DFB-Elf in der Einzelkritik:Klostermann flitzt wie Usain Bolt

Als sei er im Herzen Jamaikaner bereitet der Verteidiger zwei Tore vor. Kai Havertz beeindruckt als Zauberer, Joshua Kimmich hat wohl nicht zum letzten Mal die Kapitänsbinde getragen.

Von Martin Schneider, Dortmund

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Marc-André ter Stegen

Von den deutschen Fans sehr freundlich mit auffällig viel Applaus empfangen, was ihn sicherlich freuen wird nach all der Aufregung. Nach elf Minuten prüfte Niklas Süle mit einem riskanten Rückpass sein Nervenkostüm - ter Stegen regierte schnell und souverän. Was sonst. Beim Schuss von Rodrigo de Paul nach einer guten halben Stunde streckte er sich formschön, wäre aber an den Pfostenknaller nicht mehr rangekommen. Bei beiden Gegentoren machtlos, dafür fing er den Schuss von Leandro Parades in der 71. Minute mit Leichtigkeit. Seine einzige Parade des Tages.

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Emre Can

Macht eine schwere Zeit bei Juventus Turin durch, weil ihn Trainer Maurizio Sarri einfach aus dem Champions-League-Kader strich. Joachim Löw stellte ihn gegen Argentinien als rechter Teil der Dreierkette auf, was ihm und seinem robusten Spiel entgegenkam. Rettete nach wenigen Minuten elegant gegen den einköpfbereiten Lautaro Martinez. Fälschte den Schuss von Lucas Ocampos vor dem 2:2 unglücklich mit dem Ellbogen ab und machte ihn damit unhaltbar für ter Stegen.

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Robin Koch

So ist das im Leben: Plötzlich bist du A-Nationalspieler. Kickte bisher in Freiburg solide vor sich hin, sammelte ganze fünf Spiele in der U21-Nationalmannschaft - aber weil Antonio Rüdiger und Matthias Ginter verletzt sind und Jonathan Tah und Niklas Stark sich krank abmelden mussten - stand er plötzlich im Zentrum der Dreierkette. Beim ersten Gegentor sah er unglücklich aus, weil er an die Flanke nicht mehr herankam - aber sei's drum. Erledigte die Aufgabe sonst sehr souverän, köpfte den ein oder anderen Ball aus dem Sechzehner, dass Vater Harry vor Stolz geplatzt sein muss.

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Niklas Süle

Chef einer Abwehr, die so, bei allem Respekt, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie wieder zusammenspielen wird. Dachte in der ersten Halbzeit, dass er einen verregneten, aber ruhigen Abend haben wird. Agierte souverän beim hohen Pressing der Argentinier. Musste gegen Ende dann gucken, dass seine zunehmend schwimmende Abwehr nicht das zweite Gegentor fing. Kommandierte lautstark, erreichte das Ziel aber nicht.

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Lukas Klostermann

Spielte sich ja bei Olympia in Rio de Janeiro auf das Radar des großen Fußballs. Dort gewann auch ein gewisser Usain Bolt drei Goldmedaillen. Warum man ausgerechnet daran denken musste? Weil Klostermann vor dem 2:0 durch Kai Havertz über das Feld flitzte als wäre er im Herzen Jamaikaner. Bereitete auch das 1:0 von Serge Gnabry vor. Guter Abend für ihn und die Erkenntnis: Wenn er mal Geschwindigkeit aufgenommen hat, ist er schwer zu stoppen.

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Kai Havertz

Es gibt viele Situationen in seinem Spiel, bei denen man denkt: Hoppla, der kann ja richtig was. Da sind Ballannahmen mit der Brust, die auf seltsame Weise schneller an seinem Fuß sind als bei anderen. Da sind Körpertäuschungen, die er scheinbar beiläufig einstreut, die den Gegner aber aus der Balance bringen. Da sind Dribblings bei denen man denkt: "Da kommt er jetzt nicht raus." Und dann geleitet er den Ball aus der brenzligen Situation, als würde er den Hund ausführen.

Zauberte jedenfalls im Dortmunder Oktoberregen, ist ein ganz wunderbarer Fußballer und wird die Irrsinnssumme wert sein, die irgendwer nach der Saison an Bayer Leverkusen überweisen wird. Eigentlich ein Wahnsinn, dass für ihn aktuell in der Nationalmannschaft kein Platz sein soll. Spielte diesmal neben Joshua Kimmich auf der Sechs, was eine interessante Option sein könnte, vielleicht auch zusammen mit Toni Kroos. Schoss außerdem sein erstes Länderspieltor. Es werden viele dazu kommen.

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Joshua Kimmich

Ist erst 24 Jahre alt, hatte aber von allen Akteuren des Abends die meisten Länderspiele (44) gesammelt. Folgerichtig zum ersten Mal in seinem Leben Startelf-Kapitän für Deutschland. Ging mit der entsprechenden Leader-Einstellung ins Testspiel und holte sich nach elf Minuten Gelb ab. Die Argentinier zahlten es ihm mit südamerikanischer Härte zurück. Wahrscheinlich verwechselte ihn Marcos Rojo wegen der Binde mit Bastian Schweinsteiger, jedenfalls checkte der ihn einmal weg, als wolle er Genugutuung für 2014. Rojo war der einzige Spieler des Abends, der schon beim Rio-Finale dabei war. Kimmich, so viel steht fest, würde sich auch in so ein Spiel reinbeißen. Streute dazu noch ein paar formschöne Pässe in sein Spiel mit ein. Die Prognose, dass er nicht zum letzten Mal in seinem Leben die Kapitänsbinde der Nationalmannschaft getragen hat, ist nicht besonders gewagt.

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Marcel Halstenberg

Hatte so seine Schwierigkeiten auf der linken Seite gegen die flinken Roberto Pereyra und Rodrigo de Paul. Aber egal, bisher war nämlich nur fortgeschrittenen Experten bewusst, dass seine Freistöße extrem gefährlich sind. Bisher versenkte er in seinem Leben gegen den SC Verl, den Halleschen FC, TuS Koblenz und Dynamo Dresden direkt, gegen Argentinien verhinderte das Lattenkreuz das Tor in der 31. Minute.

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Julian Brandt

Rutschte einmal mit Schwung gegen den Pfosten, als er versuchte, eine Kopfballquerlage von Süle ins Tor zu schieben. Viel unterwegs, forderte oft den Ball und besitzt ebenfalls eine erschreckende Ballsicherheit auf engstem Raum. Freute sich darüber, wieder mit seinem Kumpel Havertz aus Leverkusener Tagen zusammen zu spielen. Verlor leider auf seiner Seite auch ein paar Zweikämpfe, die man trotz Testspielabend schon auch intensiver hätte führen können. Aber das Problem haben neben ihm gerade noch ein paar andere Spieler von Borussia Dortmund.

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Serge Gnabry

Ging in das Testspiel im Wettkampf-Modus. Sprintete über den Platz, als ginge es hier um Punkte, um die Ehre oder zumindest um die Wurst. Schoss das erste Tor nach schöner Annahme selbst, es war sein zehntes Tor im elften Länderspiel - eine solide Quote. Das zweite Tor bereite er dann vor und auch danach überzeugte er mit intensiven Sprints und auch mit formschönen Ballannahmen während intensiven Sprints, meist nach Kimmich- oder Havertz-Pässen. Mit viel Applaus verabschiedet. Völlig zurecht.

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Luca Waldschmidt

Startelf-Debüt für den Freiburger, hinter dem nach der U21-EM ja halb Europa her war. Ist eigentlich eher zentraler Stürmer, rotierte aber im Wechsel mit Serge Gnabry auf die Außenbahn, von wo der Weg zum Tor für ihn doch ein bisschen weit ist. Arbeitete dafür kräftig nach hinten, blockte zum Beispiel den Ball entscheidend vor dem 2:0 tief in der eigenen Hälfte frei. Wird wiederkommen dürfen - es gibt ja auch nicht so viele deutsche Stürmer.

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Nadiem Amiri

Kam für Julian Brandt zu seinem ersten Länderspiel-Einsatz und hatte das Pech, ausgerechnet in eine Phase zu kommen, in der das deutsche Team aus unerfindlichen Gründen kollektiv abgeschaltet hatte. Blieb ohne große Aktion.

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Suat Serdar

Verlor vor dem 2:2 entscheidend den Ball im Aufbau. Versuchte davor, für Stabilität zu sorgen, was für das erste Länderspiel vielleicht auch ein bisschen viel verlangt ist.

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Sebastian Rudy

Auch wieder dabei, was durchaus überraschend war.

© SZ.de/jki/jbe
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