Das ist eine schwere Woche für Eintracht Frankfurt: Die Tage nach dem deprimierenden 0:1 bei Hannover 96, der vierten Niederlage hintereinander, sind auch die Tage vor dem Spiel gegen den FC Bayern, in dem die fünfte Pleite in Serie droht. Weil die Eintracht mit dem neuem Trainer Thomas Schaaf und vielen neuen Spielern noch vor vier Wochen mit überraschend vielen Punkten (zwölf) auf dem Sprung an die Tabellenspitze stand, ist nun sogar von "Absturz" die Rede. Vor der Partie gegen Bayern hat die Eintracht nämlich noch immer: zwölf Punkte.
Die Leistungen wie die Ergebnisse waren zuletzt ungenügend. In Frankfurt macht nun das Wort "Abstieg" die Runde. Die nächsten Gegner Bayern, Gladbach und Dortmund fördern den Pessimismus im Umfeld. Heribert Bruchhagen kennt die Stimmungslage, der Eintracht-Vorstandsboss sagt: "Wir werden von außen skeptisch bewertet; wichtig ist aber, wie wir intern die Situation sehen. Wir haben immer gesagt, es wird eine schwere Saison."
Die Leistungsschwankungen seien keine Überraschung. In Kapitän Pirmin Schwegler (Hoffenheim), Sebastian Rode (Bayern), Sebastian Jung (Wolfsburg) und Joselu (Hannover) verließen wichtige Spieler den Klub. Hinzu kommen langfristige Verletzungen von zentralen Akteuren wie Torwart Kevin Trapp, Innenverteidiger Carlos Zambrano und Offensiv-Routinier Nelson Valdes. "Wir haben durch die Verletzungen keine Kontinuität in der Neugestaltung", sagt Bruchhagen. Gegen die Bayern ist wenigstens der zuletzt gesperrte Angreifer Haris Seferovic wieder dabei.
In dieser Woche äußerten aber auch Spieler erstmals öffentlich Kritik. Marco Russ beklagte direkt nach dem Abpfiff in Hannover die "fehlende Strategie im Spiel nach vorne", und Alexander Meier unkte, "dass die Eintracht so in der Bundesliga nicht bestehen" könne. Mit einem Tag Abstand berichtete Timothy Chandler im HR-Fernsehen von "Verunsicherung bei fast allen", vielleicht falle es "dem ein oder anderen noch schwer, sich in dem neuen Konzept zurechtzufinden".
Das sind ungewohnt offene Worte, sie klingen wie ein Hilferuf. Der Adressat heißt Thomas Schaaf. Der Trainer erklärte im Kicker, er könne mit "solchen Begriffen, die direkt nach dem Spiel fallen, wenig anfangen". Vorstand Bruchhagen verortet die Äußerungen der Profis als "allgemeine Analysen zum Spieltag". Dass diese aber auch als Kritik am Großen und Ganzen verstanden werden können, lässt sich schwer bestreiten.
Nach hundert Jahren bei Werder Bremen will sich Thomas Schaaf in Frankfurt beweisen. Schaaf wirkt nicht mehr wie der apathische Zuschauer, der er während seines langsamen Endes in Bremen war. Er gestikuliert lebhaft während der Spiele und im Training. Schaaf, 53, will es in Frankfurt packen. Er kämpft darum, der Mannschaft "Dinge mit auf den Weg zu geben".
Die Äußerungen der Spieler aber suggerieren, dass die Botschaften nicht reibungslos ankommen. Dass Schaaf zu Beginn der Saison am Status von Torgarant Alexander Meier rüttelte, verstand zudem ebenso kaum jemand wie das misslungene Debüt des erst 18 Jahre jungen Verteidigers David Kinsombi in Hannover.
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Es knirscht nicht nur auf dem Platz. Für Unruhe sorgte ein Artikel der Sportbild. Der Aufsichtsrat tage an diesem Freitag, auf der Agenda stehe auch die Aufstockung des Vorstandes um einen renommierten Sportvorstand, heißt es da. Manager Bruno Hübner habe kaum noch Rückhalt. Vorstand Bruchhagen versammelte daraufhin die Frankfurter Journalisten und versicherte, Hübner, dessen Vertrag erst im Frühjahr verlängert wurde, stehe genauso wie der Trainer nicht zur Debatte. Aufsichtsratschef Wilhelm Bender erklärte der Frankfurter Rundschau, der Rat vertraue der sportlichen Leitung. Im Sommer hatte Bender Hübners angeblich zögerliche Einkaufspolitik kritisiert. Jüngst konterte Hübner in den Stuttgarter Nachrichten so: "Das war die Äußerung eines Menschen, der in das Gremium gewählt werden und sich vielleicht profilieren wollte."
Nun sagt Hübner, die Spekulation um seine Person komme aus einem bestimmten Personenkreis, das könne er nicht steuern. Laut Bender stehe auf der Aufsichtsratssitzung diesen Freitag die Erweiterung des Vorstandes nicht zur Debatte. Gleichwohl ist zu hören, dass dies mittelfristig doch Thema werden könne. Hübner ist zwar nicht unumstritten, aber auch nicht ohne Rückhalt. Die Personaldebatten werden auch geführt, weil Heribert Bruchhagen Mitte 2016 als Vorstandsvorsitzender aufhören wird. "Diese Spekulationen werden uns in den nächsten Monaten begleiten", weiß Bruchhagen.