Düsseldorf:Sieg mit Funkel-Fußball

Sprüche: Fortuna Düsseldorf gegen TSG Hoffenheim

"Ja. Und die DEG hat gestern auch gewonnen." (Der gebürtige Düsseldorfer Jörg Schmadtke nach dem 2:2 seines VfL Wolfsburg gegen Hertha BSC angesprochen auf den überraschenden Sieg seines Heimatklubs Fortuna Düsseldorf gegen Hoffenheim. Am Vortag hatte auch die Düsseldorfer EG zum DEL-Saisonauftakt überraschend in Mannheim gewonnen)

"Ergebnistechnisch war es ein gebrauchter Tag - mit vielen, vielen Torchancen." (Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann nach der 1:2-Niederlage bei Aufsteiger Düsseldorf)

"Wir haben aus meiner Sicht in dem schlechtesten von unseren ersten drei Spielen drei Punkte geholt." (Düsseldorf-Profi Marcel Sobottka mit einer persönlichen Einschätzung des Erfolgs gegen die Kraichgauer)

Aufsteiger Fortuna demonstriert beim 2:1 gegen den Champions-League-Teilnehmer TSG Hoffenheim seine Überlebensstrategie: möglichst alle Mann vor dem eigenen Strafraum versammeln und dann mitnehmen, was geht. Für Ästheten ist das nichts.

Von Ulrich Hartmann , Düsseldorf

Der zurzeit älteste Bundesliga-Trainer war plötzlich ein junger Hüpfer, und der zurzeit jüngste wurde immer blasser. Friedhelm Funkel, 64, turnte euphorisch die Außenlinie auf und ab, während Julian Nagelsmann, 31, versteinerte. Verkehrte Welt in Düsseldorf, wo der Abstiegskandidat Fortuna den Champions-Ligisten TSG Hoffenheim 2:1 besiegte. "Der Friedhelm weiß immer, was zu tun ist, weil er alle Situationen schon mal erlebt hat", schwärmte Fortunas Sportvorstand Erich Rutemöller, 73. Fußball ist ein Jungbrunnen - es sei denn, man verliert. Die Hoffenheimer sahen ganz schön alt aus.

Mit bübischem Grinsen erläuterte der 20 Jahre junge Dodi Lukebakio, wie er sich in der 88. Minute den Ball geschnappt hatte, um den späten Foulelfmeter der Fortuna keck zum Siegtor einzuschießen. Die autorisierten Strafstoßschützen Rouwen Hennings und Kaan Ayhan waren bereits ausgewechselt, "und Dodi hat in jungen Jahren bereits ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein", wie Funkel anerkennend sagte. Der belgische Juniorennationalspieler ist ausgeliehen vom britischen Erstligisten FC Watford. Als die Fortuna am 16. Februar 2013 letztmals ein Bundesligaspiel gewonnen hatte, war Lukebakio 15 Jahre alt und spielte für die B-Jugend des RSC Anderlecht. Nun aber stürzt er Düsseldorf in neues Glück. "Er ist ein Wahnsinniger", sagte Torwart Michael Rensing, "der macht sich um nix 'nen Kopp."

Da ist Funkel ganz anders. Der Trainer weiß etwas anzufangen mit Mannschaften, die qualitativ kaum konkurrenzfähig sind. Diesen Fußball nennt man "Funkel-Fußball" und er ist, mit Verlaub, nichts für Ästheten. Gegen Hoffenheim standen die Düsseldorfer mit neun von zehn Feldspielern am eigenen Strafraum. Sie kamen auf gut ein Drittel Ballbesitz, aber wer bei 38 Prozent Spielanteilen, 8:18 Torschüssen, 9:24 Flanken und 0:9 Ecken mit 2:1 gegen Hoffenheim gewinnt, darf sich feiern.

"Wir haben die Hoffenheimer gut zugestellt", umschrieb Kapitän Adam Bodzek die Zerstörungswut. "Nur so können wir bestehen", bat Flügelspieler Jean Zimmer um Verständnis. "Vier Punkte gegen Leipzig und Hoffenheim hat uns niemand zugetraut", umschrieb Rensing seinen Stolz, nachdem man am Spieltag zuvor ein 1:1 in Leipzig erwirkt hatte. "Wir müssen mitnehmen, was geht, denn es werden Spiele kommen, in denen wir überhaupt keine Chance haben", sagte Stürmer Hennings. "Genau so müssen wir spielen, um in der Bundesliga zu bleiben", fordert Funkel. Düsseldorf wird weiter munter mauern - das war als Drohung gemeint.

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