Dritte Liga:Eskalation in Liga drei

TSV 1860 Muenchen v Preussen Muenster - 3. Liga

Der TSV 1860 München (im Bild Stürmer Sascha Mölders) würde gerne die Saison fortsetzen.

(Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)

Die Fußball-Drittligisten votieren knapp für die Fortsetzung der Saison. Bei der Abstimmung offenbart sich ihre tiefe Zerstrittenheit. Heftige Emails werden verschickt.

Von Markus Schäflein

Die Fußball-Drittligisten sind nach wie vor uneinig, ob sie die derzeit wegen der Corona-Krise unterbrochene Spielzeit fortsetzen wollen. Für eine Fortsetzung stimmten bei einer Videokonferenz der 20 Klubs am Montag zehn Vereine. Acht Klubs waren für einen Saisonabbruch. Zwei Vertreter enthielten sich, darunter der 1. FC Kaiserslautern, der mitteilte, er wolle die Saison "grundsätzlich auf sportlichem Wege beenden und würde daher die restlichen Spiele gegebenenfalls auch unter Ausschluss der Zuschauer austragen". Der Klub lege "jedoch großen Wert darauf, dass die Saison zum 30. Juni 2020 beendet wird, sofern offene rechtliche Fragen nicht geklärt sind. Da die im Rahmen der heutigen Gespräche entstandene Vorlage des DFB eine Beendigung der Spielzeit bis zum 30. Juni 2020 nicht zwingend vorsieht, hat sich der 1. FC Kaiserslautern in einem heutigen Votum zur Meinungsbildung enthalten."

Am Ende wird der veranstaltende Deutsche Fußball-Bund ein Machtwort sprechen müssen. Und beim DFB geht die Tendenz klar zur Saisonfortführung, wie sich aus der Interpretation des Abstimmungsergebnisses ablesen ließ. "Wir haben nun ein tatsächliches Meinungsbild in der dritten Liga vorliegen", sagte DFB-Vizepräsident Peter Frymuth. "Damit ist ein sehr wichtiger Schritt gemacht. Das Ergebnis der Abfrage ist von allen zu respektieren und akzeptieren. Auch wenn das Bild nicht einheitlich ist, besteht eine mehrheitliche Meinung unter den Klubs, wie im Falle einer veränderten behördlichen Verfügungslage verfahren werden sollte."

Die Spielzeit 2019/20 war Mitte März wegen der Ausbreitung von Sars-CoV-2 unterbrochen worden. Die Vereine haben jeweils 27 von 38 Spielen absolviert. Der Streit der Drittligisten eskalierte pünktlich vor der für Montagnachmittag angesetzten Videokonferenz der Klubvertreter. Markus Kompp, der Geschäftsführer des abbruchwilligen SV Waldhof Mannheim, hatte öffentlich gemacht, dass der Vater eines Mannheimer Spielers an einer Coronavirus-Erkrankung verstorben ist. Dies sei "der entscheidende Grund, warum wir beim SV Waldhof (...) für einen sofortigen Saisonabbruch argumentieren", hatte Kompp vorab per E-Mail an die anderen Vereine geschrieben. Die Antwortmails ließen nicht lange auf sich warten: Er müsse sich "den Vorwurf gefallen lassen, den Todesfall sportpolitisch zu nutzen", sagte Kompp. Das sei "an Frechheit nicht mehr zu überbieten".

Eine der Antwortmails stammte von Günther Gorenzel, dem Geschäftsführer des TSV 1860 München, der sich von Beginn an und in mehreren Video-Pressekonferenzen für Geisterspiele stark gemacht hat und damit auch die Meinung aller anderen bayerischen Drittligisten vertritt. "Dass Sie sich in Ihren Ausführungen (...) nun über die Expertise der medizinischen Task Force der DFL stellen und den tragischen Vorfall in Ihrem Klub sportpolitisch positionieren, soll jeder aus moralischer Sicht selber bewerten", schrieb Gorenzel laut Kicker und Bild an Kompp.

Halles Oberbürgermeister will Geisterspiele untersagen

Der Hallesche FC, der wie Mannheim die Saison abbrechen will, hat unterdessen Unterstützung vom Oberbürgermeister erhalten. Der parteilose Bernd Wiegand hat Geisterspielen in der Stadt vorerst eine Absage erteilt. Er sagte in einer Videopressekonferenz, dass es "eine Sonderstellung des Fußballs" bei den Lockerungsmaßnahmen nicht geben werde.

Auch für die 3. Liga soll ein strenges Hygienekonzept gelten, das den Vereinen am Montag vorgestellt wurden. Dieses entspreche grundsätzlich den für die Bundesliga und 2. Liga vorgestellten Inhalten, teilte der DFB mit, und unterscheide sich lediglich "in organisatorischen Nuancen". Der Personalaufwand in den "Bereichen Sport, allgemeine Organisation und Medien soll an Spieltagen auf ein Minimum reduziert werden, für die 3. Liga sind hierbei 210 Personen pro Partie vorgesehen."

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