Einzelkritik FC Bayern:Neue Spieler in launiger Umgebung

Javier Martínez muss damit zurechtkommen, dass 150 Musikanten in ihm unbekanntem Gewand ihm unbekanntes Liedgut preisgeben. Jérôme Boateng will den Eindruck zerstreuen, er hätte sich schon mittags im Bierzelt vergnügt. Und Arjen Robben ist ein ganz neuer Mensch. Die Bayern-Spieler beim 3:0 gegen Wolfsburg in der Einzelkritik.

Thomas Hummel

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Einzelkritik FC Bayern:Manuel Neuer

FC Bayern München - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

Javier Martínez muss damit zurechtkommen, dass 150 Musikanten in ihm unbekanntem Gewand ihm unbekanntes Liedgut preisgeben. Jérôme Boateng will den Eindruck zerstreuen, er hätte sich schon mittags im Bierzelt vergnügt. Und Arjen Robben ist ein ganz neuer Mensch. Die Bayern-Spieler beim 3:0 gegen Wolfsburg in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Thomas Hummel

Manuel Neuer: Pünktlich um 19.17 Uhr der erste Spieler auf dem Rasen zum Aufwärmen. Will sich nicht nachsagen lassen, dass er ob der formidablen Truppe vor ihm nun nachlässt. Wurde nach seinem Ausflug in die Heimat Gelsenkirchen sogleich daran erinnert, wo er nun spielt: in Bayern. Teilte sich den Platz mit einigen Blaskapellen, wie das zur Oktoberfestzeit üblich ist. Schickte dabei einen Abschlag mitten hinein in die Musikanten, eine junge Dame brachte gerade noch ihr Xylophon in Sicherheit. Es sollte die auffälligste Aktion an diesem Abend des Manuel Neuer bleiben. Musste genau einen Schuss abwehren.

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Einzelkritik FC Bayern:Philipp Lahm

Ivica Olic, Jerome Boateng , Philipp Lahm

Quelle: AP

Philipp Lahm: Angesichts der Münchner Überlegenheit hätte sich der Rechtsverteidiger mit Gegenspieler und ehemaligem Kollegen Ivica Olic seelenruhig über das wundervolle Septemberwetter unterhalten können oder darüber, wie schön es sein kann, auf dem Riesenrad hinüber zu den Alpen zu blicken und welche Hosen man in Wolfsburg zur Oktoberfestzeit anzieht. Kümmerte sich allerdings nicht um Olic, sondern trug seinen wirkungsvollen Teil zur Dominanz bei. Leitete immer wieder Angriffe über seine Seite ein, baute nach fahrigen Wolfsburger Befreiungsschlägen die zweite Angriffswelle auf. Bereitete das 3:0 maßgenau vor.

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Einzelkritik FC Bayern:Jérôme Boateng

FC Bayern München - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

Jérôme Boateng: Wenn er gewusst hätte, was an diesem Abend auf ihn zukommt, der Berliner hätte sich vielleicht mittags schon im Bierzelt vergnügt. Musste in der ersten Halbzeit genau einmal eingreifen bei einem Wolfsburger Angriff, auch nach der Pause sorgte der Gegner nicht für erhöhten Puls in der Bayern-Abwehr. Nach vorne versuchte sich Boateng ein paar Mal mit langen Bällen, doch das ließ er bald wieder, sonst wäre noch der Verdacht aufgekommen, dass er sich mittags schon im Bierzelt vergnügt.

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Einzelkritik FC Bayern:Dante

Munich's Dante warms up before their German Bundesliga first division soccer match against Wolfsburg in Munich

Quelle: REUTERS

Dante: Für jeden Neuling in München ist die Oktoberfestzeit eine ganz besondere Prüfung. Die Stimmung ist feierlich, Lederhosn werden angezogen, Blaskapellen begleiten das Aufwärmen - in dieser launigen Umgebung kann man schon mal etwas nachlässig werden. Machte nach dem Eingehen aber gleich einen wilden Sprint Richtung Südkurve, um alle Bedenken schon vor dem Anpfiff zu widerlegen. Schnappte sich bei Befreiungsversuchen der Wolfsburger immer wieder den einzigen Angreifer Bas Dost und setzte ihm ordentlich zu.

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Einzelkritik FC Bayern:Holger Badstuber

FC Bayern München - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

Holger Badstuber: Soll ja angeblich der einzige unglückliche Mensch derzeit beim FC Bayern München sein (eventuell neben Mehmet Scholl, der als Trainer der zweiten Mannschaft am Dienstag wieder verloren hat). Badstuber muss Linksverteidiger spielen, und das behagt ihm nicht. Auf dieser Position ist er bei der WM 2010 mal aus der Nationalelf geflogen - und er brauchte einige Zeit, um sich als Innenverteidiger zurück zu kämpfen. Verteidigte links hinten allerdings auch gegen Wolfsburg recht souverän und machte besonders Franck Ribéry vor ihm glücklich, weil sich der nun überhaupt nicht mehr um die Defensive kümmern muss. Ob Holger Badstuber das ein wenig fröhlicher macht?

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Einzelkritik FC Bayern:Javi Martínez

FC Bayern Muenchen v VfL Wolfsburg - Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

Javi Martínez: Wirkte beim Aufwärmen keineswegs irritiert, obwohl hinter ihm auf dem Spielfeld 150 Musikanten in ihm unbekanntem Gewand ihm unbekanntes Liedgut preisgaben. Einen Baske kann eine bayerische Blaskapelle offenbar nicht aus der Ruhe bringen. Tut sich als ehemaliger Spieler von Athletic Bilbao offenbar noch schwer, plötzlich elf Verteidiger gegen sich zu haben. Nahm kaum am Offensivspiel teil, sein etwas schleppender Laufstil ließ bisweilen vermuten, dass er seinen ersten Oktoberfest-Besuch nicht allzu gut vertragen hätte. Doch das wäre selbstredend böse Nachrede, denn zumindest seine Ballklauer-Qualitäten im Mittelfeld brachte er ins Münchner Spiel ein. Ging nach einer guten Stunde zu Boden und deutete eine Muskelverletzung an, verließ kurz darauf den Platz.

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Einzelkritik FC Bayern:Bastian Schweinsteiger

FC Bayern München - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

Bastian Schweinsteiger: Man weiß nicht genau, ob die Schießstand-Betreiber auf dem Oktoberfest Angst vor Bastian Schweinsteiger haben. Der Mittelfeldspieler trifft auf dem Fußballplatz jedenfalls Dinge, die sonst niemand trifft. Nach nicht mal drei Minuten stand er nach einem Eckball frei einen Meter vor dem leeren Tor und traf - den Pfosten. Traf wenig später aus 25 Metern den linken Pfosten - und dann schickte er den Ball zwischen den Beinen von VfL-Torwart Diego Benaglio hindurch zum 1:0 ins Netz. Kein Vergleich mehr zu den kraftlosen Auftritten bei der EM, Schweinsteiger ist wieder das starke Zentrum des Bayern-Mittelfelds.

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Einzelkritik FC Bayern:Arjen Robben

Bayern Munich's Robben is challenged by VfL Wolfsburg's Benaglio and Rodriguez during their German Bundesliga first division soccer match in Munich

Quelle: REUTERS

Arjen Robben: Auch ein Arjen Robben muss in dieser Saison um seinen Platz bangen. Er bangt sogar derart, dass er Dinge auf dem Platz tut, die ihm bislang nicht mal nach fünf Maß Bier eingefallen wären. Während der ersten Hälfte kamen die Wolfsburger zu einem Konter, Bas Dost war halbwegs frei 45 Meter vor dem Tor und hatte noch einen Gegenspieler vor sich: Zur Verwunderung aller im Stadion war dies Arjen Robben, der ihm gekonnt den Ball stibitze. Nach vorne nicht so effizient, fiel vor allem durch einen heftigen Zusammenprall mit Torwart Benaglio auf. Als er nach 67 Minuten ausgewechselt wurde, bedankte er sich ausgiebig beim Publikum und wirkte zufrieden. Ein ganz neuer Robben eben.

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Einzelkritik FC Bayern:Xherdan Shaqiri

FC Bayern München - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

Xherdan Shaqiri: Der junge Schweizer ist ja ein durchaus sehr kecker Kerl, aber diesmal lief er als gefühlter Thomas Müller/Toni Kroos-Ersatz auf das Spielfeld, was nach dem Schalke-Sieg die größte anzunehmende Ersatzrolle war. Gab aber weder den Strategen Kroos noch den Artisten Müller, sondern brachte seine eigenen Fähigkeiten ein: extrem flink, durchsetzungs- und dribbelstark, bisweilen auch ein guter Blick für den Mitspieler. Geriet in der engmaschigen Wolfsburger Defensive zwar manchmal in Hektik, doch bei der Vorlage zum 2:0 zeigte er all sein Talent. Da konnte Mandzukic kaum mehr vorbeiköpfeln.

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Einzelkritik FC Bayern:Franck Ribéry

FC Bayern München - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

Franck Ribéry: Rotierte wie Shaquiri in die Mannschaft, doch ein Ribéry ist natürlich nie ein Ersatz für einen anderen Spieler. Der frühere Münchner Christian Lell sagte einmal: "Ribéry ist ein einziger Muskel." Was diesmal sein Wolfsburger Gegenspieler Conserva Fagnér zu spüren bekam. Die schiere Kraft des Franzosen verbunden mit seiner Ballfertigkeit macht ihn immer wieder zum Türöffner gegen massive Verteidigungs-Bollwerke. Dribbelte und wühlte sich häufig zur Grundlinie und brachte die Gäste in Not, das 1:0 bereitete er genau so vor.

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Einzelkritik FC Bayern:Mario Mandzukic

FC Bayern Muenchen - VfL Wolfsburg

Quelle: dapd

Mario Mandzukic: Traf auf seine ehemaligen Kollegen, was vielleicht erklärt, warum der Stürmer trotz drückender Überlegenheit seiner Mannschaft kaum gute Szenen hatte. Bot bisweilen technische Unfertigkeiten, da hätte bei Mario Gomez das halbe Stadion gepfiffen. Bei den massenhaften Vorlagen von Ribéry und Kollegen blieben Chancen für Mandzukic dennoch nicht aus, und so hätten böse TV-Experten zur Halbzeit sagen können, dass Mario Gomez daraus schon sechs Treffer gemacht hätte. Nun, Mandzukic wurde nicht ausgepfiffen, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und erzielte noch zwei Tore zum 2:0 und 3:0.

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Einzelkritik FC Bayern:Einwechselspieler

FC Bayern München - VfL Wolfsburg

Quelle: dpa

Einwechselspieler:

Toni Kroos: Am Samstag noch gelobt als einer der Matchwinner in Schalke, am Dienstag auf der Ersatzbank - so ist die neue Welt des FC Bayern, gerade als Offensivspieler. Kam beim Stand von 3:0, als die Matchwinner-Rollen längst verteilt waren. 

Anatoli Timoschtschuk: Der Ukrainer weiß, dass das Gerede der Rotation nur Gutes für ihn bedeutet. So darf er auch mal auf den Platz laufen bei einem Pflichtspiel. Diesmal kam er nach 72 Minuten für den etwas humpelnden Martínez. Fügte sich gewohnt brav in die Mannschaft ein.

Claudio Pizarro: Rotierte in den letzten Minuten auf den Platz. Fiel nur noch durch extrem orange Schuhe auf. Darf sich nach diesem Kurzeinsatz aber immerhin Hoffnung machen, das nächste Mal von Beginn an dabei zu sein. Die Rotation macht's möglich.

© SZ.de/jüsc
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