Dritte Liga:Triste Bilanz statt Roadshow

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Blick nach vorn: Manfred Schwabl, Präsident der SpVgg Unterhaching und Geschäftsführer der GmbH & Co. KGaA. (Foto: Claus Schunk/Claus Schunk)

Bei der Hauptversammlung der Aktionäre muss Manfred Schwabl schlechte Zahlen bekannt geben - was die sportliche Leistung des Fußball-Drittligisten widerspiegelt. Für die Zukunft ist dem Präsidenten der SpVgg Unterhaching dennoch nicht bange.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Nein, die Zahlen, die Manfred Schwabl in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Spielvereinigung Unterhaching Fußball GmbH & Co. KGaA den Aktionären bei der Online-Hauptversammlung mitteilen musste, sind wahrlich nicht erbaulich: Im abgelaufenen Geschäftsjahr, das am 30. Juni 2020 endete, wies die Bilanzsumme einen Verlust in Höhe von 5,8 Millionen Euro aus, insgesamt wurde ein Fehlbetrag von knapp 1,9 Millionen Euro verbucht, der nicht durch Eigenkapital gedeckt ist. Und der Kurs der Aktie, die seit dem 1. Juli 2019 an der Börse gehandelt wird, ist vom Ausgabepreis von 8,10 Euro über den Höchststand von rund 15 Euro mittlerweile bei etwa vier Euro gelandet. "Das spiegelt natürlich die sportliche Performance zuletzt wider", sagte Schwabl.

Die Mannschaft steht nach einer verheerenden Niederlagenserie in der dritten Liga derzeit auf einem Abstiegsplatz, zuletzt gelang gegen Halle (3:0) der erste Hachinger Erfolg nach zwölf sieglosen Partien. Dass ein Abstieg in die Regionalliga eine Insolvenz zur Folge haben werde, bestritt Schwabl gegenüber den Aktionären: "Die finanzielle Situation ist in der Regionalliga nicht wesentlich anders. Man bekommt zwar keine Gelder mehr aus der Fernsehvermarktung, dafür sind die Kosten für den Spielbetrieb deutlich geringer."

Die SpVgg habe sehr wohl einen Plan B in der Tasche, wie es im Falle eines solchen "Betriebsunfalls" (Schwabl) weitergehen würde: "Viele Spieler haben Verträge, die auch in der Regionalliga gültig sind." Das Ziel wäre in diesem Fall der sofortige Wiederaufstieg, die Chancen dafür stünden gut, schon weil 2022 turnusgemäß der Meister der Regionalliga Bayern direkt in die dritte Liga hochgehe, so Schwabl.

Hauptgrund für die negative Bilanz ist die verschobene Kapitalerhöhung, die 4,7 Millionen Euro eingebracht hätte

Dass die Jahresbilanz derart trist ausgefallen ist, liegt laut dem Geschäftsführer vor allem an den Folgen von Corona: Genau vor einem Jahr habe man eine Kapitalerhöhung auf den Weg bringen wollen, damals stand die Mannschaft aussichtsreich auf Rang drei der dritten Liga; man hätte Aktien zum Kurs von 8,35 Euro im Gesamtwert von 4,7 Millionen Euro veräußern wollen. Es gab bereits Termine für "eine Roadshow durch Deutschland, wo wir die Aktie hätten anbieten können", wie Schwabl erläuterte. Doch dann kam der Lockdown, der Verkauf wurde gestoppt. Und damit nicht genug, seit damals dürfen keine Zuschauer mehr in die Stadien kommen, pro Partie fehlen der SpVgg dadurch 32 000 Euro allein an Ticketeinnahmen, was bei nunmehr 19 Geisterspielen einen Ausfall von 608 000 Euro bedeutet: "Dazu kommt noch, was uns durch Kioske, Vip-Karten und Biergarten entgangen ist."

Die Pandemie habe dazu geführt, dass man sich eine neue langfristige Strategie verpasst habe, sagte der Geschäftsführer: Künftig werde noch mehr auf den eigenen Nachwuchs gesetzt, auch wenn durch den neuen Kurs das Ziel - möglichst schnell in die zweite Liga aufzusteigen - um ein paar Jahre verschoben werden müsse. Die negativen wirtschaftlichen Folgen der Pandemie würden, so Schwabl, bei vielen Fußballklubs erst in ein, zwei Jahren deutlich werden, bis dahin wolle sich Haching konsolidiert haben. Zudem werde sich der Kauf des Stadions über die Tochtergesellschaft Haching Sportpark GmbH wegen der möglichen Entwicklung von Mietflächen als ein "Sechser im Lotto" erweisen.

Und so konnte der Geschäftsführer die Anteilseigner dann doch mit versöhnlichen Tönen milde stimmen: Schon alleine der Verkauf von Torwart Nico Mantl an RB Salzburg für rund zwei Millionen Euro und die weiterhin fest geplante Kapitalerhöhung würden schon im kommenden Jahr bessere Zahlen garantieren. Am Ende erhielt Schwabl für den Jahresabschluss fast hundert Prozent Zustimmung der Aktionäre. Ebenso deutlich wurde der Chemiker Bernd Abraham neu in den Aufsichtsrat gewählt. Er ersetzt den früheren Sponsor Frédéric Dervieux, der sein Amt im Dezember niederlegte.

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