Eintracht Frankfurt:"Schlag ins Gesicht"

Eintracht Frankfurt v RB Salzburg - UEFA Europa League Round of 32: First Leg

Zeichen von der Tribüne: Die Frankfurt-Fans gedenken der Opfer von Hanau.

(Foto: Matthias Hangst/Getty Images)

Die Eintracht knüpft nahtlos an das fabelhafte Europa-League-Jahr 2019 an - hadert nach dem 4:1-Sieg gegen Salzburg aber mit der Uefa.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Makoto Hasebe ist nun schon seit 17 Jahren Profifußballer, und er ist in dieser langen Zeit schon auf sehr unterschiedliche Art aufgefallen. Er war der Stratege im Mittelfeld, er war eine Art moderner Libero, und er war außerhalb des Platzes stets besonders freundlich. Aber nach dem klaren 4:1 (2:0)-Sieg über RB Salzburg am Donnerstagabend übernahm der Routinier von Eintracht Frankfurt eine bisher noch unbekannte Rolle: Hasebe gab den Übersetzer für seinen japanischen Landsmann Daichi Kamada, den mit drei Treffern überragenden Spieler des Abends - und er machte das mit einer interessanten Technik.

Mehr als eine Minute lauschte er dem Kollegen, der mit dem Spielball unter dem Arm und Badelatschen an den Füßen im Gang stand, fragte selbst noch mal in seiner Muttersprache etwas nach, und wusste den langen Vortrag danach noch bemerkenswert ausführlich wiederzugeben. Er freue sich sehr, habe Kamada über seinen Gala-Abend gesagt, und dass er nun auch unbedingt noch in der Bundesliga treffen wolle. Denn seine bisherigen sieben Saisontore schoss er alle in Europa League und DFB-Pokal. Und eine eigene Einschätzung über seinen Mitspieler hatte Hasebe natürlich auch noch parat: "Die ersten beiden Tore waren überragend, das dritte vielleicht ein bisschen glücklich", sagte er.

Es war ein erstklassiger sportlicher Auftritt der Frankfurter Eintracht am Donnerstagabend, aber neben dem Geschehen auf dem Rasen war auch das Geschehen auf den Rängen mal wieder von gesteigertem Interesse. Das lag zum einen daran, dass die Fans im Stadion schon zu Beginn ein Zeichen setzen wollten. Da gab es nach den Attentaten im nur 20 Kilometer entfernten Hanau eine Schweigeminute, und ein paar Besucher meinten, diese mit Zwischenrufen unterbrechen zu müssen. Doch daraufhin erschollen erst ein Pfeifkonzert und danach lautstarke "Nazis raus"-Rufe in dem ausverkauften Stadion.

Das andere Thema war eine geplante Choreografie der Frankfurter Fans, die Europas Verband Uefa kurzfristig untersagte. 20 000 Wunderkerzen wollten die Fans im Stadion abbrennen - anders als der Verein und die lokalen Behörden war die Uefa aber dagegen. Ihre Statuten untersagen so etwas kategorisch. Das passte den Frankfurtern nicht, die Fans beschimpften den Verband via Banner hinterm Tor derb, auch Marketing-Vorstand Axel Hellmann äußerte Unverständnis. Gerade in Zeiten, in denen man im Dialog mit den eigenen Ultras unkontrollierte Pyro-Aktionen in Zukunft verhindern wolle, sei das Verbot einer organisierten Aktion "ein Schlag ins Gesicht", so Hellmann. "Wir haben der Uefa in einem Brief geschrieben, dass wir das zum Anlass nehmen, ein paar Praktiken der Verbände, die immer weltfremder werden, zu überprüfen."

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