Süddeutsche Zeitung

Dritte Liga:Ziel in Gefahr

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Der FC Ingolstadt setzt gegen den FC Bayern II auf seine Defensive - doch der Plan geht nicht auf.

Von Christoph Leischwitz

Als nach 75 Minuten endlich mal ein Ingolstädter Schuss aufs gegnerische Tor ging und dann prompt im Netz zappelte, jubelte der Schütze nicht einmal. Caniggia Elva beschränkte sich spontan darauf, einen Finger in die Luft zu recken und zu lächeln. Fast schon, als ob er wüsste, was da nach einem bisher ziemlich langweiligen Spiel noch folgen würde: eine verrückte, aufregende Schlussphase, in der alle taktischen Vorgaben endlich weggeworfen wurden wie lästiger Ballast.

Der FC Ingolstadt befindet sich im Aufstiegskampf, der FC Bayern München II im Abstiegskampf. Aber erst in der Schlussviertelstunde zwangen sie sich gegenseitig immer wieder, mehr Risiko zu gehen. Am Ende sprang ein 2:2 heraus. Weil den Bayern in der Nachspielzeit zum zweiten Mal der Ausgleich gelungen war, blickten hernach vor allem die Schanzer unzufrieden drein. "Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden", sagte Trainer Tomas Oral zu Beginn der Pressekonferenz. Er fand dann aber doch recht deutliche Worte. Elva hatte in der 89. Minute den eingewechselten Fatih Kaya perfekt bedient; da hatten sie doch kurz gejubelt wie Sieger. Aber: "Man muss ehrlich sagen: Das ist verdient, wenn du es nicht wegverteidigen kannst." Am Ende habe es eben an Cleverness gefehlt.

Eine ernüchternde Analyse freilich, wenn man auf dem Relegations-Tabellenplatz drei steht und der Verfolger - 1860 München - immer näher rückt. Nach der Niederlage beim 1. FC Magdeburg hatte man eigentlich eine Reaktion zeigen und sich auf seine Stärken besinnen wollen. Defensiv klappte das auch durchaus gut, denn lange Zeit passierte nichts: "Beide wollten sehr konzentriert nach hinten arbeiten, beide wollten auf Fehler lauern", sagte Oral. Er meinte dabei aber vor allem: die eigene Mannschaft. Das neue Trainerduo der Bayern, Martin Demichelis und Danny Schwarz, hatte nämlich deutlich offensiver aufgestellt, als es in den Wochen zuvor der Fall gewesen war.

Der defensive Plan wäre aus Ingolstädter Sicht wohl aufgegangen, wenn der Schiedsrichter in der 84. Minute nicht plötzlich auf den Elfmeterpunkt gezeigt hätte - Michael Heinloth hatte eine Flanke an den Ellenbogen bekommen. Normalerweise kritisiere er Schiedsrichter nicht, sagte Oral, aber der Unparteiische habe eine "unglückliche Partie" gehabt. Zu hören bekommt man solche Aussagen von Trainern meist dann, wenn ein angestrebtes Ziel in Gefahr gerät.

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