Dritte Liga:Plötzlich Dritter

Der SSV Jahn Regensburg dreht beim VfR Aalen das Spiel und ist im Kalenderjahr weiterhin ungeschlagen. Auch wegen "Papa".

Von Christoph Leischwitz

Marvin Knoll ist 26 Jahre alt, er ist knapp drei Jahre älter als Erik Thommy, der in der laufenden Drittliga-Saison normalerweise die Freistöße für Jahn Regensburg tritt. Am vergangenen Samstag, in der 78. Minute beim Auswärtsspiel gegen den VfR Aalen allerdings, setzte sich mal wieder der Abwehrspieler Knoll mit den Worten durch: "Lasst das mal den Papa machen." Papa schnitt den Freistoß aus 20 Metern in zentraler Position scharf an, der Ball rauschte knapp über die halbherzig hochspringende Mauer und schlug unhaltbar im rechten Eck ein. "Sonst darf ich ja nicht schießen", sagte Knoll, der in seiner Ausbildung bei Hertha BSC Berlin recht regelmäßig direkte Freistöße verwandelte. Gut möglich, dass er das künftig auch nun wieder öfters tun darf.

Zum vierten Mal in Serie hat Regensburg nun nach Rückstand gepunktet, zum zweiten Mal in Serie nach Rückstand gewonnen - und plötzlich steht der Aufsteiger aus der Oberpfalz auf dem dritten Tabellenplatz. Dass sich seine Mannschaft doch ein wenig nach oben orientieren könne, das hatte Trainer Heiko Herrlich vor dem Spiel - zu diesem Zeitpunkt noch Neunter in der Tabelle - als "Blödsinn" bezeichnet. Der ehemalige Bundesliga-Profi betont immer wieder, dass die Mannschaft erst einmal 45 Punkte erreicht haben müsse, was in der Liga mit 20 Mannschaften als rechnerischer Klassenerhalt gilt, ehe man sich andere Ziele stecke. 14 Spiele stehen noch aus, Regensburg hat jetzt 36 Punkte gesammelt.

Herrlichs Vorsicht hat aber auch gute Gründe. Zum einen fiel am Samstag das Verfolgerduell der Sportfreunde Lotte gegen den Chemnitzer FC aus, beide Teams würden mit einem Sieg die Regensburger überholen. Außerdem hatte der Jahn in Aalen großes Glück gehabt: Der Führung durch Robert Müller, bei der Jahn-Stürmer Markus Grüttner seinen Gegenspieler sträflich freistehen ließ (42.), folgte kurz nach dem Seitenwechsel ein reguläres Aalener Tor, das jedoch wegen einer angeblichen Abseitsstellung aberkannt wurde - dabei hatte der gerade eingewechselte Uwe Hesse ein Eigentor erzielt. Nur drei Minuten später tauchte der Verteidiger Hesse, der auch wegen seiner Offensivqualitäten in die Partie gekommen war, am gegnerischen Sechzehner auf. Und fand mit einer scharfen Flanke Marc Lais, der aus kurzer Distanz einköpfeln konnte. (72.) Wenig später erzielte Knoll dann das sehenswerte Siegtor.

Die Regensburger haben bewiesen, dass sie regelmäßig in der zweiten Halbzeit nachlegen können; auch diesmal griffen zudem taktische Umstellungen, die Herrlich in der Pause vorgenommen hatte. Über die gesamten 90 Minuten hinweg zeigte sich der Cheftrainer allerdings selten zufrieden.

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