Champions League:Wieder eine schräge Sache für den BVB

  • Borussia Dortmund dreht gegen Inter Mailand einen 0:2-Rückstand zu einem 3:2-Sieg.
  • Achraf Hakimi steuert zwei Treffer bei.
  • Der Erfolg eröffnet dem BVB alle Chancen aufs Achtelfinale.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Um 22.07 Uhr am Mittwochabend ist im Dortmunder Fußballstadion etwas zunächst allenfalls Erfreuliches für die heimischen Fans geschehen. Borussia Dortmund hat gegen Inter Mailand sein erstes Champions-League-Heimtor seit zwölf Monaten und zwölf Tagen erzielt. Seit man Ende Oktober 2018 Atletico Madrid mit 4:0 besiegt hatte, war den Dortmundern in der Königsklasse in ihrem eigenen stolzen Stadion binnen drei Spielen doch tatsächlich kein einziges Tor mehr gelungen. Doch dieses Manko machten die Dortmunder gegen Inter Mailand noch doppelt und dreifach wett. Die Fans waren hinterher wie berauscht.

Als Achraf Hakimi in der 51. Minute die Heimtor-Blockade löste, konnte sich zunächst noch kaum jemand so richtig freuen, weil dieser Treffer nämlich nur den 1:2-Anschluss bedeutete. Aber das war nur der Anfang einer sensationellen Aufholjagd. Julian Brandt ließ dem ersten in der 64. Minute noch den zweiten Dortmunder Champions-League-Heimtreffer dieses Jahres folgen und Hakimi in der 77. Minute sogar noch den dritten. Diese drei Tore zum 3:2 (0:2)-Sieg erwiesen sich für den BVB als besonders wichtig, denn sie eröffneten ihm alle Chancen aufs Achtelfinale. Den direkten Vergleich mit Mailand, der am Ende bei Punktgleichheit zählen würde, haben die Dortmunder nach der 0:2-Pleite im Hinspiel allerdings verloren.

"In diesem Verein sind schon viele schräge Sachen passiert", hatte Brandt erst kürzlich gesagt, nachdem er schon das Pokalspiel gegen Mönchengladbach kurz vor Schluss durch zwei späte Treffer gedreht hatte. Genau deshalb hatten sich die Fans auch für das Spiel gegen Inter eine schräge Sache erhofft. Und sie bekamen sie. In Barcelona, das gegen Slavia Prag nur 0:0 spielte, sollte Dortmund in drei Wochen möglichst nicht verlieren, um die Chance aufs Achtelfinale vor dem finalen Heimspiel gegen Prag zu verfestigen. Ihre nächste harte Prüfung bekommen die mental zur Zeit so starken Dortmunder bereits am Samstag in der Bundesliga beim FC Bayern.

Völlig überraschend gerät das Spiel in Schieflage

Namhafte Kontrahenten stehen beim BVB derzeit Schlange, und der vom vormaligen italienischen Nationaltrainer Antonio Conte trainierte FC Internazionale Milano war bestens geeignet, um zu überprüfen, in welchem Zustand sich der wechselhafte BVB befindet. Inter ist keine verspielte Truppe, die mit halbherziger Überzeugung fatalistisches Pressing spielt und sich dabei bubenhaft auskontern lässt. Contes Mannschaften spielen mit der Mentalität pedantischer Bankangestellter, denen keine noch so kleine Münze durch die Finger rutscht. Gegen solche Teams ergeben sich im Mittelfeld mannigfaltige Gefahren. Die fußballerische TÜV-Prüfung hat der BVB zwar bestanden - aber nur aufgrund der überragenden zweiten Hälfte.

Man sagt, gegen eine Mannschaft wie Inter sollte man tunlichst nicht in Rückstand geraten, aber genau das ist den Dortmundern passiert, als nicht einmal fünf Minuten gespielt waren. Manuel Akanji rutschte aus, als sein Gegenspieler Lautaro Martinez nahe der Mittellinie den Ball erhielt, und Mats Hummels, der die Verfolgung aufnahm, rannte dem Argentinier bis in den Strafraum nur hinterher, bis dieser den Ball zum 1:0 unter die Latte drosch.

Man sagt, wenn man gegen solch eine Mannschaft schon nicht dem Ausgleich nahe kommt, dann sollte man wenigstens tunlichst das 0:2 vermeiden, aber das war in der 40. Minute nur schwer möglich, weil die Mailänder mit einem überragenden Spielzug durch Matias Vecino genau dieses zweite Tor erzielten. Der Zweite der italienischen Serie A führte den Zweiten der Bundesliga in der ersten Halbzeit vor.

Unverändert gingen die Dortmunder in die zweite Hälfte und hatten zunächst weiter Mühe, sich zu behaupten. Doch dann geriet das eigentlich sehr eben wirkende und für Mailand wie prädestiniert erscheinende Spiel völlig überraschend in Schieflage. Wieder entwickelte sich hier etwas Schräges. Hakimi stocherte eine Hereingabe von Mario Götze zum Anschlusstreffer ins Tor. Der zweite Spieler neben Hakimi, der sich in den vergangenen Tagen besonders hervorgetan hatte, war Brandt, und ihm war es vorbehalten, das 2:2 (64.) zu schießen. Das Siegtor steuerte wieder der überragende Hakimi einen Tag nach seinem 21. Geburtstag bei. Nach seinen beiden Treffern zum 2:0-Sieg in Prag war das fünfte Dortmunder Champions-League-Tor dieser Saison schon das vierte des Marokkaners.

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