Dritte Liga:Der Geist von Belek

Dritte Liga: Hoch die Hände: Yannick Deichmann trägt nach den sonnig-warmen Tagen im Trainingslager in Belek an der Grünwalder Straße wieder Handschuhe - und fiebert dem ersten Ligaspiel des neuen Jahres entgegen.

Hoch die Hände: Yannick Deichmann trägt nach den sonnig-warmen Tagen im Trainingslager in Belek an der Grünwalder Straße wieder Handschuhe - und fiebert dem ersten Ligaspiel des neuen Jahres entgegen.

(Foto: Ulrich Wagner/Imago)

Beim TSV 1860 München herrscht vor dem Heimspiel gegen Wehen Wiesbaden spürbare Aufbruchsstimmung. Auch das Thema Sascha Mölders soll keinen Anlass mehr zu Irritationen geben.

Von Christoph Leischwitz

Nein, zum Skifahren gehe er nicht, sagte Michael Köllner, obwohl er das angesichts des Kaiserwetters am Freitag schon sehr gerne täte. Das würde ja bedeuten, dass er Zeit, also keinen Job mehr hätte. So gesehen ist der Trainer dann doch ziemlich froh, dass alles ist, wie es ist, und dass nun wieder gespielt wird in der zweiten und dritten Fußball-Liga. Beim TSV 1860 München herrscht zudem spürbare Aufbruchsstimmung, das Trainingslager im türkischen Belek sorgte für zusätzlichen Schwung und Selbstvertrauen, Letzteres in Form eines 3:1-Testspiel-Erfolges gegen den Zweitligisten Hansa Rostock. "Es war ein sehr gutes Trainingslager", sagte Köllner, sowohl aus sportlichen Gründen wie auch für den Mannschaftsgeist.

Im Heimspiel am Samstag gegen den SV Wehen Wiesbaden (14 Uhr, Grünwalder Stadion, Geisterspiel) geht es vor allem darum, die Aufholjagd in Richtung Tabellenspitze fortzuführen. Denn sie haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es noch klappen könnte, oben mitzuspielen, vielleicht sogar ganz oben, nach einer mehr als durchwachsenen, von einem internen Konflikt geprägten Hinrunde.

Mit Sascha Mölders verbleibe man im Guten, das hatte Köllner im Trainingslager gesagt, und aufgrund der erfolgreichen Kehrtwende mit sechs Punkten aus zwei Spielen fällt es auch leichter, nach vorne zu schauen. Köllner ließ in Belek aber auch durchscheinen, dass ihm die Dimension der Entscheidung Anfang Dezember bewusst gewesen war: "Wenn die zwei Spiele gegen Dortmund und Würzburg nicht gutgegangen wären und wir mit Sascha nichts gemacht hätten, dann hätte es vielleicht am Ende mich erwischt." Dann wäre er jetzt womöglich beim Skifahren. Mölders indes scheint auch keine schmutzige Wäsche mehr waschen zu wollen, so kann man seine ersten öffentlichen Aussagen verstehen. Aufbruchsstimmung dürfte ihn aktuell nicht gerade antreiben: Der Angreifer wechselte als spielender Co-Trainer zum abstiegsbedrohten Regionalligisten Sonnenhof Großaspach.

Geschäftsführer Gorenzel spricht von "massiven wirtschaftlichen Auswirkungen" durch die Geisterspiel-Regelung im Freistaat

Nun habe man es sich "selbst eingebrockt", so der Trainer, dass gleich eine englische Woche ansteht - am kommenden Dienstag empfangen die Löwen den Zweitligisten Karlsruher SC. Die Sechziger sind der einzige verbliebene bayerische Vertreter im DFB-Pokal. Auch das Spiel danach findet in München statt, für das Derby gegen Türkgücü München geht es dann ins Olympiastadion. Falls dieses Spiel überhaupt stattfindet - Türkgücü plagen aktuell mehrere Corona-Fälle.

Da trifft es sich gut, dass vor diesen wegweisenden Tagen in Niklas Lang und Merveille Biankadi zwei potenzielle Stammspieler nach längerer Pause wieder voll mittrainieren konnten. Daniel Wein wird indes noch weiter fehlen. Sorge, dass der Blick seiner Spieler schon zu weit vorausgehe, habe er nicht: "Wehen Wiesbaden ist eine der stärksten Mannschaften der dritten Liga", seine Mannschaft wisse das, versicherte Köllner.

Wohl auch mit Blick auf die vielen Heimspiele in näherer Zukunft wies 1860-Geschäftsführer Günther Gorenzel noch darauf hin, dass er die für den Freistaat Bayern festgelegte Geisterspiel-Regelung als ungerecht empfinde, er sprach von "massiven wirtschaftlichen Auswirkungen" im Vergleich zu Vereinen in anderen Bundesländern. Möglicherweise steht eine Debatte über mögliche Kompensationen an.

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