Frankfurt beendet seine Negativserie:Mit Trenchcoat und Kolo Muani

Frankfurt beendet seine Negativserie: Diesmal cool vor dem gegnerischen Tor: Frankfurts Goalgetter Randal Kolo Muani überwindet Union-Keeper Lennart Grill zum ersten Mal.

Diesmal cool vor dem gegnerischen Tor: Frankfurts Goalgetter Randal Kolo Muani überwindet Union-Keeper Lennart Grill zum ersten Mal.

(Foto: Patrick Scheiber/Imago)

Eintracht Frankfurt trotzt der Führungskrise im Klub und stößt durch ein 2:0 gegen Union Berlin ins Halbfinale des DFB-Pokals vor. Kolo Muani und Mario Götze harmonieren perfekt.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

So schnell kann es mit der herbeigeflehten Trendwende gehen. Plötzlich haben Kapitän Sebastian Rode und Kollegen wieder tanzend und singend vor der Nordwestkurve der Frankfurter Arena gestanden, um den im DFB-Pokal allseits gern aufgelegten Dauerbrenner einer Berlin-Reise zu besingen. Eintracht Frankfurt hat mit einem verdienten 2:0 (2:0) im Viertelfinale gegen den 1. FC Union lange vermisste Hochgefühle belebt und zum vierten Mal in den vergangenen sieben Jahren das Halbfinale erreicht.

Der Gast aus der Hauptstadt tat den von einer schweren Führungskrise erschütterten Hessen den Gefallen, sich vor 49 500 Augenzeugen als willfähriger Aufbaugegner zu präsentieren. "Der Sieg tut uns sehr gut. Wir hoffen, dass wir unseren Teil beigetragen haben, dass Ruhe reinkommt", sagte Trainer Oliver Glasner. "Wir haben eine tolle Visitenkarte abgegeben. Bis dato ist es immer noch eine gute Saison."

Der Österreicher hatte auf Anraten seiner aus Salzburg über die Ostertage angereisten Familie bei den kühlen Temperaturen einen neuen Trenchcoat getragen, der nun die Funktion eines Glücksbringers bekommen könne, wie Glasner grinsend andeutete. Es scheint auch diese Spielzeit so zu sein, dass die Cup-Wettbewerbe seiner Mannschaft mehr Freude machen. Für Frankfurt ist es nur noch ein Schritt bis zum ersehnten Pokal-Endspiel, das die derzeit wieder ziemlich launische Diva zuletzt 2017 und 2018 erreichte. Der Triumph vor fünf Jahren erwies sich als Startpunkt eines rasanten Höhenflugs mit rauschhaften Europapokalnächten in Endlosschleife.

Die Negativserie mit sieben Pflichtspielen ohne Sieg ist vorbei

Das aktuelle Ensemble schien im Stadtwald mal wieder daran anknüpfen zu wollen und beendete eine Serie von sieben sieglosen Pflichtspielen. "Wir waren von der ersten Sekunde da", lobte Rode die Schärfe der Eintracht. Nach nicht einmal einer Viertelstunde hatte Randal Kolo Muani bereits einen Doppelpack erzielt. Erst traf der französische Nationalstürmer nach einer Fersenablage von Mario Götze, die höchsten Ansprüchen genügte (11.). Hernach genügte ein langer Ball von Götze, damit Muani nach seinem gewonnenen Laufduell gegen Robin Knoche den Ball über den orientierungslosen Ersatzkeeper Lennart Grill ins verwaiste Gehäuse hob (13.).

"Es ist ein Genuss mit ihm zusammenspielen: Mario ist ein bemerkenswerter Spieler, der technisch Einiges auf dem Kasten hat", meinte Muani anerkennend über seinen doppelten Vorlagengeber, der sich nicht minder zufrieden zeigte. "Es hat einfach sehr gut gepasst. Nach den vergangenen zwei, drei Wochen war dieses Ergebnis sehr wichtig", erläuterte Götze. Sein kongenialer Abnehmer Kolo Muani hat die persönliche Bilanz wettbewerbsübergreifend auf nunmehr 19 Pflichtspieltore und 14 Vorlagen geschraubt, was sein Preisschild in Sphären eines dreistelligen Millionenbetrags schraubt, wenn sich solvente Interessenten im Sommer vermutlich für den erst 23 Jahren alten Topscorer überbieten sollten.

Eigentlich hätte auch Rafael Borré einiges für sein Torkonto tun können, doch erst vergab der Kolumbianer freistehend (15.), dann entdeckte der VAR bei einem Treffer eine Abseitsstellung (20.), ehe schließlich die Latte im Wege stand (28.). Die Gäste leisteten bis dahin kaum Widerstand. "Wir haben zum dritten Male in Serie eine katastrophale erste Halbzeit gespielt", kritisierte Mittelfeldmann Rani Khedira. "Wir wollten eigentlich besser ins Spiel kommen, aber es ist uns einmal mehr nicht gelungen. Wir haben uns kaum mehr etwas zugetraut, aber die Eintracht war eben zu stark", resümierte Coach Urs Fischer.

An diesem Mittwoch steht ein Schlichtungsgespräch der Eintracht-Spitzen an.

Der für Frankfurt nicht minder wichtige Termin folgt an diesem Mittwoch: Dann soll Vereinspräsident Peter Fischer eine Schlichtung zwischen Vorstandssprecher Axel Hellmann und Aufsichtsratschef Philip Holzer vermitteln. Ob der Krisengipfel wirklich noch etwas bringt, ist angesichts der festgefahrenen Positionen allerdings fraglich. Vielleicht bietet Holzer seinen Rücktritt an, denn dem Investmentbanker missfällt die Entwicklung ausgesprochen.

Mit einer Demission würde er den öffentlich viel beliebteren Gegenspieler Hellmann in Zugzwang bringen: "Mister Eintracht" hätte dann eine moralische Verpflichtung, seinen noch bis 2027 laufenden Vertrag zu erfüllen. Wie der Machtkampf ausgeht, ist allerdings schwer vorherzusagen. Eine Lösung im Sinne des auf allen Ebenen aufgewühlten Klubs könnte schwieriger fallen, als das Pokalspiel gegen den Bundesliga-Dritten zu gewinnen.

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