Dressurreiten beim Munich Indoors:Lisa Müller reitet für ihren Traum

Bayern Munich's Thomas Mueller and his wife Lisa arrive at the Oktoberfest in Munich

Thomas Müller und seine Frau Lisa teilen die Leidenschaft für Pferde.

(Foto: REUTERS)

Die Ehefrau des Bayern-Profis Thomas Müller hat einen ungewöhnlichen Weg zur Reitkarriere genommen. Jetzt ist sie beim Münchner Grand Prix Special dabei.

Von Gabriele Pochhammer

Die Schlagzeile, auf die Volker Wulff gehofft hat, liefert Lisa Müller nicht. Der Chef des Reitturniers Munich Indoors würde am liebsten lesen: "Der Pferdesport rettet den FC Bayern München." Weil nämlich Thomas und Lisa Müller nicht ohne ihre Rösser leben können und der Starfußballer angeblich auch deshalb alle Angebote aus dem Ausland ausschlägt.

Stattdessen sagt Lisa Müller: "Mein Zuhause ist da, wo meine Pferde sind, und meine Pferde kann ich überall mit hinnehmen." Die 26-Jährige, die bei den Munich Indoors gegen die Spitzen der deutschen Dressur antritt, entspricht so gar nicht dem Vorurteil der zickigen, aufgedonnerten Spielerfrau, und naiv ist sie erst recht nicht.

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Abgehoben ist Lisa Müller maximal auf Pferdehöhe.

(Foto: imago/Stefan Lafrentz)

Thomas Müllers Ehefrau weiß, was sie ihrer Position verdankt: gute und damit nicht ganz billige Pferde zum Beispiel - wie Dave, den schwarzbraunen Wallach, mit dem sie sich in der Olympiahalle einen achten Platz und damit die Qualifikation zum Grand Prix Special am Sonntag erkämpfte. Unter anderem gegen den Mannschaftsolympiasieger von 2004, Hubertus Schmidt, der auf einem Nachwuchspferd saß. "Natürlich muss man das richtig einordnen", sagt Lisa Müller, "aber es gibt auch keinen Grund, das Ergebnis zu zerreden." Wenn sie abhebt, dann keinesfalls höher als einen Pferderücken.

Thomas Müller versucht sich als Pferdezüchter

Von einem Auftritt in der Olympiahalle, der auch den braven Dave nicht kalt ließ, hätte Lisa als Kind nicht zu träumen gewagt. Sie kommt aus einer pferdefernen Familie. Wenn ihr Großvater nicht gewesen wäre, "dann wäre ich wohl nie ans Reiten gekommen", sagt sie. Er lebte auf dem Land und marschierte mit der Vierjährigen zum nächsten Bauernhof, wo es noch ein paar Pferde zum Streicheln gab. Das war die Kerninspiration.

Wiesn-Besuch des FC Bayern München

Sportlerpärchen in der Auszeit: Thomas und Lisa Müller beim gemeinsamen Oktoberfestbesuch.

(Foto: Lukas Barth/dpa)

"Das lässt einen ein Leben lang nicht mehr los", sagt Lisa Müller. Irgendwann durfte sie in einem Reitstall die Ponys nicht nur streicheln und putzen, sondern irgendwann auch reiten. Zusätzliche Trainingsstunden verdiente sie sich durch zusätzliche Stallarbeit. Viele flehentliche Weihnachtswunschzettel später, mit 16 Jahren, bekam sie schließlich ihr erstes eigenes Pferd.

Lisa steckte Thomas an

Das ist das Alter, in dem viele junge Mädchen das Zaumzeug an den Nagel hängen, weil der erste Freund mit den Vierbeinern nichts anfangen kann. Bei Lisa lief es umgekehrt, sie steckte ihren Freund und jetzigen Ehemann an. Zwar darf Thomas Müller nicht reiten, weil sein Vertrag riskante Sportarten verbietet, aber er hat sich stattdessen in das Thema Pferdezucht eingearbeitet. Wie alle Züchter träumt er davon, einmal ein Superpferd hervorzubringen.

Mit seinem TV-Geständnis, dass er lieber "Hengstvideos" ansehe als Playstation zu spielen, erntete er das Gelächter der Ahnungslosen, die nicht wissen, dass der Erfolg in der Pferdezucht auf der richtigen Auswahl von Hengst und Stute basiert. Mit dem Satz "Bekanntermaßen passt nicht alles auf alles", fasste Thomas Müller die Weisheit vieler Züchtergenerationen in einem Satz zusammen.

Schon zehn Siege in der schweren Klasse

Beim Turnier kann Lisa Müller auf ihren Mann zählen. Er hält das Pferd, holt die Bandagen und zittert auf der Tribüne mit; das hat er am Freitag getan, dem Tag vor dem Heimspiel seines FC Bayern gegen Stuttgart, und wahrscheinlich wird er auch am Sonntagmorgen wieder da sein, wenn seine Frau ab 8 Uhr in der Olympiahalle startet. Vor fünf Jahren ritt Lisa Müller noch in der Klasse L (für "leicht"), inzwischen kann sie sich mit dem goldenen Reitabzeichen für zehn Siege in der schweren Klasse schmücken.

Sie liebt den Turniersport, aber er ist nicht die Voraussetzung für das, was ihr das Wichtigste ist: der Spaß am Reiten, die tägliche Herausforderung, etwa einem Pferd den fliegenden Galoppwechsel beizubringen. Wenn es so nicht geht, dann vielleicht anders, vieles wird ausprobiert, um herauszufinden, wie es dem Pferd am leichtesten fällt. "Man lernt Geduld", sagt Lisa Müller, "in der Ruhe liegt die Kraft."

Geduld, Disziplin und Selbstvertrauen: Eigenschaften, die gerade Kinder im Umgang mit Pferden entwickeln können, ist Volker Wulff überzeugt. Zusammen mit vier Partnern hat er die Initiative "Pferde für unsere Kinder" gegründet, die in einer Zeit, in der Pferde aus dem Alltag der meisten Menschen verschwunden sind, die Jüngsten zum Pferd führen soll; erst im Kindergarten zum Holzpferd, später zu Ponys in den Reitvereinen.

Thomas und Lisa Müller unterstützen das Projekt. "Die Aufmerksamkeit, die Thomas zuteil wird, hilft", sagt seine Frau. "Er hat einfach das größere Feld, mehr Menschen, die ihm zuhören." Seine Frau genießt die tägliche Begegnung mit ihren Pferden. "Wenn man reitet, bleibt die Zeit stehen", sagt sie. "Dem Pferd ist es egal, wer man ist, wie man aussieht, wie man spricht - es behandelt jeden gleich."

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