Dramen in der Qualifikation:Weltmeister der Nerven

Vor dem WM-Qualifikationsspiel in Russland muss Deutschland keine Angst haben. Die Nationalelf hatte solche Situationen schon zuhauf - fast immer mit gutem Ende.

Sebastian Winter

7 Bilder

dpa deutschland vs. saarland

Quelle: SZ

1 / 7

Vor dem WM-Qualifikationsspiel in Russland muss Deutschland keine Angst haben. Die Nationalelf hatte solche Situationen schon zuhauf - fast immer mit gutem Ende.

Siege gegen das Saarland

In der Saison 1953/54 nahm zum ersten Mal eine Nationalmannschaft der jungen Bundesrepublik Deutschland an einer WM-Qualifikation teil. Dort setzte sie sich gegen ein Land durch, das drei Jahre später deutsches Bundesland werden sollte: das Saarland. 3:0 gewann Deutschland im Stuttgarter Neckarstadion. Der Nürnberger Stürmer Max Morlock (Bild, vorne), der den Ball vor einem angreifenden Saar-Verteidiger abschirmt, schoss die ersten beiden Tore. Das Rückspiel im Saarbrücker Ludwigsparkstadion verloren die blau-weiß-rot gedressten Saarländer mit 1:3. Die kleine, damals autonome Region konnte sich nicht für die Weltmeisterschaft 1954 qualifizieren. Den 3:2-Sieg Deutschlands im Finale gegen Ungarn sahen die Saarländer dennoch live im Wankdorf-Stadion. Die deutsche Delegation hatte sie zum WM-Endspiel nach Bern eingeladen.

Foto: dpa

imago schweden, deutschland, 1965

Quelle: SZ

2 / 7

Schwedische Delikatesse

Am 26. September 1965 ging es für Deutschland um alles in der Qualifikation zur WM 1966 in England: Das Team von Bundestrainer Helmut Schön musste in Schweden gewinnen. Dabei gab Uwe Seeler (Bild), damals bester deutscher Stürmer, ein nie erhofftes Comeback: nur fünf Monate nach einem Achillessehnenriss (damals eigentlich gleichbedeutend mit dem Karriereende) kehrte "Uns Uwe" in die DFB-Elf zurück. Dazu gab ein Spieler in Stockholm sein Debüt, dem das Scheitern von vornherein fremd war: Franz Beckenbauer. Die Schweden gingen zwar nach 44 Minuten in Führung, doch noch vor der Pause glich Werner Krämer aus. Kurz nach dem Seitenwechsel gelang ausgerechnet Seeler das entscheidende 2:1. Es war die Fahrkarte zum WM-Turnier nach Englang, wo das Team erst im Finale scheiterte.

Foto: imago

imago albanien 1967

Quelle: SZ

3 / 7

Das Drama von Tirana

Die erste Qualifikation zu einer Europameisterschaft bestritt Deutschland 1968 und dieses Kapitel ist wohl eines der peinlichsten in der deutscher Fußball-Geschichte: Nach einem 6:0 gegen Albanien sowie einem Sieg und einer Niederlage gegen Jugoslawien stand die deutsche Nationalelf am 17. Dezember 1967 in Tirana vor einem entscheidenden Spiel: Sie musste gegen das eher drittklassige Albanien gewinnen, um sich für die EM in Italien zu qualifizieren. Doch die Mannschaft von Bundestrainer Helmut Schön schoss auf dem holprigen Platz des Nationalstadions kein einziges Tor und verpasste durch das 0:0 zum ersten - und bisher einzigen - Mal die Qualifikation für ein großes Turnier. Verschuldet hatten dies: Wolter, Patzke, Höttges, Schulz, Weber, Netzer, Held, Küppers, Meyer, Overath und Löhr. Nach der Schmach von Tirana mussten Spieler und Trainer auch noch den bitteren Gang nach Rom antreten: Der DFB hatte in der Annahme eines sicheren Sieges eine Audienz beim Papst beantragt und auch bekommen.

Foto: imago

haessler, imago

Quelle: SZ

4 / 7

Häßler trifft gegen Wales

In der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1990 stand Deutschland kurz vor dem Aus. Auf zwei Unentschieden gegen die Niederlande folgte ein peinliches Remis gegen Wales. Im letzten Spiel, erneut gegen die Waliser, mussten die Deutschen gewinnen, um sich noch als einer der beiden besten Gruppenzweiten qualifizieren zu können. Doch Wales ging schon in der 11. Minute in Führung. Nach dem Ausgleich durch Rudi Völler (25.) erlöste der kleine Thomas Häßler den Favoriten in der 48. Minute mit seinem 2:1-Siegtreffer (Bild). Äußerst glücklich qualifizierte sich Deutschland für die Weltmeisterschaft 1990, die sie durch ein 1:0 im Finale gegen Argentinien gewann.

Foto: dpa

vogts dpa

Quelle: SZ

5 / 7

Die Einheit nach der Einheit

Berti Vogts (mit Jürgen Klinsmann, l., und Rudi Völler, r.) hatte als neuer Nationalmannschafts-Trainer die große Aufgabe, aus der ersten gesamtdeutschen Mannschaft eine Einheit zu formen. Kurioserweise war die DDR vor der Europameisterschaft 1992 in Schweden in die deutsche Qualifikationsgruppe gelost worden. Ihr letztes Spiel der Geschichte, die Partie gegen Belgien (2:0), wurde nach der Wiedervereinigung und dem Rückzug der DDR-Nationalmannschaft aus der Wertung genommen. Vogts gelang die Integration früherer DDR-Spieler wie Matthias Sammer und Andreas Thom. Allerdings zitterte sich Deutschland durch die Qualifikation. Nach einer 0:1-Blamage in Wales rettete sich der Weltmeister mit einem 4:1 im Rückspiel und einem Pünktchen Vorsprung vor den Briten in das EM-Turnier.

Foto: dpa

albanien, dpa

Quelle: SZ

6 / 7

Schreckgespenst Albanien

Schon wieder Albanien! Erneut sollte ein Spiel gegen den Außenseiter über die Qualifikation zu einem großen Turnier entscheiden. Immerhin hätte Deutschland vor der WM 1998 in Frankreich im Falle eines erneuten Debakels ein kleines Hintertürchen gehabt - die Relegation. Derer bedurfte es aber nicht, am letzten Spieltag gewannen die Deutschen das dramatische Spiel gegen den Außenseiter mit 4:3. Albanien war durch ein Eigentor von Jürgen Kohler in der 55. Minute in Führung gegangen und glich die Treffer von Thomas Helmer, Oliver Bierhoff und Olaf Marschall immer wieder aus. Igli Tare (rotes Trikot, Nummer 11) und Altin Haxhi (Nummer 7) jubelten nach dem Tor ihres Mannschafskameraden Rudi Vata zum 3:3 ausgelassen, während Jörg Heinrich (l.) und Jürgen Kohler (r.) dem Ball, der an Oliver Kahn vorbei ins Netz fliegt, hinterher schauen. Erst in der 90. Minute gelang Oliver Bierhoff der erlösende 4:3-Siegtreffer für Deutschland.

Foto: dpa

ballack ap

Quelle: SZ

7 / 7

Dortmunder Wand gegen die Ukraine

Für die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2002 in Südkorea und Japan musste Deutschland in die Relegation gegen die Ukraine. Nach einer beängstigenden 1:5-Heimniederlage gegen England und einem 0:0 im letzten Spiel gegen Finnland hatte sie wegen der schlechteren Tordifferenz nur Platz zwei belegt. "Gegen die Ukraine geht es um Deutschlands Ehre", sagte Otto Rehhagel, damals Trainer der griechischen Nationalmannschaft. Nach einem schwachen 1:1 in der Ukraine gewann Deutschland das Rückspiel in Dortmund 4:1. Michael Ballack schoss zwei Tore. Die Deutschen qualifizierten sich für die WM und wurden hinter Weltmeister Brasilien Zweite.

Foto: AP

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: