Dortmund gewinnt klar gegen Köln:Mehr Tore als der Gegner Torschüsse

Die Dortmunder spielen gegen Köln so, wie sie immer spielen in dieser Saison - und wofür sie in der Bundesliga bislang belohnt und in der Champions League bestraft wurden. Weil die Kölner niemanden zum Bestrafen haben, gewinnt Dortmund locker mit 5:0.

Jürgen Schmieder

Irgendwann, es war Mitte der zweiten Halbzeit, da war selbst Jürgen Klopp entspannt. Der Dortmunder Trainer, der gewöhnlich wie der tasmanische Teufel in der Coaching Zone herumtobt, klopfte einem Assistenten auf den Schenkel, setzte sich mit verschränkten Armen auf eine Werbebande und sah seinen Spielern beim Herumtoben zu, wie ein Herrchen seinen gut dressierten Hunden beim Toben zusieht. Zu diesem Zeitpunkt stand es bereits 4:0 für Dortmund gegen den FC Köln - und weil die Dortmunder noch ein wenig tobten, stand es am Ende 5:0.

Borussia Dortmund - 1. FC Koeln

Wieder flott kombiniert, doch im Gegensatz zur Champions League auch Tore erzielt und gewonnen: Der Dortmunder Shinji Kagawa jubelt über seinen Treffer zum 1:0.

(Foto: dapd)

In der Champions League waren die Dortmunder zuletzt arg düpiert worden. Flink und forsch waren sie nach vorne gerannt, hatten sich zahlreiche Chancen erspielt und am Ende doch verloren. Die Gegner Olympique Marseille und Olympiakos Piräus waren wahrlich keine Schwergewichte, aber routinierte Champions-League-Teilnehmer. Die Dortmunder hatten bei diesen Spielen gewirkt wie höchst talentierte, aber eben unerfahrene A-Jugendliche, denen von weniger talentierten, aber höchst abgezockten Erwachsenen die Grenzen aufgezeigt wurden.

Nun durfte die junge Dortmunder Elf wieder in der Bundesliga spielen, jene Spielklasse, die sie in der vergangenen Spielzeit "mit einem Hussarenritt" (Sportdirektor Michael Zorc) gewonnen hatte. Für den gesperrten Ivan Perisic rückte Sebastian Kehl in die Startelf, ein einst höchst talentierter und mittlerweile höchst abgezockter Fußballprofi.

Gegner an diesem Samstag war der 1. FC Köln. "Wir müssen versuchen, das Tempo am Anfang zu bremsen", hatte Kölns Trainer Stale Solbakken vor der Partie gesagt. Nun ist der FC Köln nicht Olympique Marseille oder Olympiakos Piräus, irgendwie ist der FC Köln derzeit nicht einmal der FC Köln - aufgrund von Verletzungen fehlen derart viele Akteure, dass die Elf wie eine verbesserte Nachwuchsmannschaft daherkommt.

Die Dortmunder begannen temporeich, und weil sie niemand bremste, inszenierten sie gleich einen sehenswerten Angriff samt Führungstreffer. Mats Hummels passte auf Kevin Großkreutz, der durfte ohne Gegenspieler zur Grundlinie sprinten und den Ball auf Shinji Kagawa legen, der das Spielgerät ungebremst aus sieben Metern ins Tor schob.

Die Kölner suchen, die Dortmunder treffen

Danach agierten die Dortmunder, wie sie in dieser Saison immer agieren - und wofür sie in der Bundesliga bislang belohnt und in der Champions League bestraft wurden: Alle drei Minuten gab es einen wunderbar anzusehenden Spielzug, der zu weniger wunderbar anzusehenden Torschüssen führte - bei den Versuchen von Lewandowski und Schmelzer war es den überdimensionierten Fangnetzen im Dortmunder Stadion zu verdanken, dass der Ball nicht in einem Orbit mit dem Uli-Hoeneß-Elfmeter von 1976 landete.

Aus diesem Grund suchten die Kölner nach einem Akteur, der die mangelnde Chancenverwertung der Dortmunder bestrafen könnte. Sie suchten nach Milivoje Novakovic, doch der war aufgrund einer Verletzung nicht auf dem Feld. Dann suchten sie nach Lukas Podolksi - der stand zwar auf dem Feld, war aber irgendwie nicht zu finden. Also droschen die Kölner den Ball meist weit nach vorne in der Hoffnung, dass er so schnell nicht zurückkommen würde.

Der Ball kam jedoch immer wieder zurück, meist wurde er vom äußerst spielfreudigen Mario Götze in den Strafraum gedribbelt und zu einem Mitspieler gepasst. In der 24. Spielminute erreichte so ein Zuspiel auf Umwegen Marcel Schmelzer, der den Ball elegant in die rechte obere Ecke schnibbelte. Kurz vor der Pause rannte Lewandowski nach schönem Zuspiel von Götze mit dem Ball zum 3:0 ins Tor, während den Kölnern das Kunststück gelang, innerhalb von 45 Minuten nicht ein Mal auf das Tor von Roman Weidenfeller zu schießen.

Kurz nach der Pause erzielte Lewandoski auch das 4:0. Jürgen Klopp setzte sich auf die Werbebande, verschränkte die Arme und sah Sebastian Kehl dabei zu, wie der eine Flanke von Jakub Błaszczykowski in Horst-Hrubesch-Manier ins Tor wuchtete (66.).

Nun wirkten die Dortmunder wie eine höchst abgezockte Elf, die einer A-Jugend eine Lehrtunde erteilt - während Podolski immerhin einen traurigen Rekord vermied: Er schoss in der 86. Minute aufs Tor - eine Partie ohne Torschuss ist seit Einführung flächendeckender Statistiken in der Bundesliga noch keiner Mannschaft gelungen. "Wir haben den Dortmundern zu viele Räume gelassen", sagte Sascha Riether nach dem Spiel, "es ging alles ganz schnell, wir konnten nicht mehr reagieren."

Auf die Dortmunder wartet nun am Dienstag die nächste knifflige Aufgabe, allerdings nicht in der Bundesliga und auch nicht in der Champions League. Im DFB-Pokal spielen die Dortmunder gegen Dynamo Dresden. Es ist zu erwarten, dass Jürgen Klopp dann wieder in der Coaching Zone toben wird - außer, seine Mannschaft führt Mitte der zweiten Halbzeit mit 4:0.

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