Süddeutsche Zeitung

DTM:Wilde Attacken

Rempler, Strafen und Stallregie: Der deutsche DTM-Pilot Maximilian Götz profitiert von harten und umstrittenen Manövern am Norisring.

Von Thomas Gröbner, Nürnberg

Manchmal ist die wirkungsvollste Form der Attacke, sich zurückzulehnen und zuzuschauen, das hat der Rennfahrer Maximilian Götz gelernt. Tatsächlich schossen sich seine Konkurrenten im finalen Rennen der DTM in der ersten Kurve gegenseitig aus dem Titelrennen: Schon nach 250 Metern drückte der Gesamtzweite, Kelvin van der Linde, im Audi den Ferrari von Spitzenreiter Lawson in die Mauer. Damit war die Gangart gesetzt für das Saisonfinale auf dem Norisring, das Götz danach überspitzt "einen Krieg" nannte.

Die Ausgangslage war wenig aussichtsreich für den Franken Götz: Der DTM-Neuling Liam Lawson aus Neuseeland hätte nur ein paar Pünktchen gebraucht, um als jüngster Champion seinen Platz in der Geschichte der DTM zu sichern, egal, was die Konkurrenz aufführen würde auf der Strecke. Götz und der zehn Jahre jüngere Südafrikaner Van der Linde mussten ihrerseits auf jeden Fall gewinnen, um den 19-jährige Lawson überhaut noch abzufangen zu können. Es sah aus, als wolle Van der Linde gleich sichergehen, dass Lawson keine Punkte einfahren würde, als er ihn in die Steinmauer des Norisrings drängte.

Als Van der Linde dann für das Manöver gegen Lawson eine milde Fünf-Sekunden-Strafe abgesessen hatte, landete in einem Block von Mercedes-Piloten, die nun die Chance witterten, einen aus ihrer Mitte zum Sieg zu verhelfen: Maximilian Götz. Mit kalten Reifen wehrte Van der Linde zunächst die harten Attacken der Sterne-Piloten ab, schlitzte sich dabei aber das Hinterrad am Wagen von Götz auf und drehte sich.

Lawson zuckelte derweil als fahrendes Hindernis Dutzende Runden hinterher, war aber trotzdem auf dem Weg zum Titel. Denn Götz lag zwei Runden vor Ende zwölf Sekunden hinter dem Österreicher Lucas Auer im Mercedes auf Platz zwei. Jedoch: Der Vorsprung löste sich auf, die Rennsportfans sahen, wie sich die Serie in einem kampflosen Manöver erschöpfte. Auer ließ den Marken-Kollegen aus dem Konkurrenzteam passieren. Götz siegte und sicherte sich vor Lawson den Titel, Van der Linde kam in der Endabrechnung auf Platz drei.

Dass Lawsons Teamkollege Nick Cassidy in Rambo-Manier noch versucht hatte, die Mercedes-Phalanx zu sprengen und dabei sein Auto zerlegte, verkam zur Randnotiz. Denn die Entscheidung fiel nicht auf der Strecke, sondern in der Box. Serienchef Gerhard Berger war nicht glücklich darüber: "Als Sportsmann muss ich sagen: Ich mag es nicht." Götz wollte sich die Laune davon nicht verderben lassen: "Das sieht vielleicht unfair aus, aber das ist Teil des Spiels."

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