Vorstand und Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) haben Präsident Alfons Hörmann gegen schwere Vorwürfe in einem angeblich von Mitarbeitern verfassten Brief verteidigt. "Die aufgeführte Kritik an unserem Präsidenten Alfons Hörmann weisen wir als Vorstand des DOSB in aller Klarheit zurück", hieß es in einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme. Die Zusammenarbeit des Präsidenten mit dem Vorstand sei von einem "sehr konstruktiven, professionellen und fairen Miteinander" geprägt. "Aus unserer Perspektive können wir keinerlei Verhaltensweisen erkennen, die - wie in dem offenen Schreiben unterstellt - 'jegliche Form des Respekts und Anstands vermissen lassen'."
In der Zusammenarbeit zwischen Hörmann und dem Vorstand sei "jederzeit ein vertrauensvoller und gegenseitig wertschätzender Umgang gelebt" worden. Auch das DOSB-Präsidium stellte sich hinter den 60 Jahre alten Spitzenfunktionär, der in dem anonym versendeten Schreiben unter anderen wegen seines Führungsstils und seines Verhaltens scharf kritisiert wird. "Unserem Präsidenten Alfons Hörmann sprechen wir das uneingeschränkte Vertrauen und unsere vollumfängliche Unterstützung aus, gleichzeitig werden wir im intensiven Austausch mit den Mitarbeitern die Vorwürfe ernst nehmen", hieß es in der Erklärung. Beide Führungsgremien betonten, die Vorwürfe würden geprüft und ein Austausch mit den Mitarbeitern gesucht.
Der DOSB hatte dazu am Donnerstag mitgeteilt, dass der Brief von einem "Fake-Mail-Account" gesendet worden sei. Hörmann selbst kündigte eine schnelle Aufklärung an. Er sagte der Allgäuer Zeitung: "In den letzten Stunden haben sich zahlreiche Führungskräfte und Mitarbeiter deutlich von diesem Stil und den Inhalten distanziert. Auch seitens der DOSB-Führungsgremien wird es zeitnah entsprechende Klarstellungen dazu geben."
"Man muss die Kritik ernst nehmen", sagt der Präsident der Deutschen Triathlon Union
Unterdessen hat der nordrhein-westfälische Landessportbundchef Stefan Klett als Reaktion auf den Brief den Rücktritt von DOSB-Präsident Alfons Hörmann gefordert. "Nach der desaströsen wiederholten Olympia-Pleite, dem zerschnittenen Tischtuch mit dem IOC, dem Dilettantismus im Umgang mit der Einwirkung auf das Impfschutzgesetz bringt dieser Vorgang das Fass zum Überlaufen", sagte Klett bei sportschau.de. Hörmanns mangelnder Respekt vor den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und gleichsam der Breitensportbasis in den Sportvereinen schade den wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben des DOSB. "Herr Hörmann sollte umgehend zurücktreten und den Weg für eine Neuwahl frei machen", fordert Klett, dessen Landessportbund mit rund fünf Millionen Mitgliedern der größte in Deutschland ist.
Auch Martin Engelhardt, Präsident der Deutschen Triathlon Union, sieht sich durch die im anonymen Brief geäußerte Kritik an DOSB-Präsident Alfons Hörmann bestätigt. "Der Brief überrascht mich nicht", sagte der 61-Jährige am Freitag der Deutschen Presse-Agentur (DPA ). "Man muss die Kritik ernst nehmen." Engelhardt war 2018 bei Hörmanns Wiederwahl als Gegenkandidat aufgetreten.
"Das Präsidium ist jetzt in der Pflicht, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen und ihnen nachzugehen", meinte Engelhardt. Er könne verstehen, dass "die Leute als abhängig Beschäftigte" den Brief anonym geschrieben haben, weil sie "negative Folgen" befürchten müssen. "Dann müssen die Vorwürfe glaubhaft ausgeräumt werden." Die Vorgänge, die da passiert sein sollen, "sind ja so mehrfach von entsprechenden Leuten geäußert worden".
Schon vor seiner Wahl-Niederlage 2018 hatte Engelhardt unter anderem Hörmanns Umgangsformen kritisiert und gefragt, warum viele gute hauptamtliche Mitarbeiter den DOSB verlassen hatten. "Meine damalige Grundkritik war ja, dass der Sport nicht in der Lage ist, seine Möglichkeiten gesellschaftlich zu nutzen", sagte Engelhardt der DPA. "Diejenigen Personen, die an der Spitze stehen, haben eine besondere Verpflichtung", meinte er weiter, ohne Hörmann zu nennen. "Konflikte mit dem Internationalen Olympischen Komitee, Konflikte mit dem Bundesinnenministerium, Konflikte mit den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - dauerhaft ist das nicht zielführend", sagte er.