Eintracht Frankfurt:Elektrisiert von Maradonas Erben

Eintracht Frankfurt: Zehn Bundesligatore und 13 Vorlagen: Randal Kolo Muani ist entscheidend für den Erfolg der Eintracht.

Zehn Bundesligatore und 13 Vorlagen: Randal Kolo Muani ist entscheidend für den Erfolg der Eintracht.

(Foto: Patrick Scheiber/Jan Huebner/Imago)

Die Eintracht will im Champions-League-Achtelfinale gegen den SSC Neapel wieder eine magische Nacht hinlegen. Dafür braucht es ein paar Kniffe in der Defensive - und die Durchsetzungskraft eines Stürmers.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

Oliver Glasner ist eher nicht dafür bekannt, um die Standortvorteile des Frankfurter Stadtteils Sachsenhausen ständig einen Bogen zu machen. Der in das belebte Apfelweinviertel der Mainmetropole gezogene Trainer von Eintracht Frankfurt hat natürlich mitbekommen, dass dieser Tage hier auch ausgelassen Fasching gefeiert wird: Viele der einschlägigen Lokalitäten sind bereits vor Einbruch der Dunkelheit gut gefüllt. Doch einen Eintracht-Coach mit Pappnase sucht man hier vergebens. Statt sich unters Feiervolk zu mischen, wird von Glasner die nächste Feierstunde im Stadion vorbereitet.

"Wir haben viele Stunden Neapel geschaut mit den Analysten im Trainerteam", verriet er nach dem Heimsieg gegen Werder Bremen (2:0). Die im Schongang erledigte Pflichtaufgabe in der Bundesliga war offenbar bereits mit Schlusspfiff abgehakt, schließlich elektrisiert Stadt und Verein längst das Champions-League-Achtelfinale gegen den SSC Neapel (Dienstag, 21 Uhr). Die Vorfreude ist auch bei den Protagonisten riesig. Wenn es gut läuft, dann wird der in der Bankenstadt intensiv zelebrierte Faschingsdienstag mit einer rauschenden Fußballsause beschlossen.

Dem auf Festtage dieser Art spezialisierten Europa-League-Sieger steht die härteste Reifeprüfung seit Glasners Amtsantritt im Sommer 2021 bevor. Der SSC Neapel, der enteilte Tabellenführer der Serie A, ist für den Österreicher jedenfalls ein größeres Kaliber als der FC Barcelona in der Europa League vor einem Jahr. "Sie haben sicherlich einen besseren Lauf", sagte Glasner, 48, im ZDF und erinnerte daran, dass Napoli nur je ein Mal in der heimischen Liga gegen Inter Mailand und in der Champions League gegen den FC Liverpool ("an der Anfield Road nach zwei Eckballtoren") bislang in dieser Saison verloren habe.

Der Filip-Kostic-Gedächtnispreis geht an Philipp Max

Die Fußball-Erben Diego Maradonas würden "atypisch italienisch spielen", sagte Glasner, "mit einem sehr aggressiven Gegenpressing". Doch selbstverständlich hat er nach so viel Videostudium auch Schwachstellen entdeckt. "Wir haben eine Idee. Wir brauchen eine kompakte Defensive - und dann gibt's mal kurze Momente." Grundlage aller Bestrebungen sei es, "Victor Osimhen zu kontrollieren": Der 24 Jahre alte nigerianische Stoßstürmer reißt nach jedem Tor seine Maske herunter, die er nach einem verheilten Jochbeinbruch immer noch trägt. Passt ja fast zum närrischen Treiben.

Im Hessenland ist derweil der Franzose Randal Kolo Muani auch ohne Gesichtsschutz treffsicher. Der mit 24 Jahren noch längst nicht am Limit angelangte WM-Zweite erhöhte gegen Bremen sein Konto auf zehn Bundesligatore und 13 Vorlagen - nicht mal Eintracht-Legende Anthony Yeboah war in den 1990er Jahren zu diesem Zeitpunkt so erfolgreich. "Es gibt kein persönliches Geheimnis", versicherte Muani gewohnt bescheiden. "Wir sind momentan sehr selbstbewusst. So belohnen wir uns alle gemeinsam."

Eintracht Frankfurt: Mit der Arbeitsmoral des Weltmeisters: Mario Götze, flankiert von Faride Alidou und Torwart Kevin Trapp (rechts), treibt in Frankfurt die Kollegen an.

Mit der Arbeitsmoral des Weltmeisters: Mario Götze, flankiert von Faride Alidou und Torwart Kevin Trapp (rechts), treibt in Frankfurt die Kollegen an.

(Foto: Jürgen Kessler/Imago)

Muanis Treffer zum 2:0 (52.) leitete Zugang Philipp Max ein, wobei er sich nicht nur mit dieser Flanke einen Filip-Kostic-Gedächtnispreis verdiente. Ein Freistoß des 29-Jährigen führte bereits zum frühen Eigentor von Werder-Kapitän Marco Friedl (8.). Der linke Schienenspieler Max, Leihgabe von der PSV Eindhoven, freut sich wie die Kollegen nun auf das Neapel-Duell. Auch Mario Götze zauberte diese Aussicht ein Lächeln auf die Lippen. Der Weltmeister hat sich im Alter von 30 Jahren zu einem fleißigen Arbeiter mit erstaunlichen läuferischen Qualitäten entwickelt. Götze empfahl einfach, "weiter die Performance hochzuhalten". Bei ihm bestehen diesbezüglich die geringsten Zweifel.

Die Eintracht verfolgt in allen Wettbewerben ambitionierte Ziele. Neben Platz vier in der Bundesliga und dem Erreichen des DFB-Pokalfinals hat Sportvorstand Markus Krösche auch den Vorstoß ins Champions-League-Viertelfinale auf die Liste der Vorhaben gesetzt, und Glasner ahnt, dass er nicht widersprechen sollte, damit es nicht zu leichten Verstimmungen zwischen den smarten Alphatieren kommt.

Einig waren sich Trainer und Manager darin, dass es am Samstagabend keinen besseren Sparringspartner als den SV Werder für eine kraftsparende Generalprobe gegeben hätte. So einfallslos hatten sich in diesem Jahr nicht mal die Abstiegskandidaten FC Schalke 04 oder Hertha BSC im Frankfurter Stadtwald angestellt. Wobei Glasner beteuerte, Bremen habe nur deshalb so bieder gewirkt, weil seine Mannschaft "sehr, sehr wach" gewesen sei: "Ich denke, wir haben das gut gemacht." Tatsächlich fiel auch Krösche kein Kritikpunkt ein. Die Chancen gegen Neapel seien jetzt gut, sagte der 42-Jährige - und grinste breit wie ein Faschingsprinz.

Zur SZ-Startseite

Podcast "Und nun zum Sport"
:Hat die Bundesliga ein VAR-Problem?

Woche für Woche wird über den Video-Assistenten diskutiert, obwohl Fehlentscheidungen verhindert werden. Wo also liegen die Probleme? Wie berechtigt ist die Kritik? Und welche Lösung kann es geben?

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: