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Basketball-Euroleague:Die Emirate planen die Expansion

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Spielt ein Basketballklub aus Dubai bald gegen Europas Elite? Ein Team aus den Vereinigten Arabischen Emiraten könnte eine Euroleague-Lizenz bekommen - die Pläne am Golf gehen sogar noch weiter.

Von Jonas Beckenkamp

Mitten in diesem Herbst trat Marko Pesic eine Reise nach Dubai an, es ging um einen Termin mit der Basketball-Euroleague und Businessmenschen aus dem Emirat. Der Geschäftsführer des FC Bayern ist auf einem Foto mit Funktionärskollegen der 13 lizensierten Klubs, die als Anteilseigner des Wettbewerbs fungieren, zu sehen. Neben Vereinsoberen tauchen auf der Aufnahme, die am 11. Oktober in einer neu gebauten Arena geschossen wurde, auch der Euroleague-Boss Dejan Bodiroga sowie ein Herr Namens Abdullah al-Naboodah auf.

Und der hat gewichtige Pläne, die Europas Basketball eine Revolution bescheren könnten. Erst kürzlich haben sie am Golf den Dubai Basketball Club gegründet, und nach allem, was zu hören ist, soll dieser Verein in den kommenden Jahren in der zweitbesten Basketballliga der Welt mitspielen. Dubai liegt zwar nach gesicherten Erkenntnissen nicht in Europa, aber das Vorhaben ist klar: Der Klub aus der Millionenstadt im Emirat will in die Euroleague.

Dass bereits Verhandlungen in diese Richtung laufen, legte al-Naboodah, Besitzer des Franchise und Gastgeber der Funktionärsrunde in Dubai, selbst offen. Er bestätigte damit, was die Euroleague bereits Anfang Oktober angedeutet hatte: Gespräche über eine, wie es hieß, "potenzielle Zusammenarbeit" - bei denen es offenbar nicht nur um eine Expansion der Liga in den arabischen Raum geht, sondern möglicherweise um mehr. Das Geld aus der Wüste scheint so üppig zu sprudeln, dass sogar eine komplette Übernahme der Euroleague durch die Scheichs im Raum steht.

"Die Verhandlungen mit der Euroleague begannen vor acht Monaten mit dem Ziel, einen Klub aus Dubai in den prestigeträchtigen Wettbewerb aufzunehmen und bestimmte Spiele in der Stadt auszurichten", erklärte al-Naboodah nun. Jene "bestimmten" Partien könnten fürs Erste auch die Spiele des Final Four der Euroleague sein, als Testlauf sozusagen. So ähnlich verfuhr man kürzlich mit der US-Liga NBA, die in diesem Sommer die Milwaukee Bucks und die Atlanta Hawks für Partien ihrer Saisonvorbereitung nach Abu Dhabi entsandte. Und auch Teams der australischen Liga NBL sollen künftig zu Werbezwecken in der Wüste Körbe werfen.

Kurzum: Die Vereinigten Arabischen Emirate planen den Einstieg in den Basketball-Kosmos, nachdem sie bereits in der Formel 1, im Fußball (Manchester City), im Schach und im Tennis ordentlich mitmischen. Die geplanten Investments sind auch als Reaktion auf die Aktivitäten konkurrierender Golfstaaten zu betrachten, die längst Komplett-Übernahmen im Golfsport (Saudi-Arabien mit der LIV-Tour) vorantreiben oder die ein oder andere WM (Katar im Handball und Fußball) ausrichten. Im Bestreben darum, Großevents zu veranstalten, sehen sich diese Länder immer wieder mit dem Vorwurf des Sportswashings konfrontiert - Athletenspektakel als Deckmantel für knallharte Machtinteressen. Am Ende geht es natürlich ums Geld.

In Basketball-Kreisen häuften sich zuletzt Berichte, wonach Dubai gar 50 bis 60 Millionen Euro für die Namensrechte der Euroleague geboten habe. Die nationale Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate wäre demnach ein Kandidat als neuer Hauptsponsor. Doch solchen Plänen widersprach al-Naboodah vorerst. "Wir haben nicht über Namensrechte gesprochen, da der Wettbewerb bis 2025 einen kommerziellen Partner ( Turkish Airlines; Anm. d. Red.) hat", sagte der Geschäftsmann, der auch im Fußball als Strippenzieher fungiert.

Übernimmt Dubai sogar die Namensrechte der Euroleague?

Und nach 2025? Der Vertrag mit Turkish Airlines garantiert der Euroleague ordentliche Finanzströme, aber wohl nicht annähernd jene Rendite, die aus den Emiraten zu erwarten ist - insofern zeigten sich die Europäer in Dubai durchaus angetan. "Der Zweck des Besuches war es, Ideen auszutauschen und Möglichkeiten einer möglichen Zusammenarbeit zu identifizieren", flötete Euroleague-Geschäftsführer Marshall Glickman nach dem Treffen.

Es sei aber "noch zu früh, um auf Details einzugehen", man freue sich "auf die Fortsetzung der Gespräche". Der Dubai Basketball Club existiert übrigens bislang nur auf dem Papier - es findet sich weder eine Homepage noch eine Mannschaft. Aber daran soll es nun wirklich nicht scheitern.

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