Selbst beim allerbesten Willen lässt sich nicht behaupten, dass die Würzburger Kickers in der vergangenen Zweitligasaison ein anständiges Bild abgegeben hätten. Gut, mag schon sein, dass sie es in der Rückrunde tatsächlich fertigbrachten, den Hamburger SV zu schlagen. Wenn man aber ehrlich ist: Ein Sieg gegen den HSV, das ist mittlerweile selbst in der zweiten Liga kein allzu großes Kunststück mehr.
Man kann sich also, um auf die Sache mit dem Bild zurückzukommen, nicht erinnern, dass die Leute in der Würzburger Fankurve in den letzten zwölf Monaten mal richtig Spaß gehabt hätten, der Mannschaft beim Fußballspielen zuzuschauen. Klar, das lag auch daran, dass gar keine Fans im Stadion waren. Die Leistungen waren aber auch teilweise so dürftig, dass vermutlich auch dann nicht besonders viele Leute gekommen wären, wenn sie gedurft hätten.
"Keiner soll sich schämen, wenn er in der Stadt ein Kickers-Trikot trägt", sagt Coach Ziegner
Als dann Torsten Ziegner, 43, Mitte Juni als neuer Trainer vorgestellt wurde, da sagte er auch diesen Satz: "Keiner soll sich schämen, wenn er in der Stadt ein Kickers-Trikot trägt." Einen Monat später stand Ziegner da, wo sonst die Eckfahne im Dallenbergstadion ihren Platz hat. Er vergrub seine Hände in den Hosentaschen und sagte, es habe ihn schon gefreut, zu sehen, mit welcher Hingabe sein Team gespielt habe, "gerade zu Hause, zum ersten Mal vor Zuschauern". Seine Mannschaft hatte gerade eben mit 1:0 gegen die SpVgg Greuther Fürth gewonnen, es war der Höhepunkt der gut fünfwöchigen Vorbereitung, in der die Kickers auch den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf mit 2:1 besiegten, den ziemlich guten Eindruck dann aber selbst wieder trübten: Am vergangenen Wochenende verlor Ziegners Mannschaft ihr letztes Testspiel mit 1:2 gegen den Regionalligisten Carl Zeiss Jena.
Was ist also zu erwarten, wenn Würzburg an diesem Samstag zum Drittliga-Saisonauftakt beim TSV 1860 München zu Gast ist? Eine Leistung, nach der die Leute eher nicht im Kickers-Trikot durch die Stadt laufen - oder ein Auftritt, über den sie sich freuen können? In den vergangenen Wochen hat sich zumindest schon mal eine neue Achse herausgebildet. Der frühere Münchner Hendrik Bonmann im Tor, der neue Kapitän Christian Strohdiek als Wortführer einer Dreierkette, im Mittelfeldzentrum Fanol Perdedaj und David Kopacz als Ordnungsdienst und Schwungfeder und im Angriff Eigengewächs Maximilian Breunig: Das sind die zentralen Spieler. Jene Spieler, auf die es in München ankommen wird und die dafür sorgen sollen, dass die Kickers in dieser Saison ihren Ruf aufpolieren.