Eintracht Frankfurt:"Was hier abläuft, sprengt alle Grenzen"

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Auf dem Rathausbalkon präsentiert Frankfurts Torwart Kevin Trapp den Fans den Europa-League-Pokal. Unten wird sich um die richtige Ausleuchtung gekümmert. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Der Europa-League-Pokal kommt nach ewig langem Autokorso bei den Eintracht-Fans auf dem Frankfurter Römer an. Die lange Wartezeit schadet der Stimmung nicht - Eindrücke aus Frankfurt.

Als Kapitän Sebastian Rode um 21.35 Uhr auf den Balkon des Frankfurter Rathauses erschien und neben ihm zuerst Torwart Kevin Trapp den silbernen Pokal in die Höhe reckte, verwandelte sich der Römerberg mit rund 8000 jubelnden und tanzenden Eintracht-Fans in ein Tollhaus. "Hier ist das Ding, jetzt lasst uns weiterfeiern", sagt Rode mit heiserer Stimme.

Einen Tag nach der "Fiesta von Sevilla" mit dem 5:4-Finaltriumph im Elfmeterschießen gegen Glasgow Rangers wurde Eintracht Frankfurt eine Party in einer bisher unbekannten Dimension bereitet. In Frankfurt herrschte Ausnahmezustand - und das trotz des Unwetters, das am frühen Abend aufgezogen war. Insgesamt waren 100 000 Anhänger in der Innenstadt erwartet worden.

Am Flughafen beginnt die Reise der Frankfurter, Trainer Oliver Glasner (li.) gibt den Pokal bis zur Ankunft auf dem Frankfurter Römer fast nicht mehr aus der Hand. (Foto: Thomas Frey/dpa)

Weit mehr als drei Stunden dauerte der Autokorso vom Flughafen zum Frankfurter Römer, wo sich schon zur Mittagszeit Zigtausende Menschen eingefunden hatten, um ihre Lieblinge auf dem Balkon zu feiern. Vereinslegende Karl-Heinz "Charly" Körbel, der 1980 beim zuvor einzigen internationalen Titelgewinn dabei war, schüttelte angesichts des überwältigenden Empfangs immer wieder ungläubig den Kopf. "Was hier abläuft, sprengt alle Grenzen. Das geht in die Geschichte von Eintracht Frankfurt ein. Diese Fankultur ist einzigartig", sagte der Bundesliga-Rekordspieler.

Der Autokorso braucht länger als gedacht, so bleibt genug Zeit zum Feiern. (Foto: Thomas Frey/dpa)

Der Eintracht-Tross war zwar überpünktlich am Flughafen gelandet, doch die Fahrt zum etwa 15 Kilometer entfernten Römer verzögert sich, weil die Cabrios immer wieder von begeisterten Anhängern gestoppt wurden. Noch vor der Ankunft setzte strömender Regen ein, begleitet von Blitz und Donner. Der Stimmung tat das jedoch keinen Abbruch. Die Fans stimmten umso lauter Hymnen wie "Wir sind alle Frankfurter Jungs" oder "Hier regiert die SGE" an.

Hat bewiesen, dass er Wichtiges mit seinen Händen festhalten kann: Torhüter Kevin Trapp mit dem Pokal vor dem Frankfurter Rathaus. (Foto: Sebastian Gollnow/Pool/Reuters)

Die Anhänger des Bundesligisten mussten sich auch nach dem Eintreffen der Mannschaft in Geduld üben, bis sich Elfmetertöter Trapp oder Rafael Borré, der den letzten Ball vom Punkt einschoss, auf dem Balkon zeigten. In einer Feierstunde im Kaisersaal des Rathauses würdigte die Stadt den Erfolg der Eintracht mit dem Eintrag ins Goldene Buch. "Was für ein Triumph, was für eine Mannschaft. An diesen Sieg werden sich noch unsere Enkel erinnern", sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD).

Die Menschen auf dem Frankfurter Römer wissen sich die Wartezeit zu vertreiben. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Der erste Gewinn eines europäischen Titels nach 42 Jahren verschafft nicht nur Frankfurt Strahlkraft, sondern auch dem deutschen Fußball mehr Ansehen und dem Traditionsklub mit inzwischen 100 000 Mitglieder viel Auftrieb. Nicht auszudenken, wenn die Eintracht, die durch den Europacup-Sieg in die Champions League einzog, auch am 10. August beim Supercup für Furore sorgt. Dann heißt der Gegner in Helsinki FC Liverpool oder Real Madrid.

Die Kulisse ist eines Europa-League-Siegers jedenfalls würdig. (Foto: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Die Fußballprofis hatten bis um sechs Uhr morgens in einem Club in Sevilla den märchenhaften Erfolg ausgiebig gefeiert. "Es ist sehr feuchtfröhlich gewesen", berichtete Vorstandssprecher Axel Hellmann dem Hessischen Rundfunk während der Fahrt in die Stadt und frohlockte selig über "eine tolle Gemeinschaft mit großem Zusammenhalt". Eintracht-Trainer Oliver Glasner wollte nach der großen Party weiterfeiern: "Wir werden sehen, wie es in der Nacht weitergeht."

Alles im roten Bereich in Frankfurt. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Nach Abpfiff des Endspiels in der Nacht zum Donnerstag war zugleich Anpfiff für die große Party der außer Rand und Band geratenen Eintracht-Anhänger in den Kneipen und Straßen der hessischen Metropole gewesen. Die Jubelschreie, Fangesänge und das unentwegte Hupkonzert der Autos wollten bis zum Morgengrauen kein Ende nehmen. Allein rund 60 000 Fans hatten im Frankfurter Stadion beim Public Viewing das Jahrhundertspiel für die Hessen erlebt.

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