Makoto Hasebe in der Champions League:Mit 38 Jahren noch Weltklasse

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Tottenham-Stürmer Harry Kane (re.) versucht, gegen den Frankfurter Makoto Hasebe an den Ball zu kommen - vergebens. (Foto: Daniel Roland/AFP)

Der Frankfurter Makoto Hasebe wird nach dem 0:0 gegen Tottenham mit Lob überschüttet. Dass die Angriffe der Sturmreihe um Harry Kane verpuffen, liegt vor allem an Hasebes besonderem Gespür.

Von Frank Hellmann, Frankfurt

Dass ein Klub wie Tottenham Hotspur eine Reihe gestählter Profis in seinem Kader führt, dafür bot das Nachspiel in der Frankfurter Arena einen sichtbaren Beleg. Gleich neben der Gästekabine hatten die englischen Fitnesstrainer einen Parcours aufgebaut, in dem die Ersatzkräfte nach der Nullnummer bei Eintracht Frankfurt ächzten. Auch sie sollten sich noch körperlich betätigen, weshalb sie unter zackigen Kommandos Gewichte stemmten, Kniebeugen machten oder auf dem schwarzen Teppichboden sprinteten. Von nichts kommt nichts.

Makoto Hasebe befand sich zu diesem Zeitpunkt schon unter der Dusche, seine Arbeit war längst getan. Er ersparte sich auch den Besuch der Mixed Zone, um mit seinen japanischen Landsleuten zu sprechen. Was hätte der beste Spieler eines nicht hochklassigen, aber kurzweiligen, weil intensiven Champions-League-Gruppenspiels noch sagen sollen, nachdem so viele Elogen auf ihn eingeprasselt waren? Eintracht-Trainer Oliver Glasner bescheinigte dem 38-Jährigen eine "Weltklasseleistung", der TV-Experte Matthias Sammer kam im Frankfurter Stadtwald zu derselben Einstufung: "Weltklasse". Ausgesprochen mit Ausrufezeichen.

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Dass der hessische Bundesligist dem Dritten der Premier League auf Augenhöhe begegnete; dass die Tottenham-Offensive mit dem koreanischen Stürmer Heung-Min Son, dem brasilianischen Nationalspieler Richarlison und dem englischen Rekordtorjäger Harry Kane nur einen einzigen Schuss aufs Tor abgab; all das hatte ursächlich mit Frankfurts umsichtigem Abwehrchef zu tun, der instinktiv immer das Richtige tat.

Hasebe ist dank seinem enormen Zweikampfgeschick und seinem intelligenten Stellungsspiel in der Lage, auch mit bald 39 auf höchstem Niveau mitzuhalten. "Makoto hat eine außergewöhnliche Qualität", lobte Sportvorstand Markus Krösche, der auch die konstruktiven Beiträge des Defensivallrounders nicht unterschlug: "Im Ballbesitz hat er uns viele Ruhe und Sicherheit gegeben. Er hat wieder bestätigt, wie wichtig er für die Mannschaft ist."

Zu Saisonbeginn hatte es für den unverwüstlichen Routinier jedoch nur zu vier Kurzeinsätzen gereicht, seit aber die Nummer 20 wieder den Stabilitätsanker gibt, hat die Eintracht in fünf Partien lediglich ein Gegentor kassiert. In der Königsklasse in Marseille (1:0) und nun gegen die Spurs half Hasebe mit, die Null zu verteidigen, womit in dieser ausgeglichenen Gruppe für den Europa-League-Sieger weiter alles möglich ist.

"Wie er einen wie Harry Kane bearbeitet hat: Das war großartig", lobt Glasner

Hasebe führt in seinem Repertoire überdies eine gesunde Härte und hohe Grundaggressivität, was bei internationalen Vergleichen sehr hilft. So forderte er Richarlison nach dessen Sturz im Strafraum gestenreich auf, schnell wieder aufzustehen; so stritt er sich am Boden liegend wortreich mit Kane. Asiatische Zurückhaltung ist ihm auf dem Platz fremd. Als "positives Phänomen" hatte Glasner seinen Musterprofi vor dem Match bezeichnet, nun führte der Österreicher noch aus: "Wie ballsicher er ist, wie er gegen den Ball durchdeckt, wie er einen wie Harry Kane bearbeitet hat: Das war großartig."

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Schon oft hat der ehemalige japanische Nationalspieler (114 Einsätze) darüber gesprochen, wie er im hohen Fußballeralter noch so fit sein kann. Ein Hilfsmittel: warme Bäder. Details dazu führte Torwart Kevin Trapp aus. Im Wellnessbereich des neuen Frankfurter Profitrakts gebe es ja eine Badewanne: "Er ist der Einzige, der drin liegt. Dann nimmt er noch das Wasserspray fürs Gesicht." Was den Alterungsprozess der Haut aufhalten soll. "Das ist schön zu erleben: Makoto ist ein absolutes Vorbild", sagte Trapp, 32, der es nur begrüßen kann, dass sein Mitspieler meist im Frühjahr seinen Entschluss revidiert, die Karriere zu beenden. Stattdessen wird wieder ein Einjahresvertrag unterschrieben.

Aus Sicht des Nationalkeepers solle der Vordermann ruhig weitermachen, denn: "Er wird nie unsicher." Hier kommt ihm seine Erfahrung als Mittelfeldspieler zugute: Als Hasebe im Januar 2008 von Felix Magath zum VfL Wolfsburg geholt wurde, spielte er meist dort, wo die größte Handlungsschnelligkeit gefragt ist. Doch inzwischen ist die Rolle als zentrales Glied einer Dreierkette für ihn wie maßgeschneidert, obgleich er nie in die Versuchung gerät, sich wie ein Libero alter Prägung fallen zu lassen. Im Gegenteil: Da spürt einer genau, wann er rausrücken muss.

Vermutlich aber nicht im nächsten Pflichtspiel. Für die Bundesligapartie beim VfL Bochum (Samstag), die dem Champions-League-Rückspiel in London (Mittwoch) vorgeschaltet ist, deutete Glasner an, dem Alterspräsidenten der Liga mal eine Auszeit zu gönnen. Hasebe habe zwar "wie ein Jüngling" gespielt, "aber es kann sein, dass er mal pausiert". Denn: "Wir brauchen ihn in Tottenham." Topfit gegen die gestählten englischen Profis.

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