Eine Woche vor Olympia:Spiegelburg fliegt Issinbajewa davon

Stabhochspringerin Silke Spiegelburg ist eine Woche vor den Olympischen Spielen in London in der besten Form ihres Lebens. Beim Diamond-League-Meeting der Leichtathleten in Monaco verbessert sie den deutschen Rekord und beeindruckt die Konkurrenz um Weltrekordlerin Jelena Issinbajewa.

Stabhochspringerin Silke Spiegelburg hat mit einem deutschen Rekord eine glänzende Olympia-Generalprobe für London hingelegt. Die Leverkusenerin schraubte beim Diamond-League-Meeting der Leichtathleten am Freitagabend in Monaco die Bestmarke von Martina Strutz vom 30. August 2011 um zwei Zentimeter auf 4,82 Meter. Mit ausgelassenen Freudensprüngen feierte die 26 Jahre alte Spiegelburg ihren Erfolg.

IAAF Herculis meeting in Monaco

Der Moment des Rekords: Silke Spiegelburg überquert von 4,82 Meter. 

(Foto: dpa)

Damit sprang die deutsche Meisterin bis auf einen Zentimeter an die Weltjahresbestmarke von Jennifer Suhr aus den USA heran. Weltrekordlerin Jelena Issinbajewa aus Russland, die in London ihr drittes Olympia-Gold nach 2004 und 2008 anstrebt, scheiterte dreimal an ihrer Anfangshöhe von 4,70. Spiegelburg besiegte unter anderem auch Weltmeisterin Fabiana Murer aus Brasilien. WM-Zweite Strutz aus Neubrandenburg musste nicht nur zusehen, wie ihr die Rivalin den Rekord entriss, sondern enttäuschte auch als Siebte mit 4,54.

"Seit drei Jahren warte ich auf den Moment, mir den Rekord zu holen. Ich bin überglücklich", erzählte Spiegelburg. "Rekord und Isinbajewa geschlagen: das macht mich doppelt froh." Nicht vergessen, aber zumindest verdrängt ist im Kopf der Leverkusenerin die Schmach von Helsinki, wo sie Ende Juni Topfavoritin auf EM-Gold war und nur Vierte wurde. In London soll sich das nicht wiederholen. "Ich war schon so oft dran. Natürlich würde ich gerne mit einer Medaille von den Olympischen Spielen aus London heimkommen. Dafür trainiere ich hart und bereite mich exakt vor", sagte Spiegelburg. Zweimal war die mittlerweile 26 Jahre alte Junioren-Weltmeisterin von 2001 bereits Zweite der Hallen-EM (2009 und 2011), dazwischen 2010 auch EM-Zweite im Freien. 2009 bei der Heim-WM in Berlin übersprang sie wie drei weitere Athletinnen 4,65, blieb aber aufgrund der Mehrzahl der Fehlversuche als Vierte medaillenlos.

Für Issinbajewa endete ihr zweiter Saisonauftritt mit einem Debakel. Mit 4,75 Metern war sie vor zwei Wochen im französischen Sotteville-lès-Rouen in den Wettkampf-Sommer eingestiegen. Die beste Stabhochspringerin der Geschichte mit 28 Weltrekorden hatte kürzlich angekündigt, ihre Karriere nach der Heim-WM 2013 in Moskau definitiv zu beenden.

Diskuswerferin Nadine Müller musste sich in Monaco mit dem zweiten Platz begnügen. Die WM- und EM-Zweite aus Halle/Saale kam auf mäßige 64,64 Meter. Es gewann Europameisterin Sandra Perkovic aus Kroatien mit 65,29. Die Weltjahresbestenliste führt Draja Pischtschalnikowa mit 70,69 an, die Russin fehlte allerdings im Fürstentum. Im Weitsprung kam Europameister Sebastian Bayer (Hamburg) mit 7,94 Metern nur auf Rang sechs beim Erfolg von Irwing Saladino aus Panama (8,16), dem Goldmedaillengewinner von Peking 2008.

Starke Kenianer

Ein belgisches Zwillingspaar glänzte über 400 Meter: Jonathan Borlée siegte auf der Stadionrunde in 44,74 Sekunden vor Weltmeister James Kirani (Grenada/44,76). Borlées Bruder Kevin wurde Dritter in 44,94. Der Olympiasieger und Weltjahresbeste LaShawn Merritt aus den USA wurde offensichtlich von Krämpfen geplagt und beendete das Rennen vorzeitig.

Für einige der besten Leistungen der hochkarätig besetzten Veranstaltung sorgten kenianische Mittelstreckler. Weltmeister und Olympiasieger Asbel Kiprop lief über 1500 Meter mit 3:28,88 Minuten die fünftschnellste Zeit, die jemals erreicht wurde. Die persönliche Bestzeit von 3:29,77 Minuten reichten Nixon Chepseba nur zu Rang zwei. Über 800 Meter blieben fünf Läufer unter 1:44 Minuten. Abraham Rotich gewann in 1:43,13 vor Leonard Kosencha, der mit 1:43,40 ebenfalls so schnell war wie nie zuvor.

Über 110 Meter Hürden setzte sich Hallen-Weltmeister Aries Merritt in einem blitzsauberen Rennen in 12,93 Sekunden vor Weltmeister und Landsmann Jason Richardson (beide USA/13,07) durch. Ein Debakel erlebte Südafrikas Star Caster Semenya, die über 800 Meter Neunte wurde.

Über 100 Meter überraschte die Nigerianerin Blessing Okagbare die schnellen Frauen aus den USA und Jamaika. Die 24-Jährige gewann in 10,96 Sekunden vor Tianna Madison aus den USA, die in 10,99 ebenfalls unter der Elf-Sekunden-Marke blieb. In einer in diesem Jahr noch nicht erreichten Zeit trugen die US-Sprinter den Staffelstab ins Ziel und etablierten sich damit als ernst zu nehmende Herausforderer der Jamaikaner. Das Quartett, zu dem auch Justin Gatlin und Tyson Gay gehörten, legte die 4x100-Meter in 37,61 Sekunden zurück.

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