Dortmund glänzt in der Champions League:Rauschhaft ins Viertelfinale gespurtet

Flink, zielstrebig, hungrig: Erstmals seit 15 Jahren steht Borussia Dortmund wieder im Viertelfinale der europäischen Königsklasse. Ein souveränes 3:0 gegen Schachtjor Donezk lässt Trainer Jürgen Klopp zeitweise sogar gemütlich mit dem Unparteiischen plaudern. Dabei hatte der Abend zunächst mit einer schlechten Nachricht begonnen.

Zwanzig Minuten vor Schluss fing Jürgen Klopp an, lächelnd mit dem vierten Unparteiischen an der Seitenlinie zu plaudern. Das sieht man nicht oft. Der Trainer des deutschen Fußball-Meisters Borussia Dortmund ist ja für gewöhnlich bis zur letzten Sekunden angespannt und diskutiert eher hitzig mit Schiedsrichtern. Am Dienstagabend aber war er frühzeitig entspannt.

Seine Mannschaft hatte im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League nach einer Stunde ein 3:0 vorgelegt gegen den ukrainischen Titelträger Schachtjor Donezk und sich damit "ein bisschen Ruhe verschafft", wie Mittelfeldspieler Mario Götze nachher feststellte. Beim 3:0 blieb es, das reichte den Dortmundern nach dem 2:2 im Hinspiel vor drei Wochen, um erstmals seit 15 Jahren ins Viertelfinale einzuziehen. "Maximale Freude" empfand Klopp: "Die ganze Champions-League-Saison läuft wie geschnitten Brot."

Dabei hatte der Abend mit einer schlechten Nachricht für die Dortmunder begonnen: Innenverteidiger Mats Hummels, der im Hinspiel den Ausgleich zum 2:2 erzielt (zuvor allerdings auch das 1:2 verschuldet) hatte, fiel wegen seiner Grippe ein weiteres Mal aus. Er hatte schon die Pokalpartie bei Bayern München (0:1) sowie das Punktspiel gegen Hannover (3:1) verpasst und auch am Montag noch keinen guten Eindruck gemacht. "Wir hatten es nicht komplett ausgeschlossen, dass über Nacht ein Wunder passiert", sagte Klopp: "Aber das ist nicht geschehen."

Hummels' Platz nahm wieder Felipe Santana ein, der nicht immer so sicher wirkende und deshalb oft und gern kritisierte Brasilianer. Im Vergleich zum Hannover-Spiel rückten die geschonten Lukasz Piszczek, Sven Bender und Mario Götze in die Startelf für Kevin Großkreutz, Sebastian Kehl und Julian Schieber. Robert Lewandowski konnte somit wieder seinen Stammplatz als einzige Sturmspitze einnehmen.

Dem Polen bot sich nach zwölf Minuten auch die erste Torchance des Spiels: Von Götze schön im Strafraum angespielt, schoss er Donezks Torwart Andrej Pjatow jedoch ans Schienbein. Bis dahin war Klopps taktische Ausrichtung schon deutlich geworden: Mittelfeldspieler Ilkay Gündogan zog sich weit zurück, teilweise bis in die Innenverteidigung.

Zum einen, um sich von dort aus um den Spielaufbau zu kümmern, was sonst Hummels erledigt, Felipe Santana aber nicht so gut kann; zum anderen, um eine weitere Absicherung gegen Donezks gefürchtet schnelles Umschalten von Abwehr auf Angriff zu haben.

Das Konzept ging grundsätzlich auf. "80 Minuten lang war es ein unglaubliches Spiel von uns", lobte Klopp seine Spieler: "Wir haben einen spielstarken Gegner nicht zur Entfaltung kommen lassen." Zumindest nicht lang, das stimmt.

Als die Ukrainer Mitte der ersten Halbzeit etwas mutiger wurden und ihre Gefährlichkeit aufblitzen ließen, antworteten die Dortmunder mit ihrem ersten Tor: Nach einer Ecke von Götze nutzte der 1,94-Meter-Mann Felipe Santana seinen Größenvorteil gegenüber seinem Gegenspieler Jaroslaw Rakizkij (1,80) und wuchtete den Ball per Kopf ins rechte obere Tordreieck (31.).

Flanke Lewandowski, Tor Götze

Der auf der Linie postierte Rat (1,78) kam nicht hoch genug, um abzuwehren. Sechs Minuten später spitzelte Götze den Ball zum 2:0 ins diagonal entgegengesetzte Eck, die Vorarbeit hatte Lewandowski mit einer Flanke von rechts geleistet.

Drei Chancen, zwei Tore - für Schachtjors Keeper Pjatow war die Dortmunder Effizienz besonders deprimierend: Er hatte in der ersten Halbzeit den Ball kein einziges Mal in die Finger bekommen - entweder blockten seine Vorderleute die Schüsse ab oder sie landeten eben im Netz.

Seinen ersten Ball hielt der 28-Jährige in der 54. Minute fest - einen Freistoß, den Marco Reus kunstvoll um die Mauer gezirkelt hatte. Die mangelnde Fangpraxis wurde Pjatow fünf Minuten später zum Verhängnis: Gündogans harmlosen 20-Meter-Schuss ließ er abprallen, so dass Blaszczykowski zum 3:0 abstauben konnte (59.).

Damit war dem ukrainischen Meister der vergangenen drei Jahre der Elan zu einer Aufholjagd wieder genommen, mit dem er aus der Kabine gekommen war. In den ersten zehn Minuten nach der Pause hatte sich Donezk eine Reihe von Chancen erarbeitet. Der eingewechselte Douglas Costa, einer von einem halben Dutzend Brasilianern im Team der Ukrainer und im Hinspiel Torschütze des 2:1, tunnelte erst Felipe Santana, ehe er an Borussias Torwart Roman Weidenfeller hängen blieb, kurz danach schoss er knapp am Tor vorbei (48.).

Dann warf sich Piszczek gerade noch in einen Schuss des im Strafraum allein gelassenen Teixeira (49.), und der von Weidenfeller bedrängte Fernandinho stolperte den Ball am Fünf-Meter-Raum ins Aus anstatt ins Tor (50.). Das wären die Gelegenheiten gewesen, dem Spiel noch eine Wende zu geben. "Ein bisschen lästig" empfand Klopp diese Phase. Aber zehn Minuten später war die Sache dann ja zu Gunsten der Gastgeber entschieden. Schachtjor Donezk bemühte sich zwar um wenigstens ein Ehrentor.

Aber die Dortmunder brachten die Partie abgeklärt zu Ende und hatten sogar noch ein paar Konterchancen. Aber sie schonten ihre Kräfte schon für das nächste wichtige Spiel: am Samstag beim Erzrivalen Schalke 04. Möglicherweise wird dann Sven Bender ausfallen: Er ließ sich wegen einer Verletzung zur Pause auswechseln, die genaue Diagnose steht noch aus. Benders Blessur war das einzige, was Klopps Freude an diesem Abend trübte.

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