Die Rheinbrücke auf der Autobahn 1 bei Leverkusen hat es zu einer gewissen Berühmtheit gebracht. Sie war Objekt einer Langzeit-Dokumentation bei der „Sendung mit der Maus“, aber nicht wenige Verkehrsteilnehmer verbinden mit ihr eher einen relevanten Lebenszeitverlust, denn sie provozierte in den vergangenen Jahren so manchen kapitalen Stau. Erst war sie baufällig, dann wurde sie aufwendig ausgetauscht, und am Freitag fielen von den neuen Türmen auch noch gefährliche Eisbrocken herunter, sodass die Brücke zur Enteisung über Stunden hinweg gesperrt werden musste. „Das ist eine Brücke, die für viele Probleme sorgt“, sagte am späten Freitagabend der Stauforscher Xabi Alonso.
Der 43 Jahre alte Spanier ist natürlich eigentlich der Trainer des Fußballmeisters Bayer Leverkusen, aber am Freitag referierte Alonso im Bauch des Dortmunder Stadions auch über die Rheinbrücke, denn der Umstand, dass sie am Freitag mal wieder für längere Zeit nicht passierbar gewesen war, hatte am Abend jenes Tages sogar Auswirkungen auf die Leverkusener Startelf beim Gastspiel in Dortmund.
Die Bayer-Fußballer Florian Wirtz und Exequiel Palacios nämlich waren tagsüber auf dem Weg nach Leverkusen jeweils in den Stau vor der gesperrten Brücke geraten und konnten deshalb nicht dabei sein, als Alonso die Mannschaft auf das Spiel beim BVB vorbereitete. „Wir sprechen vor jedem Spiel mit den Spielern, damit sie wissen, was sie zu tun haben“, schilderte Alonso die Abläufe an einem Spieltag, „aber Flo war diesmal nicht dabei, und ich weiß doch, wie wichtig er für das Team ist.“
Die beiden Stau-Opfer jedenfalls mussten später direkt nach Dortmund kommen. „Es war für meine Beruhigung, ich wollte die Dinge klar haben, es war meine Entscheidung und keine disziplinarische Maßnahme“, begründete Alonso, warum bei Spielbeginn weder Wirtz noch Palacios auf dem Feld standen. Alonso wechselte Wirtz erst in der 63. Minute ein, als Leverkusen schon 3:1 führte; und Palacios kam in der 89. Minute, als Leverkusen zwar nur noch 3:2 führte, aber doch schon so gut wie gewonnen hatte.

Bundesliga-Auftakt ins neue Jahr:Bestimmt geht alles wieder schief
Zum Start ins Fußballjahr fürchten sich die 18 Klubs vor vielen Dingen. Eine umfassende Vorschau, die nur einen Schluss zulässt: Es braucht Humor.
Mit zwei Spielern, die aus dem Stau kamen, und drei Punkten, die es für den Sieg beim BVB gab, fuhr Bayer Leverkusen in der Tabelle sozusagen sehr dicht auf den Tabellenführer Bayern München auf. Bayer ist seit nun 25 Bundesliga-Auswärtsspielen ungeschlagen. Um im Jargon zu bleiben: Bayer genießt fußballerisch weiter freie Fahrt.
Stau ist ein unschönes Thema für die Menschen – aber was bringt sie in diesen winterlichen Tagen noch aus der Fassung? Grippe! Und davon war in einem bemerkenswerten Ausmaß am Freitag Leverkusens Kontrahent Borussia Dortmund betroffen. „Das war wie ein schlechter Witz“, berichtete am Abend der Trainer Nuri Sahin über die ebenfalls gestörte Vorbereitung auf das Leverkusen-Spiel. „Gefühlt jede Stunde kam eine neue Nachricht, dass wieder jemand ausfällt – insgesamt zwölf Personen, Spieler und Staff.“
Und so geschah es nämlich, dass beim BVB über den verletzten Niklas Süle und den gesperrten Pascal Groß hinaus auch noch die grippeerkrankten Emre Can, Nico Schlotterbeck, Waldemar Anton und Ramy Bensebaini ausfielen – allesamt Abwehrspieler.
In der Dortmunder Abwehrkette spielten deshalb rechts außen der eigentlich nur als Ergänzungsspieler firmierende Yan Couto und in der Innenverteidigung der eigentliche Außenverteidiger Julian Ryerson sowie außerdem noch die beiden jungen und weitgehend unerfahrenen Almugera Kabar, 18, mit zuvor 46 Minuten Bundesliga-Erfahrung und Yannik Lührs, 21, mit zuvor 36 Minuten.

Die nächsten Spiele des BVB: auswärts in Kiel und Frankfurt
Es lag deutlich erkennbar an der Unerfahrenheit und an der mangelnden Eingespieltheit dieser Viererkette, dass das furios startende Leverkusen nach 25 Sekunden (!) sein erstes Tor erzielte (Nathan Tella), nach acht Minuten sein zweites und nach 19 Minuten sein drittes. Letztere erzielte Patrik Schick, der nun auf elf Tore in den vergangenen sechs Spielen kommt.
Borussia Dortmund, zuvor seit 21 Jahren an Freitagsheimspielen unbesiegt, wurde auseinandergenommen. Tore von Jamie Gittens (12.) und Serhou Guirassy (79., Foulelfmeter) verschönerten zwar das Endergebnis auf 2:3, die Niederlage aber zermürbte den Sportdirektor Sebastian Kehl, der tags zuvor seinen Vertrag bis 2027 verlängert bekommen hatte. „Das war maximal unglücklich, wir sind maximal schlecht ins Spiel gekommen“, sagte der 44-Jährige zerknirscht.
Am Dienstag spielt der BVB schon in Kiel und bereits am kommenden Freitag in Frankfurt – das sind für die ohnehin auswärtsschwachen Dortmunder zwei Spiele, die angesichts des wachsenden tabellarischen Rückstands auf die Champions-League-Qualifikationsplätze von nun umso größerer Bedeutung sind. „Wir müssen jetzt maximal aufpassen, dass sich niemand weiteres mehr ansteckt“, sagt Kehl.