Dritte Liga:Mannheimer Malaise

Fußball 3. Liga 28. Spieltag SV Waldhof Mannheim - KFC Uerdingen am 30.05.2020 im Carl-Benz-Stadion in Mannheim Patrick

Schneid abgekauft: Patrick Pflücke (li.) nimmt dem Mannheimer Marco Schuster den Ball vom Fuß.

(Foto: Stefan Brauer/imago)

Der Kampf um den Aufstieg spitzt sich immer weiter zu: Den Tabellenführer Duisburg und den Elften Uerdingen trennen nur fünf Punkte.

Von Michael Wilkening, Mannheim

Ausgerechnet der KFC Uerdingen. Mit einem Spiel gegen diesen Klub hatte die Mannheimer Malaise im Mai 2018 angefangen. Das damalige Aufstiegsspiel zwischen dem SV Waldhof und dem KFC wurde wegen Zuschauerausschreitungen abgebrochen, seitdem schwelt ein Streit mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB). Vor einem Jahr errang der SV Waldhof einen Etappensieg, als er vor einem Zivilgericht erfolgreich gegen den Abzug von drei Punkten geklagt hatte; das Verfahren ist freilich in der nächsten Instanz. Es gibt allerdings schon ein neues Konfliktfeld zwischen dem SVW und dem DFB.

Am Samstag empfingen die Mannheimer erneut den KFC Uerdingen, erneut unter besonderen Umständen. Es war der Neustart nach fast drei Monaten Zwangspause wegen der Corona-Pandemie. Der SV Waldhof verlor 1:2 gegen Uerdingen und damit auch den zweiten Tabellenplatz. Der Kampf um den Aufstieg spitzt sich immer weiter zu: Den Tabellenführer Duisburg (2:3 bei 1860 München) und den Elften Uerdingen trennen nur fünf Punkte.

So eng die Klubs im Rennen um den Sprung in die zweite Bundesliga beieinander liegen, so weit waren sie im Streit um die Fortsetzung des Spielbetriebs voneinander entfernt gewesen. Die Abstiegskandidaten sowie Mannheim als Tabellenzweiter waren für einen Abbruch: Der hätte wohl bedeutet, dass es keine Absteiger gegeben hätte und Waldhof als Zweiter hätte aufsteigen dürfen. Die Verfolger indes wollten weitermachen, auch der DFB positionierte sich auf dieser Seite. Eine sachliche Diskussion gab es nur kurz, anschließend vor allem gegenseitige Vorwürfe in der Öffentlichkeit. Am vorigen Montag setzte der DFB bei einem außerordentlichen Bundestag die Fortsetzung der Saison durch; die Mehrheit von 95 Prozent täuscht über die Zerstrittenheit in der dritten Liga hinweg: Bis zuletzt waren angeblich mindestens sieben Klubs gegen eine Aufnahme des Spielbetriebs, angeführt vom SV Waldhof.

Den schmerzt die Niederlage zum Neustart natürlich umso mehr. "Jetzt ärgere ich mich erst mal über diese Niederlage, nachdem wir uns eine Woche in einem Quarantäne-Trainingslager vorbereitet haben", sagte Trainer Bernhard Trares. Den Waldhöfern, vor der Corona-Pause zwölf Mal nacheinander ohne Niederlage geblieben, war die fehlende Spielpraxis deutlicher anzumerken als den Uerdingern. "Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen", fand der Trainer. "Am Anfang war es schwierig, die Atmosphäre war eher wie bei einem Testspiel", sagte der Mannheimer Marco Schuster. Aber im Gegensatz zu seinen Klubfunktionären hatte er grundsätzlich nichts gegen den Neubeginn: "Es ist schön, dass wir wieder spielen können."

Das dürfen sie in den nächsten Wochen ausgiebig tun. Elf Spieltage hat der DFB in fünf Wochen gepresst, bis zum 5. Juli soll die Punkterunde beendet, anschließend die Relegation des Tabellendritten mit dem 16. der zweiten Bundesliga durchgezogen werden. "Das Schöne ist, dass wir direkt die Chance bekommen, die Niederlage gutzumachen", fand Schuster. Schon am Dienstag treten die Mannheimer in Rostock an, einem der vielen Konkurrenten um die Topplätze. Der volle Terminkalender dürfte noch an die Substanz der Spieler gehen.

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