross einst schon in Basel spielte.

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Aliaksandr Hleb

Für ihn muss das alles sehr verwirrend sein, spielte mit seiner neuen alten Mannschaft gegen die, bei der er eigentlich unter Vertrag ist gegen die Gefahr an, dass am Ende keine von beiden ihn mehr haben will. Kam mit dieser unschönen Ausgangsituation aber gut zurecht. Wirkte eher ruhig als hektisch, schöne Doppelpässe auf links mit Molinaro und eine Vorlage auf Sami Khedira. Grätschte und kämpfte und wurde vom Stuttgarter Publikum dafür beklatscht wie noch nie seit seiner Rückkehr. War in der Vergangenheit oft beleidigt, weil er immer nach 65. Minuten raus musste. Bot sich gegen Barça ab der 70. mit vielen Fehlpässen für eine Auswechslung an, blieb aber bis zum Schluss drin.

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Sami Khedira

Von internationalen Clubs der Fast-Barcelona-Klasse umworbenes Riesenmegatalent, aber immer noch in Stuttgart, wo der Vater ihm manchmal sagt, was er falsch gemacht hat. Machte gegen Barça wenig richtig falsch, aber auch manches nicht ganz richtig, kam in der 33. Minute ziemlich frei zum Schuss, der aber am Tor vorbeiging.

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Pawel Pogrebnjak

Großer Russe und so genannter Stoßstürmer. Stieß erst nach Monaten in Stuttgart mit seiner Familie auf eine passende Wohnung und spielt seitdem besser, schießt manchmal sogar ein Tor. Hat es nicht so mit der Technik, schirmt aber den Ball gut ab, und gibt ihn dann kaum noch her, wenn die Bahn vor ihm einigermaßen frei ist. Ein paar schöne solcher Läufe, wurde dann gegen den anderen Stoßstürmer Marica ausgetauscht.

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Cacau

Vierfachtorschütze aus dem letzten Bundesligaspiel und selbst in Baden-Württemberg in Sachen Gottesverehrung unübertroffen. Muss sich aber in weltlichen Dingen nach Trainer Christian Gross richten. Von dem hatten viele in Stuttgart befürchtet, dass er Cacau trotz der Torsinnflut nicht aufstellt. Der Trainer hatte aber Einsicht und/oder ein Gespräch mit Gott. Cacau durfte als erster den Ball berühren, gewann den ersten Zweikampf und schoss das erste Tor. Und hatte auch danach noch viele schöne Möglichkeiten. Durfte selbst drinbleiben, als Marica reinkam, war technisch absolut konkurrenzfähig. Dürfte jetzt bei den Vertragsverhandlungen mit dem VfB ziemlich selbstbewusst auftreten.

Foto: rtr

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Ciprian Marica

Seit fast drei Jahren in Stuttgart immer wieder hochgeredeter Stoßstürmer. Das Stuttgarter Publikum hatte sich in der Vergangenheit aber oft daran gestoßen, dass Marica wenig bis gar keine Tore macht. Trug, wie Ibrahimovic auf der anderen Seite, gelbe Schuhe, sonst wenig Gemeinsamkeiten.

Zdravko Kuzmanovic (im Bild)

Nach seiner Einwechslung ein schöner Freistoß kurz vor Schluss.

Foto: getty

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