Eintracht Frankfurt:Tritt in den Hintern

Peter Fischer, Präsident von Eintracht Frankfurt, soll Anleger arglistig getäuscht haben. Er spricht von einer Kampagne.

Markus Zydra

Peter Fischer ist am Mittwoch nicht im Raum 261B des Frankfurter Landgerichts erschienen. Und so hat der Präsident des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt ein durchaus beeindruckendes verbales Dribbling seines Rechtsanwalts verpasst. An dem vorerst wohl letzten Verhandlungstag hat sein Verteidiger alle Register gezogen, um einen wahrlich komplexen Sachverhalt im Sinne seines Mandanten zu interpretieren.

Eintracht Frankfurt: Immer für einen starken Auftritt gut: Peter Fischer, einflussreicher Präsident des Bundesligisten Eintracht Frankfurt, muss sich aber nun vor Gericht zur Wehr setzen. Ihm wird vorgeworfen, als Geschäftsführer eines Medienfonds Anleger mutwillig getäuscht zu haben. Unterliegt er in diesem Fall, droht ihm eine Flut weiterer Klagen. Das Landgericht Frankfurt will Mitte Oktober entscheiden.

Immer für einen starken Auftritt gut: Peter Fischer, einflussreicher Präsident des Bundesligisten Eintracht Frankfurt, muss sich aber nun vor Gericht zur Wehr setzen. Ihm wird vorgeworfen, als Geschäftsführer eines Medienfonds Anleger mutwillig getäuscht zu haben. Unterliegt er in diesem Fall, droht ihm eine Flut weiterer Klagen. Das Landgericht Frankfurt will Mitte Oktober entscheiden.

(Foto: Foto: Getty)

Fischer wird vorgeworfen, als früherer Geschäftsführer des Medienfonds "World Media3" im Verkaufsprospekt arglistig falsche Versprechungen gemacht zu haben. Ein geschädigter Privatanleger fordert deshalb Schadenersatz in Höhe von 5900 Euro. Das ist nicht viel. Doch sollte er recht bekommen, könnten noch andere Investoren auf den Geschmack kommen und klagen. Dann könnte es für Fischer teuer werden.

Es sieht nicht gut aus für ihn: Glaubt man den Andeutungen des Richters, so werden Fischer und sein früherer Partner Klaus Manz wohl zur Zahlung verurteilt. Das Landgericht will am 14. Oktober entscheiden - und es ist damit zu rechnen, dass die unterliegende Partei in Berufung geht.

Der Fall ist kompliziert: Peter Fischer war von 1998 bis 2000 und ab 2004 für vier Monate vom Gericht bestelltes Mitglied des Aufsichtsrates der In-Motion AG. Das kurzzeitig am Neuen Markt gehandelte Unternehmen hat in den Jahren 1999 und 2000 fünf World Media Fonds aufgelegt mit einem Zeichnungskapital von insgesamt rund 140 Millionen Euro. Medienfonds, die in Filmproduktionen investierten, waren zu dieser Zeit steuerbegünstigt, Anleger konnten Anfangsverluste der unternehmerischen Beteiligungen beim Finanzamt geltend machen.

Mittlerweile ist dieses Privileg gesetzlich abgeschafft. Doch viele Anleger leiden bis heute unter ihrem Investment, denn Behörden fordern Steuervergünstigungen zurück, meist weil die Fonds mit Garantien warben. Eine Garantie, so die Steuerbehörden, schließe aber eine unternehmerische Aktivität aus, und damit entfiele auch die Rechtfertigung für die Steuererleichterung "Das passiert jetzt auch bei den World Media Fonds", sagt der Fondsexperte Heinz Gerlach.

Fischer und Manz wird vorgeworfen, sie hätten in dem Verkaufsprospekt die Anleger getäuscht. Sie hätten bestimmte Filmproduktionen als sicher ausgewiesen, obwohl zumindest ein Film niemals hergestellt wurde. Darüber hinaus geht es um Garantieversprechen, bei denen der Bürge fehle, sowie um Fehler bei der Bezifferung der Nebenkosten. Statt der angegebenen 16 Prozent bezahlte der Anleger 18 Prozent seiner Sparsumme als Provision. "Fischer ist seit 2000 Eintracht-Präsident, und er hat zumindest zeitweise das Renommee seines Amtes für die Geschäfte genutzt", sagt Gerlach. Es sei nicht vorstellbar, dass Fischer als Geschäftsführer der Fondsverwaltung nicht gewusst haben soll, was laufe.

Peter Fischer hat in einer Stellungnahme erklärt, dass er weder zu irgendeinem Zeitpunkt mit der Erstellung des Prospekts befasst gewesen sei, noch im inhaltlichen Sinne Initiator oder im rechtlichen Sinne Haftender des Prospekts sei. Er sieht eine Kampagne gegen seine Person. "Die wollen mir in den Hintern treten", sagte er.

Allein diese Aussage belegt schon, dass der gelernte Kaufmann Fischer ziemlich direkt ist. Als Lebemann gibt er sich auch gerne, wie Fotos belegen, auf denen er mit jungen Damen im Bikini aus dem Meerwasser vor Ibiza stürmt. Der 53 Jahre alte, verheiratete Familienvater kann gut reden, sieht gut aus und mag das Rampenlicht. Damit steht er automatisch im Konflikt mit jenen, die solche Extravaganzen missbilligen - und davon gibt es einige, auch im Fußballklub Eintracht Frankfurt.

Der Zivilprozess gegen Fischer und Manz läuft schon seit dem Jahr 2006. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich solche Streitigkeiten über Jahre hinziehen. Gerade geschlossene Fondsbeteiligungen sind sehr kompliziert gestrickt. Die Frage, ob Fischer tatsächlich schadenersatzpflichtig ist, hängt nicht nur davon ab, ob im Prospekt fehlerhafte Angaben gemacht wurden. Vielmehr muss der Kläger belegen, dass Fischer in Kenntnis der Tatsachen die Anleger im Prospekt arglistig und wissentlich getäuscht hat.

Nun kursiert auch noch den Vorwurf, Fischer habe im Jahr 2001 einen zwei Jahre laufenden Sponsorenvertrag zwischen Eintracht Frankfurt und In-Motion vermittelt. Fischer hat das zurückgewiesen. Den Sponsorenvertrag gibt es, und offenbar sitzt Eintracht Frankfurt noch auf offenen Forderungen in Höhe von 270.000Euro. "Aber das ist nichts Neues, das sind alte Kamellen", sagt Heribert Bruchhagen, Vorstandschef der Eintracht Frankfurt Fußball AG. Für Fischer ist es kein Zufall, dass diese beiden "alten Kamellen" nun öffentlich ausgeschlachtet werden. Er vermutet, dass da von "Feinden der anderen Seite" nachgeholfen wurde. Die sucht er nun wahrscheinlich. "Aber Bruchhagen nehme ich aus. Mit ihm bin ich befreundet."

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