DSV-Fahrer:Geballt neben dem Podest

Ski-Weltcup in Kitzbühel

Fünfter und Sechster: Andreas Sander bewies auf der Streif sein Können.

(Foto: Giovanni Auletta/dpa)

Fünfter, Achter, Fünfter, Sechster: Die deutschen Abfahrer überzeugen in Kitzbühel im Einzel und als Mannschaft - auch wenn der eine oder andere allmählich mit der Ungeduld kämpft.

Von Johannes Knuth, Kitzbühel

Andreas Sander ist in der Öffentlichkeit bislang nicht mit Gefühlseruptionen auffällig geworden, er knüpft meist klare, nüchterne Analysen aneinander. Am Sonntag hallte dann aber doch eine laute Unmutsbekundung des 31-Jährigen durch den Zielraum. Das war dem Umstand geschuldet, dass das Ziel in Kitzbühel auch diesmal ohne Zuschauer und Dauerbeschallung auskam, aber andererseits ist es ja auch so: Wer nach einem sechsten Platz vor Wut dampft, um den muss man sich nur bedingt Sorgen machen.

Gäbe es in Kitzbühel eine Mannschaftswertung, die Schnellfahrer des Deutschen Skiverbandes (DSV) hätten es darin am Wochenende zumindest aufs Podium geschafft. Ein solches fehlt ihnen in diesem Winter noch, auch wenn sie sich bei der ersten Abfahrt am Freitag gleich zu viert unter den besten 13 platziert hatten, mit Sander als Fünften an der Spitze. "Historisch" urteilte DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier; derart geballt hatten sie sich in der Abfahrt tatsächlich selten zuvor in der Weltklasse präsentiert. Am Sonntag, in der zweiten Abfahrt, war Romed Baumann als Fünfter bester DSV-Protagonist, Sander wurde Sechster, Dominik Schwaiger, der am Freitag als 13. bei düsterer Sicht eine der achtbarsten Leistungen des Streif-Wochenendes angeboten hatte, fand sich auf Rang 17 ein. Nur Josef Ferstl hing als 32. etwas zurück: Ihm gehe gerade dieses, Pardon, "Leck-mich-am-Arsch"-Skifahren" ab, sagte er. Frei übersetzt: Wer es im Rennen besonders gut machen will, erreicht meist das Gegenteil.

"Ich wollte um das Podest mitkämpfen", sagt Sander

Auch Sander kennt dieses Gefühl, er findet sich seit Jahren verlässlich neben den Podien im Weltcup und bei Großanlässen ein, nur für eine Repräsentanz unter den besten Drei hat es bislang nicht gereicht. Die funkelnden Momente gehörten bislang den Teamkollegen, Ferstl und natürlich Thomas Dreßen, der nach seiner Hüft-OP noch hofft, vor der WM ab dem 8. Februar in Cortina d'Ampezzo den Krankenstand zu verlassen. Sander bestritt diesen Winter indes sehr überzeugend, auf der Streif kamen ein fünfter und sechster Rang dazu, aber: "Ich wollte um das Podest mitkämpfen", sagte er am Sonntag. Am Freitag, "da hätte ich es wirklich schaffen können", aber dann unterliefen ihm zwei "größere Fehler", und am Sonntag, da habe er es "vielleicht mit zu viel Gewalt" probiert, wie Ferstl, entsprechend laut fiel seine Reaktion aus. Na und?

"Wenn du solide und konstant unter die besten Zehn fährst", sagte Teamgefährte Romed Baumann, "wird es auch mal fürs Podium reichen." Baumann war am Freitag schon Achter geworden, nun der fünfte Platz, und in Matthias Mayer lag nur ein Österreicher vor ihm - aus jener Mannschaft also, die Baumann vor drei Jahren wegen Erfolgslosigkeit hatte ziehen lassen. "Mega happy" sei er , sagte Baumann, Fünfter war er in einer Abfahrt zuletzt im Dezember 2015 geworden. Man merkte dem 35-Jährigen auch in Kitzbühel wieder diese Lockerheit an, mit der er eine Chance verfolgt, an die er nach seiner Ausbootung in Österreich wohl nicht immer geglaubt hatte. Und die nächsten Gelegenheiten sind nicht fern, am Montag im Super-G in Kitzbühel, Anfang Februar in Garmisch-Partenkirchen, dann bei der WM.

Und wenn es dann nicht klappen sollte: Der Franzose Johan Clarey kürte sich am Sonntag mit seinem zweiten Platz zum bislang ältesten Podestbesucher im Weltcup. Clarey ist vor zwei Wochen 40 Jahre alt geworden.

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