Düsseldorf:Das Glück des traurigen Torjägers

Fussball 1. Bundesliga/ Fortuna Duesseldorf - 1. FSV Mainz 05

Fünf Tore in acht Spielen: Düsseldorfs Rouwen Hennings (Mitte) feiert seinen späten Treffer zum Sieg gegen Mainz.

(Foto: Anke Waelischmiller/Sven Simon)

Rouwen Hennings beschert der Fortuna den ersten Heimsieg und wird wahrscheinlich mit eínem neuen Vertrag belohnt.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf/München

Gäbe es eine Spezialstatistik der traurigsten Torjäger, Rouwen Hennings wäre ihr Spitzenreiter. In dieser Saison hat er seinen Klub Fortuna Düsseldorf gegen Eintracht Frankfurt, den SC Freiburg und Hertha BSC Berlin jeweils 1:0 in Führung geschossen, doch alle drei Spiele gingen verloren. Noch schlimmer: Als er gegen den VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach seine Kollegen Niko Gießelmann und Kasim Adams den ersten Treffer hat schießen lassen, war es auch nicht besser. Kein einziges dieser fünf Spiele nacheinander gewann Düsseldorf trotz eines 1:0-Guthabens, und das konnte am vergangenen Samstag im Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 nur zu einer einzigen Schlussfolgerung führen: Man musste das 1:0 so spät schießen, dass der Gegner danach keine Zeit mehr hat.

Nun weiß man aber, wie sich das anfühlt, wenn die Zeit verrinnt. Wer je punktgenau einen Zug erwischen wollte, fand sich vermutlich doch fünf Minuten früher am Gleis, und dieses prickelnde Gefühl der Ungeduld kennt auch der gebürtige Bad Oldesloer Hennings, 32. Man darf ihm also nicht übel nehmen, dass er gegen Mainz bereits in der 82. Minute die 1:0-Führung für Düsseldorf besorgte, aber das war immerhin deutlich später als seine 1:0-Treffer gegen Frankfurt (36.), Freiburg (42.) und Hertha (32.). Damals hatten die Gegner noch genügend Zeit für mindestens zwei Tore und nutzten das schamlos aus.

Die Mainzer hingegen hatten nach Hennings' Tor nur noch acht Minuten plus drei Minuten Nachspielzeit, und sie nutzten diese elf Minuten nicht zum Ausgleich, weil sie ohnehin nicht in der allerbesten Verfassung waren. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit war ihr defensiver Mittelfeldspieler Edimilson Fernandes nach zwei gelben Karten binnen 15 Minuten auch noch des Feldes verwiesen worden. Zu zehnt erwehrten sich die Rheinhessen anschließend des Gegentors, und ihr Torwart Robin Zentner parierte in der 65. Minute gleich zweimal hervorragend gegen Düsseldorfs Adams. Erst mit der 19. Hereingabe der Fortuna (Gießelmann) in den Mainzer Strafraum fand der traurige Torjäger Hennings in der 82. Minute endlich sein Glück.

Hinterher lächelte der früher für Osnabrück, St. Pauli und Karlsruhe in erster, zweiter und dritter Liga tätige Mittelstürmer, dabei war dieser zum Sieg prädestinierte 1:0-Treffer - zugegeben - ja gar nicht sein erster diesbezüglicher in dieser Saison. Bereits am ersten Spieltag hatte Hennings seine Düsseldorfer beim 3:1-Sieg in Bremen anfangs in Führung gebracht, seither hatte die Fortuna keines von sechs Bundesligaspielen mehr gewonnen und war bedrohlich nahe an die Abstiegszone herangerutscht. Umso befreiter wirkten die Rheinländer nach dem knappen Erfolg. Trainer Friedhelm Funkel, mit seinen 65 Jahren längst weise und geduldig, lobte "Leidenschaft" und "Zweikampfstärke" seiner Mannschaft und sieht sie mit diesen Fähigkeiten absolut in der Lage, auch im zweiten Bundesligajahr nacheinander den Klassenerhalt zu schaffen.

Für Hennings wäre das ein Segen. Sein Vertrag läuft am Ende dieser Saison aus, aber man steht offenbar kurz davor, um ein Jahr zu verlängern. Nun muss er nur selbst mit seinen Toren weiter dazu beitragen, dass man erstklassig bleibt. Hennings hat in seiner Karriere schon 208 Mal in der zweiten Liga gespielt, aber erst 53 Mal in der Bundesliga; eine solch gute Quote wie die bislang fünf Treffer in acht Spielen hatte er in der Bundesliga zuvor nie. Und die Fortuna braucht seine Treffer wirklich dringend, weil man deutlich merkt, dass nach den Weggängen der Flügelstürmer Benito Raman (Schalke) und Dodi Lukebakio (Hertha) viel offensive Qualität im Düsseldorfer Spiel verloren gegangen ist.

Rouwen Hennings wird also weiter an seinem Abschluss arbeiten und auch gar nicht darauf achten, seine Tore immer spät einzureichen. Den Erfolg gegen Mainz 05 machte er an einem anderen Faktor als dem Zeitpunkt seines Treffers fest. "Wichtig war", sagte er, "dass wir zum ersten Mal in dieser Saison endlich mal zu Null gespielt haben."

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