Süddeutsche Zeitung

Eintracht Frankfurt:"Wir haben den Abstand eingehalten"

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Eintracht Frankfurt erlebt nach der Corona-Zwangspause einen Gladbacher Überfall. Sportvorstand Fredi Bobic spottet über die Passivität im eigenen Strafraum.

Ein bisschen Ausgelassenheit gönnte sich Torschütze Marcus Thuram dann doch noch. Der Jubel der Spieler von Borussia Mönchengladbach war zunächst vorschriftsmäßig verhalten, nach dem Schlusspfiff aber schnappte sich der Angreifer eine Eckfahne mit dem Wappen von Eintracht Frankfurt darauf und trabte mit der Trophäe über das Spielfeld.

"Das haben wir sehr, sehr gut hingekriegt", sagte Mitspieler Jonas Hofmann nach dem souveränen 3:1 (2:0) Sieg gegen überforderte Frankfurter. Vor allem die Anfangsphase hätte nicht besser laufen können für die Gladbacher. Das erste Tor nach 36 Sekunden, das zweite nur sechs Minuten später - mit und nach diesem Blitzstart bekräftigten die Gäste ihre Champions-League-Ambitionen auch beim Neustart der Bundesliga: Die Mannschaft von Trainer Marco Rose verbesserte sich mit dem achten Ligasieg nacheinander in der Tabelle auf Rang drei. Frankfurt dagegen hat nun viermal in Serie verloren.

"Wir haben die ersten paar Minuten ein bisschen verschlafen. Gladbach ist richtig gut reingekommen, das hat denen natürlich in die Karten gespielt. Unser 3:1 war leider zu spät", sagte der Frankfurter Martin Hinteregger, der einen vierten Treffer der Gäste durch Hofmann spektakulär vereiteln konnte (85.), weil sich der Gladbacher offensichtlich beim Schuss auf das Tor zu sicher fühlte und fahrlässig vergab. "Das war schon recht peinlich", sagte Hofmann bei Sky.

Spät abends klagte Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic im Aktuellen Sportstudio: "Es war der Wahnsinn nach der Coronaphase: Wir haben den Abstand eingehalten. Ist nur blöd, wenn Du das im Strafraum machst."

Dem Offensivspiel der Frankfurter hat die Zwangspause nicht gutgetan

Dafür waren die Gladbacher vor allem in den ersten Minuten des Spiels hellwach. Alassane Plea nutzte einen Abstimmungsfehler der Frankfurter Defensive zum zweitschnellsten Treffer der Gladbacher Bundesliga-Historie (1.), die nächste Unsicherheit in der Frankfurter Hintermannschaft bestrafte Thuram gnadenlos (7.). Ramy Bensabaini verwandelte später mit viel Glück einen Foulelfmeter (73.), der eingewechselte Andre Silva konnte für die Gastgeber nur noch verkürzen (81.). Nach den frühen Toren zogen sich die Gäste zurück, setzten vornehmlich auf Gegenstöße - und waren damit über die gesamte Spielzeit trotzdem gefährlicher als die uninspirierten und verkrampften Frankfurter. Vor allem in der ersten halben Stunde überzeugten die Gladbacher durch ihr präzises Spiel.

"Wir haben sehr schön rauskombiniert", sagte Hofmann, nach der langen Pause sei dies "nicht selbstverständlich" gewesen. Ähnliche Lichtblicke suchte man auf Seiten der Gastgeber vergebens. Die knapp 70 Tage ohne Partie inklusive zweiwöchiger Quarantäne wegen positiver Coronatests hatten der Eintracht offensichtlich nicht gut getan, das schon vor der Zwangspause ideenlose Offensivspiel lahmte. Ein Freistoß von Filip Kostic (23.), den Gladbachs Keeper Yann Sommer problemlos entschärfte, blieb im ersten Durchgang die gefährlichste Aktion.

Frankfurts Trainer Adi Hütter musste reagieren und dem völlig wirkungslosen Bas Dost in der Spitze eine Unterstützung zur Seite stellen. Da Goncalo Paciencia wegen einer Muskelverletzung nicht zur Verfügung stand, war der portugiesische Nationalspieler Silva die einzige Option. Aber auch die Hereinnahme des 24-Jährigen verpuffte bis zu dessen spätem Anschlusstreffer. Und so konnte Marcus Thuram enstpannt zur Eckfahne spazieren, ein Gladbach Trikot darüber streifen, und sie durch die Luft schwingen.

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SZ vom 17.05.2020 / sid
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