Eintracht Frankfurt:Erneuerung gelungen

v l Strafstoss Chicharito Bayer 04 Leverkusen beim Bundesliga Spiel zwischen Eintracht Frankfurt

An den Pfosten: Der mexikanische Stürmer Chicharito vergibt beim Elfmeter die große Chance zum Ausgleich für Leverkusen.

(Foto: Eibner/Imago)

Eintracht Frankfurt besiegt beim zweiten Heimspiel den zweiten Europapokal-Teilnehmer. Nach Schalke 04 erwischt es dieses Mal Bayer Leverkusen - weil sich die Hessen deutlich laufstärker zeigten. Die Arbeit von Trainer Niko Kovac zeigt Wirkung.

Von Christoph Ruf, Frankfurt

Nach dem Spiel hatte ein Mann besonders viel zu tun, dessen Name den meisten Fußballfreunden kein Begriff sein dürfte. Stéphane Gödde ist ein auf Fußball spezialisierter Dolmetscher, dem kaum eine romanische Sprache fremd zu sein scheint. Insofern hatte er keine größeren Probleme, die Freude des Mexikaners Marco Jhonfai Fabián de la Mora in die Worte zu übertragen, die deutsche Sportjournalisten im Schlaf herunterbeten können: "Man muss immer 100 Prozent hart arbeiten, immer Gewehr bei Fuß stehen und sich direkt auf das nächste Spiel fokussieren", übersetzte Gödde also, und Fabiàn lächelte dazu schüchtern. Wie gut es dem Mexikaner getan hatte, dass er, der schon als Fehleinkauf von Eintracht Frankfurt abgestempelt wurde, nun mal getroffen hatte, hätte man allerdings auch an dem leicht entrückten Lächeln erkennen können, das immer wieder über sein Gesicht huschte.

So viel zur Heldengeschichte des Tages. Doch wenn die Eintracht nach dem ebenfalls verdienten Sieg gegen Schalke (1:0) nun gegen Leverkusen (2:1) schon ihr zweites Heimspiel gegen ein nominell favorisiertes Team gewann, dann hatte das auch mit dem stark verbesserten Mexikaner Fabiàn und natürlich mit Alex Meier zu tun, der ein typisches Alex-Meier-Tor zum 1:0 erzielt hatte. Mehr noch lag es aber daran, dass die Frankfurter Elf offenbar einen Erneuerungsprozess hinter sich hat. Seit dem 8. März ist Niko Kovac dort Trainer, und dass die Eintracht sich seither Stück für Stück verbessert hat, ist offensichtlich.

Nicht nur Menschen, denen an Kovacs Vorgänger Armin Veh alles bis hin zu dessen branchenunüblicher Gelassenheit missfiel, hatten ja bemerkt, dass dessen Team in der vergangenen Saison konditionell so gut wie allen Konkurrenten unterlegen war. Das ist längst nicht mehr so. Wie schon gegen Schalke war Frankfurt auch gegen Leverkusen das physisch stärkere, lauffreudigere Team. Zudem fand Torwart Lukas Hradecky eine weitere Erklärung: "Wir haben eine gute Kondition und spielen jetzt kompakter. Für mich ist der Hauptunterschied, dass wir viel mehr Taktik machen und uns jede Mannschaft, gegen die wir spielen, vorher genau anschauen." Man sei jetzt besser auf die Gegner vorbereitet: "Wir spielen nicht mehr gegen jede Mannschaft gleich, sondern gegen Leverkusen anders als gegen Darmstadt."

Bayers spannungsarmes Ensemble hätte ein Remis nicht verdient

Dass gegen Leverkusen ein engagierter, aber alles andere als glanzvoller Auftritt genügte, dürfte im Rheinland intern weniger gleichmütig aufgearbeitet werden als öffentlich. Da beließ es Trainer Roger Schmidt beim Nötigsten und machte die "größere Effizienz" der Frankfurter für die Niederlage verantwortlich. Dabei wäre es fast noch mal glimpflich ausgegangen für das spannungsarme Leverkusener Ensemble, doch Chicharito ließ seinem Tor zum 1:1 kein zweites folgen - kurz vor Abpfiff schoss er einen Elfmeter an den Pfosten.

Aber ein Remis wäre auch nicht gerecht gewesen - ein durchaus deprimierender Befund für eine Elf, die mit so vielen hochkarätigen Individualisten bestückt ist wie die Bayer-Elf. Wer aber sah, wie halbherzig Admir Mehmedi über den Platz tapste oder welche Mühe Julian Baumgartlinger hatte, jene Lücken zu stopfen, die seine Kollegen klaffen ließen, der kann Bayer nur wünschen, dass sie am Mittwoch gegen Augsburg ihre Form finden. Sonst wird es ungemütlich am Rhein.

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