DTM:Meister mit gewissen Erleichterungen

DTM German Touring Car Final Hockenheim  - Qualifying & Race

Marco Wittmann auf dem Siegerpodest, links neben ihm der Gesamtzweite Edoardo Mortara

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Marco Wittmann holt zum zweiten Mal den Titel in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft.
  • Doch nicht alle gönnen ihm diesen Triumph.

Von René Hofmann

Diese DTM-Saison ist eine, die in Erinnerung bleiben wird. Als das Jahr, in dem der BMW-Fahrer Marco Wittmann zum zweiten Mal als Meister gekürt wurde, das aber nicht so hätte kommen müssen.

Vier Punkte Vorsprung hat Wittmann in der Endabrechnung auf Edoardo Mortara. Der Italiener hätte es ebenfalls gut zu Meisterehren bringen können. Am Sonntag gewann der Audi-Fahrer den Saisonabschluss auf dem Hockenheimring; es war sein fünfter Triumph in diesem Jahr. Der starke Schlussspurt aber reichte nicht. Im Laufe der Saison hatte sein Arbeitgeber ihm etliche Punkte geraubt.

Weil Audi Mortara nicht für einen Siegertypen hielt, befahl die Firma ihm bei zwei Rennen, seinen Markenkollegen Jamie Green vorbeizulassen. Das kostetet Mortara im Titelduell wichtige Punkte. Die Marke, die 2016 zehn der 18 Wettfahrten gewann, steht nun ohne den wichtigsten Titel da, die Fahrer-Auszeichnung. Die besondere Pointe: Mortara, ihr Bester, wird die Firma nun wohl bald verlassen. Den DTM-Zweiten zieht es von Audi zu Mercedes.

Eine Schraube hatte sich gelöst

Zu all den kuriosen Wendungen passte auch Mortaras Auftritt beim Finale. Im Training am Samstagvormittag flog sein Dienst-RS5 mit einem heftigen Satz über einen der Randsteine. Der Grund für den Ausritt war eine Schraube, die sich bereits beim Rennen in Budapest vor einigen Wochen gelöst hatte, sich daraufhin unters Bremspedal verirrte und dieses blockierte. In der Qualifikation für das Sonntagsrennen konnte Mortara dann erst spät auf die Strecke gehen - weil es ein Problem mit seiner Lenkung gab.

Zu all den Schwierigkeiten in der Vorbereitung kam im finalen Rennen noch ein weiterer Nachteil: Außer Mortara, der vom sechsten Startplatz aus loszog, fuhr kein anderer Audi-Mann in der Spitzengruppe. Der Titelkandidat blieb also auf sich alleine gestellt. Hätten zwei Markenkollegen seine Siegfahrt flankiert, hätte es für Mortara auf den letzten Metern noch zum Titel gereicht. So aber genügte Marco Wittmann ein vierter Rang hinter den beiden Mercedes-Fahrern Christian Vietoris und Paul di Resta, um sich zum zweiten Mal den Titel zu sichern.

"Verdienter Meister" mit Ausnahmegenehmigungen

Als er vor zwei Jahren zum ersten Mal als Champion gekürt wurde, war Wittman der bis dahin jüngste Meister. Inzwischen ist er 26 und kennt die Gesetzmäßigkeiten in der Rennserie bestens. Noch vor der Champagnerdusche setzte er zu einer Verteidigungsrede an. "Ich fühle mich als verdienter Meister", führte Wittmann aus. Weil die Autos von BMW zunächst nicht konkurrenzfähig waren, waren der Marke etliche Erleichterungen gewährt worden. Dass das Thema im Moment seines Triumphes erneut zur Sprache kam, fand Wittmann "schade". Sein Konter war ebenfalls DTM-typisch: Er erinnerte daran, dass Mercedes vor Jahren ebenfalls Ausnahmegenehmigungen eingeräumt worden waren. Keiner gönnt keinem etwas: In diesem Punkt gibt es wenig Neues in der DTM.

Marco Wittmann, der aus Markt Erlbach stammt, will der Rennserie auch im kommenden Jahr treu bleiben. Anders als sein Vorgänger, Mercedes-Protegé Pascal Wehrlein, strebt er keinen Aufstieg in die Formel 1 an. "Wenn ich sehe, was die ganzen jungen Fahrer an Geld mitbringen müssen, dann ist das brutal, wirklich extrem", hatte Wittmann bereits vor dem Saisonfinale dem kicker gesagt. "Ich hab' das Geld nicht. Also bleibe ich Realist und sage mir: Es gibt auch anderes. Zum Beispiel die DTM, die sich sehr gut etabliert hat."

Vermarkter der DTM wünscht sich mehr Konkurrenzkampf

2017 sind dort etliche Änderungen geplant. Audi, Mercedes und BMW wollen dann nur noch jeweils sechs statt bis zu acht Autos einsetzen. Hans Werner Aufrecht, der oberste Vermarkter, hat aber noch weitergehende Ideen. Er würde sich wünschen, dass die Piloten mehr um ihre Plätze kämpfen müssen, ließ er in Hockenheim wissen: "Ich sehe da nicht den nötigen Wettbewerb", so Aufrecht, "wir haben seit 100 Jahren die gleichen Fahrer."

Selbst Pilotenwechsel während der Saison sind kein Tabu für den Promoter, der sich darüber freuen kann, dass das Rennen am Sonntag gleich für drei Routiniers das letzte war: Timo Scheider (37/Audi), Martin Tomczyk (34/BMW) und Antonio Felix da Costa (25/BMW) verlassen die Serie.

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