Einzelkritik des FC Bayern:Zu viele Missgeschicke im Glutofen

Philipp Lahm japst wegen der enormen Hitze nach Luft und erzielt diesmal kein Kopfballtor, Thiago wandelt zwischen Xavi-esk und Rumpelfußball und Thomas Müller wird ausnahmsweise abgeschüttelt wie ein Leichtgewicht. Die Bayern beim 2:4 gegen Dortmund in der Einzelkritik.

Von Jonas Beckenkamp

Einzelkritik des FC Bayern

Tom Starke

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(Foto: dpa)

Philipp Lahm japst wegen der enormen Hitze nach Luft und erzielt diesmal kein Kopfballtor, Thiago wandelt zwischen Xavi-esk und Rumpelfußball und Thomas Müller wird ausnahmsweise abgeschüttelt wie ein Leichtgewicht. Die Bayern beim 2:4 gegen Dortmund in der Einzelkritik.  Von Jonas Beckenkamp Tom Starke: Bekommt es in diesen Tagen nur mit den ganz Großen zu tun. Erst spielte er eine Halbzeit gegen Barcelona (wenn auch nur deren gefühlte D-Jugend), jetzt durfte er in Dortmund den zu Hause gebliebenen Manuel Neuer vertreten. Verhielt sich dann aber selbst wie ein Torwartbubi, als er Benders Kopfball einfach zu Reus durchflutschen ließ - es war sein erstes Gegentor in vier Pflichtspielen als Münchner. Bewies mit einer Rettungstat gegen Lewandowski schließlich doch sein Können und leistete sich noch ein ungelenkes Uli-Stein-Gedächtnisdribbling. 

Einzelkritik des FC Bayern

Philipp Lahm

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(Foto: dpa)

Philipp Lahm: Kann neuerdings ja auch Kopfballtore und nur der Fußballgott weiß wohl, was dieser Philipp Lahm eigentlich nicht kann. Dürfte sich trotzdem gefreut haben, dass er diesmal nicht als Stürmer, sondern wieder als rechter Verteidiger ran durfte. Kannte nach kurzer Zeit schon fast jeden Grashalm auf seiner Seite und japste bei der Sauhitze nach Luft. Befasste sich nach dem Wechsel enger mit den Grashalmen auf der gegenüberliegenden Seite und flankte erst zum 1:1 präzise auf den Kahlschädel Robbens und dann auf dessen Fuß zum 2:3. Erzielte aber diesmal kein Kopfballtor. 

Einzelkritik des FC Bayern

Jérôme Boateng

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Jérôme Boateng: Unter all den Münchner Mahnern (Sammer) und Warnern (Hoeneß) gab er unter der Woche ganz brav den Beipflichter. "Wir können selbstbewusst sein, aber Arroganz wäre total fehl am Platz", sagte der Verteidiger, als sei er der persönliche Sprecher der Bayern-Bosse. Ließ seinen Worten eine fahrige Leistung folgen, was dem BVB einige Chancen und noch mehr Tore ermöglichte. Wirkte bei den Dortmunder Tempo-Überfällen mitunter teilnahmslos und träge - so wird es nichts mit dem Projekt "Jerome Boateng mahnt zu mehr Verantwortung". 

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Daniel Van Buyten:

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Daniel Van Buyten: Guardiola krempelt alles um, Martínez soll neben Dante verteidigen, Kirchhoff die Alternative sein - und dann spielt plötzlich der alte Belgier. Der Abwehr-Anachronismus Van Buyten schafft es immer wieder ins Team. Ob das so bleibt? Eher nicht, wenn er öfter so am Geschehen vorbeistolpert wie vor dem 0:1. Und schon gar nicht, wenn er solche Missgeschicke fabriziert wie jenes kuriose Eigentor zum 1:2. Verbrachte insgesamt einen schweißtreibenden Abend - nicht nur wegen der Temperaturen. 

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David Alaba

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(Foto: REUTERS)

David Alaba: Was macht ein Österreicher an Hundstagen wie diesen? Er lässt ein paar Eiswürfel in seinen Verlängerten plumpsen und erträgt die Hitze in aller Urlässigkeit - bei Alaba eh Normalzustand. Bildete wie immer eine Hälfte der besten Links-Kombo der Welt, die andere (Ribéry) war malad. Versuchte mit mutigen Ausflügen an seinen Spezi zu erinnern, was den Dortmundern aber auch Platz verschaffte. Hielt sich nach dem Wechsel mit derlei Aufmüpfigkeit zurück und hatte seine beste Szene bei einem von der Linie gekratzten Schuss von Reus. 

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Thiago Alcántara

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Thiago Alcántara: In Barcelona fühlte er sich nicht genügend geschätzt, erklärte er unlängst. Das dürfte ihm in München nicht passieren: Seit er da ist, spielt er - und zwar als Fixstern im Mittelfeld-Orbit der Bayern. Seine Umlaufbahn umfasste diesmal den Raum vor der Abwehr, wo er sich als Balldieb und Kompass verdingen sollte. Erstaunte erneut mit seiner Xavi-esken Behandlung des Spielgeräts und leitete mit einer eleganten Pirouette den Ausgleich ein. Doch bei aller Finesse unterliefen ihm auch einige Abspielfehler der Marke "Rumpelfußball". 

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Arjen Robben

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Arjen Robben: Dortmund, Westfalenstadion. Da war doch was! Bayerns Kahlkopf aus Groningen kehrte wieder einmal an den Ort zurück, an dem er mit ein paar allzu selbstbewussten Einlagen einst den Titel vergeigte - und die Arena hatte ihn nicht vergessen: Es ertönten röhrende Pfiffe. Dribbelte viel, kam selten durch und wurde in einer Trinkpause wortreich von Guardiola belehrt ("Abspielen oder nix"). Verwendete seinen geschorenen Schädel dann auf unübliche Weise: Köpfelte in bester Stürmermanier das 1:1. Wirkte danach wie aufgedreht und beantwortete die Pfiffe stilvoll mit seinem zweiten Tor. 

Einzelkritik des FC Bayern

Thomas Müller

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(Foto: dpa)

Thomas Müller: Eigentlich stellt man sich einen Affenhitzentag im Leben des geborenen Bazifußballers so vor: Badehose, die langen Haxen im Starnberger See und in der Hand ein kühles "Gwasch" (auf Hochdeutsch: Spezi). Und natürlich würde es niemanden wundern, wenn dieser Thomas Müller mit einem Getränk in der Hand Tore schießen könnte. Tauchte auf dem Feld ungewohnt weit zurückgezogen auf, was ihn ein wenig seiner Bazihaftigkeit beraubte. Wurde beim 3:1 von Gündogan abgeschüttelt wie ein Leichtgewicht und vergab eine Riesenchance zum 3:3. So kennt man den Müllerthomas eher nicht.

Einzelkritik des FC Bayern

Toni Kroos

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Toni Kroos: Stammt nicht aus dem Idyll des Voralpenlandes, sondern von der Ostsee. Stillt seinen Durst laut Bayern-Homepage auch nicht mit "Gwasch", sondern mit purem Cola. Verrichtete seinen Job im linken Mittelfeld sehr zurückhaltend, als hätte man ihm in sein Lieblingsgetränk Baldriantropfen geträufelt. Bemühte sich um Kontrolle und Sicherheit, wackelte aber wie das gesamte Bayern-Mittelfeld gehörig, wenn der Gegner in den ICE-Modus schaltete. Hat sich nach diesen 90 Minuten höchstens einen klebrigen Cola-Lutscher verdient. 

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Xherdan Shaqiri

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Xherdan Shaqiri: Schon kurios: Bei den Bayern ist er meist Ersatz, in jedem anderen Bundesligateam wäre er dagegen ein Stammelf-Flitzer. Diesmal durfte er von Anfang an mitschwitzen, weil ein gewisser Monsieur daheim geblieben war. Erschreckte die Dortmunder früh mit einem Prügelgeschoss und einem Solo-Auftritt vor Weidenfeller -war damit gefährlichster Münchner. Wechselte später auf rechts, wo er prompt das 2:3 einleitete, eher er raus musste. 

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Mario Mandzukic

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Mario Mandzukic: Zu heiß? Zu schwül? Schlecht geschlafen? Mario Mandzukic ist das egal, er rennt trotzdem gleich nach Anpfiff bis an die eigene Eckfahne, um einen Ball zu klären. Bewegte sich ansonsten auf ungewohntem Terrain: Guardiola hatte ihn auf die linke Offensivseite beordert. Von dort zog es ihn aber immer wieder in die Mitte, als ob sein Stürmernäschen ihn führen würde. Gelingen wollte ihm nicht allzu viel - und so durfte er auf der Bank weiterschwitzen. 

Einzelkritik des FC Bayern

Einwechselspieler: Bastian Schweinsteiger, Claudio Pizarro und Dante

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Bastian Schweinsteiger:  Reihte sich nach seiner Einwechslung im Mittelfeld ein und überließ Thiago die Sechserposition. Ein Indiz für die Zukunft? Zumindest könnte es bedeuten, dass er sein Spiel allmählich etwas nach vorne verlagern muss. Claudio Pizarro: Kam für Mandzukic und weiß jetzt auch, wie heiß es an diesem Tag auf dem Feld war. Dante Durfte ebenso noch ein wenig mitrennen. Grätschte knapp am 3:4 vorbei. 

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