Vor ungefähr elf Monaten hat Uli Hoeneß eine unmissverständliche Verfügung erlassen. „Von Ausnahmefällen abgesehen, sollten wir in Zukunft am letzten Transfertag nicht mehr mitten im Geschehen sein“, sagte Hoeneß damals der SZ und fügte einen echten Hoeneß an: „Früher haben wir über diesen Deadline Day gelacht!“ Sehr verständlich war Hoeneß’ Emotion damals angesichts der Tatsache, dass die Münchner am letzten Transfertag die Kontrolle verloren und den bereits sicher geglaubten Mittelfeldspieler João Palhinha wieder ziehen lassen mussten. Als ein Dreivierteljahr später Max Eberl als Sportvorstand präsentiert wurde, wirkte dies wie eine logische Schlussfolgerung: Eberl genoss aus Gladbacher Zeiten den Ruf, ein besonders früher Vogel zu sein. Transfers hatte er dort oft so zeitig vollzogen, dass ihm in der Branche der Kosename Max Streberl anhaftete. Herr Lehrer, ich bin schon fertig!

Transfers des FC Bayern:Stolz aufs frühe Eintüten
Am Tag vor dem Trainingsauftakt für den neuen Trainer Vincent Kompany stellt der FC Bayern Hiroki Ito vor, einen von bereits drei fixen Zugängen. Sportdirektor Christoph Freund wirkt zufrieden mit der Kaderplanung – doch sie ist noch lange nicht abgeschlossen.
Nun, elf Monate später, würde Eberl gerne wieder fertig werden, aber jetzt lassen sie ihn nicht. „Ich habe die letzten Tage ständig davon gelesen, da kommt der für 90 Millionen, der für 50 und der für das. Das ist alles Blödsinn. Es kommt überhaupt kein Spieler mehr, wenn nicht vorher ein, zwei oder drei Spieler gehen“, sagte Uli Hoeneß am Sonntag bei einer Veranstaltung anlässlich des 75. Vereinsjubiläums des SV Seligenporten. Und: „Der Max Eberl und der Christoph Freund wissen ganz genau, dass nur dann weitere neue Spieler zum FC Bayern kommen können, wenn der eine oder andere prominente Abgang verzeichnet wird. Wir haben beim FC Bayern keinen Geldscheißer.“
Mögliche Zugänge muss Eberl im Moment erst mal vertrösten
Hoeneß wies auch darauf hin, dass der Sportvorstand Eberl und der Sportdirektor Freund bereits „drei zusätzliche Spieler“ verpflichtet hätten, „die insgesamt 125 Millionen kosten! Und wenn jetzt theoretisch gar keiner weggeht, dann haben wir drei Spieler mehr, dann können wir demnächst mit einem Gelenkbus zu den Spielen fahren“. Bei den drei zusätzlichen Spielern handelt es sich um den Verteidiger Hiroki Ito (VfB Stuttgart), den Mittelfeldspieler Palhinha (FC Fulham, siehe oben) sowie den Flügelspieler Michael Olise (Crystal Palace). Angesichts der Sünden der Vergangenheit (zu hohe Ablösesummen, viel zu hohe Gehälter) greift bei Bayern nun offenbar eine interne Financial-Fairplay-Regelung des mächtigen Aufsichtsrats um den Ehrenpräsidenten Hoeneß – weshalb Eberl sich vor weiteren Einkäufen erst mal an der Quadratur des Kreises versuchen und Bestverdiener wie Leon Goretzka, Kingsley Coman, Matthijs de Ligt, Serge Gnabry und vielleicht sogar Joshua Kimmich überreden muss, den Verein zu verlassen.
Es ist das gute Recht des Aufsichtsrats, die Kosten im Blick zu behalten, was Eberl allerdings gleichzeitig daran hindert, den verabredeten Wandel in der Kabine einzuleiten. Mögliche Zugänge wie Xavi Simons (Leipzig) oder Désire Doué (Rennes) muss Eberl vertrösten – und in Kauf nehmen, dass die Ausstiegsklausel des von ihm hochgeschätzten Spaniers Dani Olmo (Leipzig) inzwischen abgelaufen ist.