Ehrung:Zwei Goldbälle

Weil sich die Fifa mit Frankreich zofft, steigt der Weltverband bei der Wahl zum Weltfußballer aus. Sie wird den besten Spieler des Jahres künftig wieder alleine küren - also unabhängig von der Wahl der Fachzeitschrift France Football.

Wer Jaroslaw Lindner nicht kennt, sollte sich schämen. Jaroslaw Lindner, 28 Jahre alter Linksaußen der Sportfreunde Lotte, war der Spieler des sechsten Spieltags in der dritten Liga. Diese Wahl organisiert der Deutsche Fußball-Bund jede Woche, zuletzt gewann Lindner mit 262 Stimmen vor Daniel Brückner (Erfurt, 177) und Lucas Röser (Großaspach, 111). Der DFB folgt damit einem Trend: In jedem Bundesligastadion findet sich an jedem Spieltag irgendein Sponsor, der den Mann des Tages kürt. Und weil sich solche Wahlen leicht und lukrativ vermarkten lassen, werden es immer mehr - auch ein paar Etagen höher.

Wie die Fifa am Freitag dem Sport-Informations-Dienst bestätigte, wird der Weltverband den Weltfußballer des Jahres künftig wieder alleine küren - also unabhängig von der Wahl der Fachzeitschrift France Football. Gespräche mit "Stakeholdern" seien im Gange, erklärte ein Sprecher. Von 1991 bis 2009 hatte die Fifa die Wahl bereits eigenständig organisiert (erster Gewinner: Lothar Matthäus), danach hieß die Wahl Fifa Ballon d'Or, wofür der Verband viel Geld bezahlte. Wahlberechtigt waren zur besseren Glaubwürdigkeit nicht nur Journalisten, sondern auch Trainer und Nationalmannschaftskapitäne. Der goldene Ball ist übrigens nicht zu verwechseln mit der Uefa-Wahl des Best Player in Europe, die neulich Cristiano Ronaldo für sich entschied. Den Welttorhüter des Jahres sowie den Welt-Schiedsrichter kürt unabhängig davon die 1984 in Leipzig gegründete International Federation of Football History & Statistics (IFFHS).

In Deutschland, dies zur Vollständigkeit, gibt es auch mehrere Bestenlisten. Ein "Trainer des Jahres" etwa wird sowohl vom Fachmagazin Kicker (Gewinner: Dirk Schuster) als auch vom DFB (Markus Kauczinski) geehrt. In ähnlicher Weise wird es künftig wohl zwei Weltfußballer geben. Jaroslaw Lindner hat trotzdem keine Chance.

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