TSV 1860 München:Die Fans verlassen vorzeitig das Stadion

TSV 1860 München: "Wir sind in einer richtig schweren Situation": Der Münchner Fabian Greilinger (links) versucht, Yannick Osée in Meppen den Ball abzujagen.

"Wir sind in einer richtig schweren Situation": Der Münchner Fabian Greilinger (links) versucht, Yannick Osée in Meppen den Ball abzujagen.

(Foto: Werner Scholz/Imago)

Die Wende mit Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel als Interimstrainer bleibt aus: Die Löwen verlieren beim Tabellenletzten SV Meppen - an das ursprüngliche Saisonziel Aufstieg brauchen sie nicht mehr zu denken.

Von Markus Schäflein

Mit versteinerter Miene stand Günther Gorenzel in den letzten Minuten an der Seitenlinie. Er sah, wie seine Mannschaft, in diesem Fall Jesper Verlaat per Kopf, in der 92. Minute ein letztes Mal am gegnerischen Torwart Erik Domaschke scheiterte. Und dann sah er, wie der bisherige Tabellenletzte SV Meppen seinen ersten Sieg nach zuletzt 17 (!) Partien ohne Dreier feierte. Für Gorenzel, den Sport-Geschäftsführer des Fußball-Drittligisten TSV 1860 München, steht nun nach zwei Spielen nur ein einziger Punkt zu Buche. "Eine sehr bittere Niederlage" diagnostizierte er, die "in Summe sicherlich unglücklich" gewesen sei.

Zur Summe des Unglücks addierten sich zwei Pfostentreffer durch Raphael Holzhauser per Freistoß (30.) und durch den eingewechselten Yannick Deichmann (71.), ein möglicher Platzverweis gegen Meppens 1:0-Torschützen Marek Janssen kurz vor der Pause, der nicht gegeben wurde, eine mutmaßliche Sehnenverletzung von Leandro Morgalla (22.) - und zahlreiche Szenen, in denen eben Domaschke gute Chancen vereitelte. Die Löwen fügten der Unglücksrechnung aber auch selbst noch einige Positionen hinzu: Bei den beiden Gegentreffern durch Janssen (19.) und Marcos Alvarez (58.) kassierten sie "Tore, die du nicht kassieren darfst", wie es Stürmer Marcel Bär bei Magentasport ausdrückte. Und vor allem: Als es in der zweiten Hälfte darum ging, den erneuten Rückstand zu verkraften, waren sie offensiv nicht nur aus Bärs Sicht (und nicht nur vielleicht) "vielleicht zu harmlos".

Bär, der unter Gorenzel seinen Stammplatz zurückerhielt, hatte kurz vor der Pause den Ausgleich erzielt; den Angriff hatte Holzhauser eingeleitet, so dass die überragende Viertelstunde des Winterzugangs zum Ende der ersten Hälfte doch noch angemessen beendet wurde. Der Eindruck, die Löwen hätten unter Holzhausers Regie das Spiel nun auf ihre Seite gebracht, war nach dem Seitenwechsel allerdings schnell wieder verflogen. "Wir sind in einer richtig schweren Situation, das sieht jeder", sagte Bär. Die mitgereisten Fans rollten ihre Fahnen schon zehn Minuten vor dem Schlusspfiff zusammen. Als der Schiedsrichter abpfiff, war der Block bereits fast leer. Die Spieler verzichteten auf den obligatorischen Gang zu den Fans - mangels Anwesenheit derselben.

Neudecker trifft spät für Saarbrücken: Selbst zum Relegationsplatz sind es nun fünf Punkte Rückstand

An den Aufstieg, das zu Saisonbeginn ausgegebene große Ziel, braucht nach der Niederlage beim Letzten keiner mehr zu denken: Selbst zum Relegationsplatz sind es nun fünf Punkte Rückstand, nachdem die Konkurrenten Dresden (3:2 in Verl) und Saarbrücken (2:1 bei Borussia Dortmund II durch ein Tor des letztjährigen Sechzigers Richard Neudecker in der 85. Minute) ihre Samstagspartien gewannen. Die Hoffnung, dass Gorenzel den individuell gehoben besetzten Kader nach der Entlassung von Trainer Michael Köllner selbst wieder auf den rechten Weg bringen würde, hat sich in den ersten beiden Partien nicht erfüllt.

Parallel hat der Geschäftsführer externe Kandidaten für den Trainerposten zusammengestellt, gar auf "einer Short-List und einer Long-List". Ob nächste Woche also irgendjemand von einer dieser beiden Listen an die Seitenlinie wechselt? "Das wird man sehen", sagte Gorenzel. Dazu bedarf es schließlich einer Einigung des e.V. mit Präsident Robert Reisinger und der Investorenseite um Hasan Ismaik über eine notwendige Budgeterhöhung. Und die könnte sich, nachdem sie seit der Trennung von Köllner fast zwei Wochen lang nicht gelungen ist, auch in der dritten Woche als schwierig erweisen.

Deshalb blieb auch Stefan Lex bei der Frage nach einem neuen Coach im Vagen: "Was im Hintergrund läuft, das können wir nicht beeinflussen." Doch wer weiß, vielleicht haben die Spieler es beeinflusst - mit dieser Niederlage in Meppen.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusTheaterstück zum TSV 1860 München
:"Wieso bestellt ihr Schlaumeier nicht noch 886 Container dazu?"

Grünwalder, Olympiastadion, Neubau - oder eine ganz andere Lösung? Die Vertreter des TSV 1860 München trafen sich zu einem weiteren Stadiongipfel mit Oberbürgermeister Dieter Reiter. Die SZ hat heimlich mitgehört.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: