Dortmund siegt:Watzke eröffnet mit Vergnügen den Nervenkrieg

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Erlöser: Mario Götze trifft zum wichtigen 3:1 gegen Düsseldorf. (Foto: AP)
  • Borussia Dortmund schlägt Fortuna Düsseldorf und BVB-Boss Hans-Joachim Watzke freut sich über ein spannendes Saison-Finale.
  • Der Rest von Dortmund bewertet die Lage nicht ganz so euphorisch. Der Sieg gegen das Team von Friedhelm Funkel wird erneut mehr erzittert als erspielt.
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Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Borussia Dortmunds Chancen auf den Meistertitel mögen minimal sein, aber der Vereinsboss Hans-Joachim Watzke hatte am Samstagabend trotzdem gute Nachrichten. Er sagte: "Wir können noch alles gewinnen und die Bayern noch alles verlieren, der Druck wandert nach Süden." Es sollte wie eine Drohung klingen. Eine Stunde nach dem vorletzten Spieltag und sieben Tage vor dem Showdown am nächsten Samstag eröffnete Watzke mit Vergnügen den Nervenkrieg.

Um 17.30 Uhr hatten sich Dortmunds Fußballer mit einem Hoffnungsschimmer von ihren Fans verabschiedet. Die Borussia beendete ihr letztes Saison-Heimspiel mit der kleinen Chance, am kommenden Samstag in Mönchengladbach vielleicht doch noch Meister zu werden. Zu diesem Zwecke war der am Ende in Überzahl erzitterte 3:2 (1:0)-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf Gold wert.

Der Sieg war aber mehr glücklich als befreiend. Dortmund gewann bloß und wahrte auch nur deshalb seine kleine Titelchance, weil Düsseldorfs Dodi Lukebakio nach einer knappen Stunde einen Foulelfmeter am Tor vorbei schoss. In der Nachspielzeit erzielte Dortmunds Mario Götze das 3:1 und Düsseldorfs Dawid Kownacki das 3:2. In den allerletzten Sekunden entging der entnervte BVB dem Ausgleich. Kaum war der Schlusspfiff ertönt, schrie der Stadionsprecher Norbert Dickel ins Mikrofon: "Leipzigbayernnullzunull - es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist!" Die jubelnden Fans antworteten singend: "Deutscher Meister wird nur der BVB."

Derart ultimativ positiv beurteilten Fußballer und Funktionäre die Konstellation lieber nicht. "Alles noch drin", sagt der Abteilungsleiter Sebastian Kehl. "Wir glauben noch dran", sagte der Flügelstürmer Christian Pulisic. Doch Mittelfeldmann Thomas Delaney klang realistischer, als er eingestand: "Unsere Chance ist nur ganz klein." Der Trainer Lucien Favre hielt sich gewohnt mehr an Fakten als an Emotionen. "Wir müssen gewinnen und auf Frankfurt hoffen", sagte er.

Für den einen oder anderen im Dortmunder Team ist es die letzte Chance auf einen Meistertitel mit dem BVB. Zum Beispiel für Pulisic. Fünf Jahre hat der US-Amerikaner für Dortmund gespielt. Im Sommer wechselt er zum FC Chelsea nach London. Der 20-Jährige, der vor dem Spiel verabschiedet wurde, feierte beim BVB die B-Jugend-Meisterschaft (2015), die A-Jugend-Meister (2016) und den Pokalsieg (2017), nun würde er zum Abschied gern auch noch Meister werden. Er tat am Samstag sein möglichstes dazu, als er in der 41. Minute per Kopf das Tor zur 1:0-Führung erzielte. Das war in seinem 89. Bundesligaspiel für Dortmund sein 13. Tor.

BVB-Torhüter Hitz steht zweimal im Mittelpunkt

Der verzweifelte Schweizer Torwart Marwin Hitz hätte seinen Dortmundern indes um ein Haar die letzte Chance auf die Meisterschaft geraubt. Er stand diesmal im Tor, weil Roman Bürki verletzt war. Hitz ließ in der 47. Minute nicht nur hanebüchen einen mauen Kopfball vom Düsseldorfer Oliver Fink zum 1:1 durch, sondern foulte in der 56. Minute - Delaney hatte zwischenzeitlich (53.) die erneute Dortmunder Führung erzielt - auch plump Düsseldorfs Lukebakio, so dass es Elfmeter gab. Der Belgier Lukebakio hatte in der Hinrunde den FC Bayern geärgert, indem er in München beim 3:3 alle drei Fortuna-Treffer erzielt hatte, und jetzt ärgerte er die Bayern wieder, indem er in der 59. Minute den Foulelfmeter am Tor vorbei schoss.

Doch nicht einmal Götzes spätes 3:1 (92.) brachte dem BVB Gewissheit. Seit der 83. Minute spielte Dortmund in Überzahl, weil Fortunas grätschender Adam Bodzek dem fliehenden Dortmunder Wirbelwind Jadon Sancho die Stollen auf die Ferse gedrückt hatte. Es war Fortunas allererster Platzverweis in dieser Saison. Düsseldorf gab nach dem 1:3 noch mal richtig Gas. Dortmund flatterte. Dem 2:3 durch Kownacki (95.) wäre beinahe noch der Ausgleich gefolgt, doch Dortmund hatte Glück, dass Großchancen von André Hoffmann und Kenan Karaman nicht im Tor endeten.

Watzke findet, dass sein BVB nichts mehr zu verlieren hat. "Wir spielen eine tolle Saison und haben schon jetzt 18 Punkte mehr als letzte Saison - dazu können wir Lucien Favre nur gratulieren", sagte er. Aber der Geschäftsführer findet auch, dass sein Klub dem ganzen Fußball-Land einen Gefallen getan hat. "Wir sind froh, dass wir der Bundesliga nach langer Zeit mal wieder ein Finale am letzten Spieltag bescheren, darauf sind wir stolz."

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