DTM-Sieger René Rast:Rasen und rechnen

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Champagnerduscher: René Rast. (Foto: Thomas Frey/dpa)

Geduldsprobe im Ziel: René Rast muss warten, bis der Kommandostand die Punkte zusammengezählt hat. Dann ist endlich klar: Der Mindener hat zum zweiten Mal das Deutsche Tourenwagen-Masters gewonnen.

Von Anna Dreher, Nürburgring/München

Am Ende ist René Rast vor allem eines gewesen: verwirrt. Eben war er hinter Jamie Green und Robin Frijns als Dritter über die Ziellinie des Nürburgrings gefahren, das zweite Rennen dieses Wochenendes am Sonntag war vorbei, aber bedeutete das auch etwas? "Wir haben es geschafft", funkte ihm die Box unaufgeregt zu. Und die Zurückhaltung war wohl so groß, dass Rast in seinem Auto skeptisch wurde. "Wirklich?", fragte er also. "Müller ist Sechster, also müsste das eigentlich..." - "Sind wir nun Meister oder nicht?" Erst dann kam die Information, auf die Rast gewartet hatte: "Wir sind Meister, wir haben eben die Bestätigung bekommen!" Und erst dann wich alle Anspannung aus dem Gesicht des Fahrers: "Jaaa, wohooo, großartig!" schrie er und fasste sich immer wieder durch sein Visier, um Freudentränen wegzuwischen.

Zum zweiten Mal nach dem Titel in der Premierensaison des Späteinsteigers 2017 hat Rast, 32, die Meisterschaft des Deutschen Tourenwagenmasters (DTM) gewonnen. Platz drei reichte ihm, um sich den Gesamtsieg mit 279 Punkten frühzeitig vor seinem Audi-Kollegen Nico Müller (223 Punkte) zu sichern. Noch ist die Saison nicht beendet, am 5. und 6. Oktober wird noch auf dem Hockenheimring gefahren - sportlich entschieden hingegen schon. Müller kann zwar nach Punkten gleichziehen. Doch Rast hat mit sechs Erfolgen mehr Saisonsiege geholt. "Ich wusste im Ziel gar nicht, wo Nico angekommen ist", sagte Rast, "ich glaube, wir müssen die Hotelzimmer noch eine Nacht verlängern."

Dass sich der Mindener tatsächlich schon in der Eifel über den Gewinn seiner zweiten DTM-Meisterschaft freuen konnte, lag auch an einem gravierenden Fehler von Müller. Am Samstag trat der Schweizer beim Start zu früh aufs Gaspedal, bekam eine Durchfahrtsstrafe und blieb schließlich als Sechzehnter ohne Zählbares. Rast hingegen fuhr von der Pole Position ungefährdet zum Sieg. Am Sonntag startete Müller nur als Vierzehnter, Rast als Zweiter hinter dem Briten Jamie Green. Aber nur, wenn Rast auch dieses Rennen gewonnen hätte, wäre ihm der Titel unabhängig von Müllers Ergebnis sicher gewesen. Stattdessen wurde es ein Rechenspiel, dass sich bis in die letzte Runde zog.

Rast überholte Green in der ersten Kurve. Doch nachdem er, wie kurz zuvor Müller, schon im ersten Renndrittel an die Box fuhr, führte wieder Green - und Müller war auf einmal Vierter, die Meisterschaft also wieder offen. Green dachte auch gar nicht daran, bei den Attacken von Rast nachzugeben, und dann zog auch noch der Niederländer Frijns an Rast vorbei. Müller aber hatte durch den frühen Reifenwechsel so große Probleme mit seinen Pneus, dass er seine Position nicht halten konnte. In der vorletzten Runde schoben sich der Franzose Loic Duval und der Südafrikaner Jonathan Aberdein mit ihren Audis noch vorbei. Was das bedeutete, erfuhr auch Müller erst per Funk.

© SZ vom 16.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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