Tennisprofi Damir Dzumhur:Ausraster in Acapulco

joie de Damir Dzumhur (Bih) TENNIS : Open Sud de France 2020 - Montpellier - 04/02/2020 JBAutissier/Panoramic PUBLICATI

Zweifellos verbesserungsfähig in der Aggressionskontrolle: Damir Dzumhur.

(Foto: JB Autissier/Panoramic/Imago)

Damir Dzumhur ist der 52. Profi der Männer-Tour, der nach krassem Fehlverhalten vom Platz fliegt. Der 28-Jährige bedrängt bei seinem Kontrollverlust sogar den Stuhlschiedsrichter - und bestreitet später seine Disqualifikation.

Von Gerald Kleffmann

Im Internet existiert eine Sequenz, die zeigt, wie Damir Dzumhur bei seinem zweiten Match in der Qualifikation ausflippte. Die Partie des Tennisprofis aus Bosnien und Herzegowina beim ATP-Turnier in Acapulco gegen den Niederländer Botic Van de Zandschulp fand auf einem Nebenplatz statt. Zu sehen ist: wie ein Ball von Van de Zandschulp gut gegeben wurde, Dzumhur den Schläger hinwirft und das erste Mal zu Stuhlschiedsrichter Joshua Brace aus den USA abdreht.

In den folgenden Minuten wird der 28-Jährige weiterspielen, aber seine Wut steigert sich. Er flucht beim Seitenwechsel. Kassiert eine Verwarnung. Macht einen Punkt, 15:0. Schimpft wieder, Punktstrafe, 15:15. Dzumhur wirft den Schläger, gibt Van de Zandschulp die Hand, brüllt Brace an. Als der kurz darauf hinabsteigt, bedrängt ihn Dzumhur. Brace weicht hinter den Stuhl zurück, versteckt sich fast. Gruselige Szenen.

Im Auslosungsbogen wird der 25-jährige Van de Zandschulp als Sieger beim Stand von 6:5 aufgeführt, aufgrund Disqualifikation. Doch wie Dzumhur die Sache sieht, will er nicht als der 52. Profi im Männertennis in die Geschichte eingehen, der vom Platz gestellt wurde. Nach seinem unrühmlichen Auftritt meinte er in einer Erklärung: "Es ist mir wichtig zu betonen, dass ich nicht disqualifiziert wurde, ich hatte mich entschieden, den Platz freiwillig zu verlassen." Bei der Gelegenheit machte Dzumhur klar, wie "unfair" er behandelt worden sei.

Zwar entschuldigte er sich dafür, "dass ich nicht fähig war, meine Emotionen besser im Griff zu haben". Aber da er nicht von seinen Vorwürfen abrückte, dürfte die ATP nicht umhinkommen, eine harte Strafe zu verhängen. Für Dzumhur, seit Jahren ein passabler, auch geschätzter Profi und 2018 die Nummer 23 der Welt, der nächste Rückschlag. Der Kämpfer aus Sarajevo, der als Junge in zwei anspruchsvollen Filmen als Schauspieler mitgewirkt hatte, verbucht seit langem keine guten Ergebnisse mehr. Auf Position 125 ist er in der Rangliste notiert.

Jeff Tarangos Frau verpasste Bruno Rebeuh zwei Ohrfeigen

Die ATP Tour immerhin dürfte wissen, wie sie mit Dzumhur verfährt, es liegen genügend Erfahrungswerte vor. Der Amerikaner Mike Estep war der Erste, der zum Verlierer degradiert worden war, 1973 im Match gegen Pat Cramer in Seattle. Unter den Übeltätern waren große Namen, Ilie Nastase, Jimmy Connors, John "you can't be serious" McEnroe, Andre Agassi. Spektakulär war die Disqualifikation des US-Profis Jeff Tarango 1995 in der dritten Runde von Wimbledon gegen den Kölner Alexander Mronz.

Seine Gattin hatte ihn beim Ausrasten unterstützt, indem sie Schiedsrichter Bruno Rebeuh zwei Ohrfeigen verpasste. Auch die Deutschen Karl Meiler und Carsten Arriens kassierten sofortige Match-Niederlagen. Vor Dzumhur waren zuletzt Nick Kyrgios (2019/Rom) und Novak Djokovic (2020/US Open) disqualifiziert worden. Der Australier hatte unter anderem einen Stuhl auf den Platz geworfen. Der Serbe traf mit einem Ball, in der Wut abgefeuert, eine Linienrichterin.

Auf der Frauentour sind im Übrigen weitaus weniger Vorfälle dokumentiert - schlicht weil die weiblichen Profis sich besser im Griff haben. Die Rumänin Irina Spirlea fiel 1997 auf der WTA Tour in Palermo aus der Rolle. Die Russin Anastasia Rodionova (heute Australierin) verlor 2007 in Cincinnati, weil sie einen Ball Richtung Fans schoss, die für Angelique Kerber geklatscht hatten.

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