EishockeyDie dunklen Sitzschalen bereiten Probleme

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„Bin nur ich blind?“ - Veit Oswald sieht eigentlich gut.
„Bin nur ich blind?“ - Veit Oswald sieht eigentlich gut. (Foto: Heike Feiner/Eibner/Imago)

Kabine, Arena, Kraftraum – im neuen SAP Garden ist alles „Wahnsinn“ für die Profis des EHC München. Nur den Puck verlieren sie manchmal aus den Augen.

Von Christian Bernhard

Um das Sehvermögen von Veit Oswald muss man sich grundsätzlich keine Sorgen machen. Er habe ja „junge Augen“, sagt der Stürmer des EHC Red Bull München grinsend dazu. Das unterstrich der 20-Jährige am vergangenen Sonntag beim Derby in Straubing, als er beim Münchner 6:2-Auswärtssieg das 2:1 stark vorbereitete, weil er aus dem Augenwinkel sah, dass Taro Hirose bei einem Konter mitgelaufen war – und er ihm die Scheibe derart präzise vor dem Tor querlegte, dass Hirose nur noch den Schläger hineinhalten musste, um zu treffen.

Zwei Abende zuvor hatte der junge Oswald aber einen Moment des Zweifels, was dazu führte, dass er sich eine Frage stellte, die Augenärzte und Optiker aufhorchen lässt. „Bin nur ich blind?“, fragte er seine Teamkollegen in der zweiten Drittelpause des SAP-Garden-Eröffnungsspiels, oder gehe es ihnen auch so? Oswald hatte die Scheibe ein paarmal nicht gesehen, „vor allem, wenn sie hochfliegt“, erzählte er sitzend auf seinem geräumigen Kabinenplatz, über dem jetzt wie bei allen anderen auch ein Bildschirm mit dem Gesicht und der Trikotnummer des jeweiligen Spielers hängt. Seine Verunsicherung rührte daher, dass die Sitzplätze im Garden sehr dunkel sind und er die schwarze Scheibe deshalb manchmal aus den Augen verlor. Die dunklen Sitze werden immer dann zum Faktor, wenn keine Zuschauer darauf sitzen. Der Garden war zur Eröffnung zwar ausverkauft, aber speziell auf der Haupttribüne dauerte es nach den zwei Drittelpausen einige Minuten, bis alle Sitze wieder mit Menschen gefüllt waren – die Verköstigung in den VIP-Bereichen hatte sie wohl aufgehalten.

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Noch wichtiger ist die Sicht auf dem Eis für die Torhüter. Auch Mathias Niederberger sprach von einem „anderen“ Licht, gerade wenn die Scheibe in der Luft sei, müsse man „nochmal geschärfter“ darauf schauen, sagte der Nationaltorhüter. Die Erfahrungsschilderungen der EHC-Spieler waren interessant, denn so wie für alle Anwesenden beim Eröffnungsspiel war auch für die Spieler auf dem Eis alles neu. Oswald spricht von einem „anderen Gefühl“, das in der neuen Halle herrsche, am Anfang sei es „echt“ eine Umstellung gewesen. „Es ist kein kleiner Bunker mehr“, sagte er mit Blick auf die alte Münchner Olympia-Eishalle. Oswald benützte das Wort „Wahnsinn“ am Eröffnungsabend wie zahlreiche andere EHC-Spieler und Verantwortliche auch fast schon inflationär, die Kabine, die Arena, der Kraftraum, der jetzt größer sei „als manch andere Kabine“, alles schlicht Wahnsinn.

Sehr groß war auch der Leistungsunterschied zu den Buffalo Sabres, die mit dem Münchner J.J. Peterka aus Nordamerika angereist waren, um das Eröffnungsspiel noch spezieller als ohnehin schon zu machen. Das NHL-Team war dem EHC schlicht in allen Belangen überlegen: läuferisch, technisch und körperlich. „Man sieht jetzt, wo die Latte hängt“, sagte Oswald nach der 0:5-Niederlage. Der Übergang in den Liga-Alltag gelang den Münchnern aber sehr gut. Im Straubinger Eisstadion am Pulverturm siegten sie trotz eines frühen 0:1-Rückstands mit 6:2, es war der dritte Sieg im dritten DEL-Spiel der Saison, keinem anderen Klub war das gelungen. „Die Erfahrung vom Freitag, gegen ein NHL-Team zu spielen, hat uns besser gemacht“, sagte Doppeltorschütze Taro Hirose.

Manager Winkler freut sich jetzt auf den neuen „normalen Alltag“

So schön es auch war, beim EHC sind sie nun froh, dass das Eröffnungsevent, auf dass sie so lange hingefiebert hatten, und der NHL-Zauber hinter ihnen liegen. Er sei „wahnsinnig erleichtert, dass es vorbei ist“, sagte Manager Christian Winkler, jetzt freue er sich darauf, den neuen „normalen Alltag“ in der Arena zu genießen. Reichlich Gelegenheit dazu bekommt der EHC in dieser Woche mit gleich drei Heimspielen. Am Mittwoch geht es gegen die Grizzlys Wolfsburg, zwei Tage später gegen den Meister Eisbären Berlin (beide 19.30 Uhr) und am Sonntag gegen die Kölner Haie (16.30 Uhr).

Vielleicht bleibt bei einem der drei Spiele dann auch mal kurz Zeit dafür, die neue Arena von der Spielerbank aus genauer unter die Lupe zu nehmen. „Wenn man vielleicht nicht gegen Buffalo spielt und auf der Bank nicht nur mit Durchschnaufen beschäftigt ist“, habe man womöglich ein wenig mehr Zeit zum Schauen, sagte Konrad Abeltshauser.

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