Dortmunder 2:0-Erfolg gegen Arsenal:Rauschender Abend im Ruhrpott

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Jubelstimmung bei Borussia Dortmund. (Foto: AP)

Der Verletzungsmisere zum Trotz zeigt der BVB im Duell mit den alten Bekannten vom FC Arsenal eine starke Leistung und beweist, wie gut der Kader in der Breite geworden ist. Jürgen Klopp freut sich besonders für seinen neuen Stürmer.

Jürgen Klopp machte eine Art Witz, und das war ein schöner Beweis für den neuen Umgang der Dortmunder mit ihren Sorgen. Nur für "20, 30 Minuten" habe Shinji Kagawa Luft, teilte der Trainer der Borussia vor dem Champions-League-Auftakt zu Hause gegen den FC Arsenal mit, und der Japaner verspüre zudem Schmerzen "bei irgendeiner komischen Bewegung, wenn er links ums Bett rumläuft oder so, keine Ahnung". Humor ist, wenn man trotzdem lacht - eine derart ausgewachsene Verletztenmisere, wie sie zur Zeit herrscht, hätte in den vergangenen Jahren noch für Depression in Dortmund gesorgt.

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Während Dortmund selbstbewusst, entschlossen und offensiv siegte (Klopp: "Wir waren heute eine Pressing-Maschine nahe an der Perfektion"), hätte das 0:1 der Leverkusener in Monaco nicht sein müssen. Wie fanden Sie den Start der deutschen Mannschaften in die Champions League?

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Das hat sich mittlerweile merklich geändert, das Vertrauen in die Breite des Kaders ist enorm gewachsen. Zur langen Liste der Fehlenden gesellte sich gegen den FC Arsenal also noch der zuletzt gegen Freiburg so starke Kagawa, den Klopp angeschlagen auf der Bank Platz nehmen ließ.

Dennoch zeigten sich die Dortmunder gegen den stärksten Gegner ihrer Gruppe erstaunlich selbstbewusst, entschlossen und offensiv. Am Ende stand nach einer beeindruckenden Vorstellung ein 2:0 (1:0)- Sieg durch Treffer von Sturmzugang Ciro Immobile (45.), mit dessen Einsatz nach Anpassungsschwierigkeiten nicht unbedingt zu rechnen gewesen war, und Pierre-Emerick Aubameyang (48.).

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Von Felix Meininghaus, Dortmund

"Wir waren heute eine Pressing-Maschine nahe an der Perfektion", jubelte Klopp, "einige Szenen werde ich lange in Erinnerung halten. Wir haben die Räume gesehen und genutzt, waren gallig und zielstrebig. Dieses Spiel hefte ich mir ab, Arsenal schlägt man nicht im Vorbeigehen." Sondern nur im Vorbeirennen: Dortmund drückte von Beginn an mit Vehemenz. Ein Volleyschuss von Sokratis nach einem Eckstoß (14.) und Versuche von Immobile aus der Distanz (16., 22.) gingen vorbei; die erste große Chance hatte dann Aubameyang in der 27. Minute. Nach einer Hereingabe von Kevin Großkreutz scheiterte er an Arsenals Torwart Wojciech Szczesny.

Nur drei Minuten später brachte Immobile den Ball nach innen, am entfernten Pfosten lauerte Aubameyang, Szczesny ging dazwischen, konnte den Ball nicht festhalten - doch Henrikh Mkhitaryan schoss aus sechs Metern über das Tor. Und in der 34. Minute scheiterte Aubameyang auf Zuspiel von Sebastian Kehl aus spitzem Winkel am Torwart.

Welbeck verfehlt das Tor

Auf der Gegenseite hätte Danny Welbeck den Spielverlauf beinahe auf den Kopf gestellt, verfehlte das Tor jedoch knapp (41.) - da hatte sich einmal eine Situation ergeben, auf die die passiven Londoner mit ihren schnellen Spitzen offenkundig nur lauerten. Doch dann kam auf der anderen Seite Ciro Immobile und belohnte die Dortmunder doch noch. Nach einem 50-Meter-Sprint ließ er noch zwei Gegenspieler stehen und schaffte einen platzierten Schuss ins entfernte Toreck zum 1:0.

Klopp wird sich besonders gefreut haben, hatte er doch Vergleiche zwischen dem 18,5 Millionen Euro teuren Zugang und dem zum FC Bayern verabschiedeten Robert Lewandowski beklagt; "den Lewandowski vom letzten Tag mit neuen Stürmern am ersten Tag zu vergleichen, wird niemandem gerecht und hat keine Relevanz", hatte Klopp erklärt. Nun durfte der Trainer loben: "Ciro Immobile hat sehr gut gespielt, er hat einen richtigen Sprung gemacht. Das Tor wollte er unbedingt." Und Mitspieler Kehl freute sich ebenso: "Für ihn war es nicht leicht, heute hat er einen ganz großen Schritt nach vorne gemacht." Kurz nach Immobiles sehenswerter Einlage war Halbzeitpause; Kehl kam wegen Adduktorenproblemen danach nicht mehr aufs Feld zurück, Matthias Ginter ersetzte ihn.

Und die Dortmunder machten genau so weiter, wie sie schon die erste Hälfte bestritten hatten: bissig und mit Zug zum Tor. Der zweite Treffer ließ nicht lange auf sich warten; Aubameyang umkurvte auf Zuspiel von Großkreutz Torwart Szczesny und beförderte den Ball stolpernd ins Tor (48.).

Nur drei Minuten später verpasste Immobile mit einer Direktabnahme gar das 3:0, Szczesny lenkte das Spielgerät mit einer sehenswerten Parade über die Querlatte (51.). Dortmunds Spielzüge hatten sich längst das Prädikat beeindruckend verdient. Bei einem abgefälschten Distanzschuss von Sokratis musste Szczesny erneut retten (56.); und nach einem der vielen flinken Konter scheiterte Aubameyang an der Querlatte (57.).

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Arsenals Trainer Arsène Wenger nahm in der 61. Minute den enttäuschenden Mesut Özil vom Feld, in Alex Oxlade-Chamberlain erschien ein weiterer schneller Angreifer. Die Londoner, die bereits zum dritten Mal in vier Jahren in der Gruppenphase auf den BVB trafen, nahmen nun das Spiel in die Hand.

Doch viel gelang ihnen dabei nicht. Stattdessen hatte Dortmund die nächste Chance zum 3:0, doch Henrikh Mkhitaryan wählte in der 73. Minute trotz zweier ungedeckter Mitspieler den Torabschluss statt des Querpasses - und schoss über die Latte.

Arsène Wenger hätte dann gerne noch Lukas Podolski eingewechselt, doch der Angreifer stöberte erst einmal hektisch auf der Bank herum, er fand seine Schienbeinschoner nicht - das passte aus Sicht der Londoner zu diesem missglückten Abend. In der 77. Minute kam der deutsche Nationalspieler dann doch noch aufs Feld. Er bekam braven Applaus vom Dortmunder Publikum - und ein paar Minuten später erhielt Immobile bei seiner Auswechslung rauschende Ovationen.

© SZ vom 17.09.2014 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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